Hunting the light - Unsere zweite Postschiffreise
23.01.2019
Im Februar 2014 waren wir bereits mit dem Postschiff in Norwegen unterwegs und haben damals schon gesagt, dass wir uns eine solche Tour durchaus noch einmal vorstellen könnten. Und so starten wir Anfang Januar 2019 erneut zur Jagd auf das Nordlicht. Hunting the light - so nannte Hurtigruten damals diese Tour.
Quelle Karte: Hurtigruten (Postschiffroute)
Wir haben das gleiche Schiff gebucht wie vor fünf Jahren, da uns die MS Polarlys seinerzeit sehr gut gefallen hatte. Mittlerweile ist das Schiff innen komplett renoviert, alles ist moderner geworden. Der ehemals kleine Shop wurde drastisch vergrößert. Auf dem Außendeck 6 sind nun zwei Jacuzzis untergebracht. Mit Ausnahme der Panoramalounge hat uns die alte Polarlys besser gefallen, wir denken, es ist viel Atmosphäre verloren gegangen. Besonders das auf Deck 7 befindliche Café gefällt uns absolut gar nicht. Hinzu kommt, dass deutlich mehr Passagiere an Bord sind. Überall ist viel los, in den öffentlichen Bereichen ist es teilweise gar nicht so leicht, einen Sitzplatz zu ergattern.
Zumindest hat unsere Kabine freien Blick nach außen, liegt wie gewünscht auf der Hafenseite, also Backbord. Wenn beide Betten betriebsbereit sind, ist es zwar etwas eng, aber wir klappen sie tagsüber einfach weg, können dann das Sofa besser nutzen und haben Bewegungsraum. Auf dem Fernsehschirm können wir die Route des Schiffes auf einer Karte verfolgen; eine Bugkamera liefert auf Wunsch Live-Aufnahmen.
Wir checken in Bergen am Hurtigruten-Terminal auf der MS Polarlys ein; wie beim letzten Mal regnet es. Abends legen wir ab.
Leider spielt das Wetter zunächst nicht mit. Es ist relativ mild, es regnet viel. Die Landschaft ist nicht weiß, wie wir erhofft haben, sondern wie bei uns daheim im Winter meist üblich, braun-grün. Lasst Euch von unseren Fotos nicht täuschen; auf denen sieht es viel besser aus, aber bei strömendem Regen fotografieren wir natürlich nicht.
Trotzdem gehen wir in einigen Häfen von Bord, so in Ålesund und natürlich auch in Trondheim.
Unterwegs begegnen wir anderen Hurtigruten-Schiffen, die auf dem Weg nach Süden sind. Die MS Lofoten ist das älteste Schiff der Flotte, 1964 in Betrieb genommen. Mittlerweile haben wir uns im Supermarkt Bier besorgt; die Preise hier an Bord sind exorbitant hoch.
Zwischendurch halten wir uns immer dann an Deck auf, wenn die Lichtverhältnisse zum Fotografieren geeignet sind. In den meisten Häfen ist die Aufenthaltsdauer viel zu kurz, um das Schiff zu verlassen. Fotos von Deck sind natürlich möglich.
Auch in Bodø steht wieder ein kurzer Landgang an.
Im Bereich der Lofoten wird die Landschaft dann interessanter, aber es ist dunkel - also keine Fotos! In Svolvaer fällt unser Landgang aufgrund des Regens nur sehr kurz aus. Von der schönen Strecke nach Tromsö sehen wir auch nicht allzu viel. Alles ist wolkenverhangen, 7 Grad plus (!) lassen es nicht schneien, sondern weiter regnen. Der Wind nimmt zu, Aufenthalt an Deck unmöglich. Regen und heftiger Wind lassen uns dann auch auf den Landgang in Tromsö verzichten. Zumindest ist aber das Explorer genannte Panoramadeck ausnahmsweise mal fast leer (die Ausflüge sind natürlich unterwegs), so dass wir dort sitzen können und wenigstens einen guten Blick auf die Stadt haben.
Hinter Tromsø wird es dann kühler. Es klart etwas auf, zudem liegt mehr Schnee, so dass sich immer wieder interessante Fotomotive ergeben. Bei Havøysund klart es weiter auf. Mittlerweile regnet es nicht mehr, wenn Niederschlag fällt dann als Schnee. Wir passieren die Insel Magarøy, auf der sich das Nordkap befindet.
In Honningsvåg nutzen wir dann wieder die Gelegenheit, an Land zu gehen. Hier liegt viel Schnee, die Räumfahrzeuge sind permanent im Einsatz.
Unsere Hoffnung auf Nordlicht wird aber erst einmal enttäuscht. In Mehamn schneit es heftig, die Außendecks sind gesperrt. Aber bei dem Schneetreiben würde man eh nichts sehen. Später bessert sich die Lage, die Wolken verschwinden. In der Nacht ist das erste, allerdings nur sehr schwache Nordlicht zu sehen. Und natürlich ist es quasi unmöglich, auf dem bedingt durch den immer noch starken Wind und Seegang stark schwankenden Schiff eine akzeptable Langzeitbelichtung hinzubekommen.
Kirkenes ist der Wendepunkt der Reise. Obwohl wir den Ort durch unseren Zwangsaufenthalt im Sommer 2014 kennen, gehen wir natürlich von Bord. Punktgenau fängt es wieder an zu schneien, als wir im Ort unterwegs sind, hört dann beim Ablegen auf.
In Vardø gibt es auch nur einen recht kurzen Aufenthalt. Ein paar Fotos von Bord aus, dann schauen wir den mutigen Mitreisenden zu, die den Sprung ins kalte Fjordwasser wagen.
Der nächste Tag wird ein langer werden. So gibt es an Deck einen Energiekaffee. Dann erreichen wir zunächst die große "Gasfabrik" Melkøya, die direkt bei Hammerfest liegt. In Hammerfest machen wir einen Spaziergang durch den Ort. Wir sind froh, dass wir Spikes für die Schuhe haben, denn es ist wirklich sehr glatt.
In den folgenden Häfen reicht die Zeit nicht, um das Schiff zu verlassen, aber zum Fotografieren natürlich allemal. In Windeseile wird Fracht be- und entladen, obwohl die kleinen Gabelstapler bei der herrschenden Glätte durchaus ihre Probleme haben. Der rechte kommt erst wieder von der Stelle, nachdem der linke ihm Gewicht vorne auf die Gabeln gelegt hat.
Die Nordlicht-Vorhersage, die wir auf unserem Fernseher abrufen können, sieht für heute nicht schlecht aus. Und so werden wir auch tatsächlich bis tief in die Nacht (oder sollte man sagen bis zum frühen Morgen) immer wieder von der Durchsage "Nordlicht" aus dem Bett geholt. Es sieht schön aus, aber richtig gute Fotos - na ja, siehe oben!
Zwischendurch haben wir in Tromsø angelegt, dort auf die Gelegenheit gehofft, Nordlicht von Land aus fotografieren zu können. Aber natürlich vergebens. Einerseits ist es in der Stadt natürlich recht hell, andererseits ziehen leider dichte Wolken auf.
Am nächsten Tag werden wir für das bisher nicht so gute Wetter entschädigt. Schon die Anfahrt nach Risøyhamn ist sehr schön.
Anschließend fahren wir für mehrere Kilometer durch die nur etwa 100 m breite Engstelle Risøyrenna - wahrlich eine Bilderbuchlandschaft.
Wir passieren die Vesterålen, legen kurz in Sortland und Stokmarknes an. Auf den Lofoten fängt es dann in Svolvaer gerade, als wir an Land gehen, natürlich an zu schneien. Nordlicht von Land aus zu sehen und zu fotografieren klappt also wieder nicht.
Aber in der Nacht holt uns die Durchsage "Nordlicht" aus den Betten - diesmal ist es deutlich stärker und wesentlich spektakulärer als bisher.
Durch großartige Fjordlandschaften geht es südwärts. Wir überqueren den Polarkreis, diesmal in südliche Richtung. Den Polarkreis haben wir schon oft überquert, und so nehmen wir wie auf der Hinfahrt an der entsprechenden Zeremonie nicht teil.
Wir sehen das erste Mal seit Abfahrt die Sonne, fahren nette Häfen an. Leider nimmt dann die Bewölkung wieder stark zu. Alles ist weggesuppt, von der Bergkette der Sieben Schwestern sehen wir leider nichts.
In Brønnøysund (Stadt in der Mitte Norwegens) erwartet uns Schneegestöber. Peter liegt krank im Bett und beobachtet über die Bugkamera, wie Christine sich für den Ortsbummel verabschiedet.
Abends dann das unvermeidliche Captain's Dinner. Die Nordlicht-Vorhersage sieht so gut aus wie bisher auf der Tour noch nicht, aber dichtes Schneetreiben macht das Lichtspektakel leider unmöglich. Wie schade!
Am nächsten Morgen ist erst einmal Schneeräumen angesagt. Ein zweites Mal legen wir in Trondheim an. Weiter geht es durch schöne, mittlerweile weiße Landschaften.
In Kristiansund können wir beim restlichen Tageslicht und klarem Wetter noch ein paar Fotos machen, bevor es im nächsten Hafen wieder zu schneien beginnt.
Der letzte Tag unserer Reise führt uns durch eine sehenswerte Schärenlandschaft. Das Wetter bessert sich zusehends. So hätte es auf der Hinfahrt sein müssen! Aber das bessere Wetter und die tollen Landschaften auf der Rückfahrt haben uns für die Widrigkeiten auf der Nordtour entschädigt. Noch einmal werden wir eine solche Tour aber wohl nicht unternehmen - große Menschenansammlungen sind nicht unser Ding. Unsere nächsten Reisen sollen wieder individueller sein.