Chile 3: Auf der Carretera Austral nach Norden

03. Januar 2018

 

Morgens kurz nach acht sind wir an der Grenze. Hier beginnt man gerade zu arbeiten, noch ist kein Betrieb. Bei den Argentiniern sind wir ruck zuck abgefertigt. Bei den Chilenen müssen wir diesmal die Einreiseformulare für uns und für den Großen Wagen von Hand ausfüllen, dann erfolgt die Lebensmittelkontrolle. Zwei Restscheiben Salami und Mortadella dürfen nicht mit einreisen, Milch und Leberwurst sind OK. Die (kleinen) Werkstätten in Chile Chico sind alle noch geschlossen, so tanken wir erst einmal. An der Tanke versucht man, einen Mechaniker für uns anzurufen, aber ohne Erfolg. Hier ticken die Uhren halt anders. Also kaufen wir erst einmal ein - besonders überzeugend sind die kleinen Supermärkte nicht, aber wir brauchen halt Frisches. Dann noch einmal eine Runde zu den Werkstätten. Nun wird zumindest in einer gearbeitet. Der Inhaber schweißt das Rohr, aber es ist klar, dass dies nur vorübergehend helfen wird.

 

Die Zufahrt zum Jeinimeni Reserve Nacional, wohin wir einen Abstecher unternehmen, ist zunächst sehr rau, später wird es ein wenig besser. Teilweise gibt es sehr steile Abschnitte. Über eine 4x4-Piste fahren wir steil hinauf zum Trailhead für das Valle Lunar, wo wir am Nachmittag ankommen. Der Platz ist sehr schräg, zum Übernachten deshalb eher nicht geeignet, so beschließen wir, einen Teil des Rundwanderweges noch heute in Angriff zu nehmen. Tolle Formationen lohnen die Mühe des steilen Anmarschs.

 

 

 

In der Nähe finden wir dann nach dem Abstieg einen schönen Platz mit Aussicht. Hier bleiben wir einige Tage, sitzen das Wochenende aus. Peter arbeitet am Auspuff nach. Wir hoffen, dass die Haltbarkeit so zumindest etwas verlängert wird.

 

 

Zurück in Chile Chico kaufen wir noch einmal ein. Danach holpern wir auf Ruta 265 mit extremer Wellblechstrecke am Lago General Carrera entlang durch schöne Landschaft Richtung Carretera Austral. An einem kleinen Wasserfall nutzen wir die Gelegenheit, den Wassertank zu füllen. An unserem Übernachtungsplatz entdecken wir sogar einen Frosch.

 

 

Auf der Weiterfahrt Massenvorkommen an verschiedenen Orchideen. Die attraktiven Magellanorchideen mit großen Blüten sind auch dabei.

 

 

In Puerto Guadal erhalten wir in der winzigen Touri-Information gutes Material zur Carretera Austral, die wir bald erreichen. Diese Straße führt auf einer Länge von mehr als 1100 Kilometern durch großartige Landschaft von Puerto Montt in den Süden Chiles. Mittlerweile sind Teile asphaltiert, aber es gibt auch noch lange Strecken Schotterstraße. Es geht weiter nach Norden. Gut eingesprüht wegen der extrem aggressiven Bremsen sitzen wir am Fluss und genießen Sonne, Wärme und die Blütenpracht.

 

 

 

 

Diese setzt sich auf der weiteren Strecke fort - die Straßenränder sind regelrecht überzogen von einem Blütenteppich. Leider ist die Straße selbst nicht so schön. Teilweise extremes Wellblech, bei Gegenverkehr sieht man nichts mehr, vor allem dann, wenn die Fahrer die Geschwindigkeit nicht reduzieren.

 

 

Eine sehr steile und schmale Piste führt uns früh am Morgen hinunter nach Puerto Mármol. Für uns kein Problem, aber mit einem Wohnmobil ohne 4x4 möchten wir hier nicht wieder hochfahren müssen. Wir wollen die Catedrales/Capillas de Mármol besuchen. Kayaks kann man hier leider nicht mieten, sondern diese müsste man bei den Veranstaltern in Puerto Tranquilo buchen. Dann würde man von dort in einem Minibus hierher gebracht. Touren sind nur noch geführt mit Guide möglich. Nun sind wir aber einmal hier. Noch ist nichts los. So haben wir ein kleines Motorboot mit Bootsführer und Guide ganz für uns alleine. Gut eineinhalb Stunden sind wir unterwegs, immer wieder geht es hinein in die Marmorhöhlen und -tunnel. Ein phantastisches Erlebnis!

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Anstieg zur Straße hinauf verläuft problemlos, Gottseidank kommt uns kein Fahrzeug entgegen. Wir schauen uns kurz in Puerto Tranquilo um; die kleine Kirche ist urig.

 

Danach verlassen wir die Carretera für einen Abstecher ins Valle Exploradores. Durch ein zunächst weites, später enges Tal geht es auf Schotter nach Westen. Wir passieren typische patagonische Friedhöfe, es blüht sehr viel. Die leuchtenden Fuchsien haben es uns besonders angetan. Aber auch der Fingerhut kommt in großen Massen vor und gefällt uns ausgesprochen gut.

 

 

 

Später dann dichter Regenwald. Wir bleiben einige Tage hier in diesem schönen Tal und bewundern die Vegetation des kalten Regenwaldes. Die riesigen rhabarberähnlichen Gunnera-Pflanzen bieten schon einen imposanten Anblick. Leider regnet und regnet es ab dem zweiten Tag, Gottseidank nicht nonstop, aber schon recht viel. Egal, auf der Hinfahrt hatten wir tolles Wetter und beim Rausfahren reißt es auch wieder auf.

 

 

 

 

 

 

Auf Straße wechselnder Qualität, die Ränder teilweise überwuchert von den Gunnera-Pflanzen, führt uns die Carretera immer weiter nach Norden. Auch Pantoffelblumen finden wir an manchen Stellen in großen Büscheln. Die Bergwelt von Cerro Castillo ist sehr eindrucksvoll.

 

 

"Hände" (und viele leuchtende Blumen) schauen wir uns bei Las Manos de Cerro Castillo an. Hier sind an einer Felswand Zeichnungen der Ureinwohner von vor 8.000 bis 10.000 Jahren erhalten.

 

Außerdem haben wir hier in der Gegend das Glück, einen der seltenen Andenhirsche (Huemul) zu sehen. In den 1970er Jahren war dieser Hirsch durch Bejagung nahezu ausgerottet. Heute geht man nach striktem Schutz von vielleicht 2.000 Tieren Bestand aus. Ach ja, das Bild ist in freier Natur entstanden, nicht in einem Gehege. Hier ist selbst der Wald eingezäunt! Das Huemul überwindet diesen, wie wir sehen konnten, sozusagen aus dem Stand.

 

Wieder fahren wir einen Abstecher. In der Nähe von Puerto Ibañez gibt es neben schönem Bergland einen gewaltigen Wasserfall (Salto del Rio Ibañez) zu bestaunen.

 

Auch in Coyhaique gelingt es uns nicht, eine Werkstatt zu finden, die unseren Auspuff reparieren kann. Überhaupt ist der Ort sehr chaotisch, wenig Parkmöglichkeit, selbst Einkaufen ist ein Problem, da der Unimarc mitten im Zentrum liegt und über keine Parkplätze verfügt. Zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise wollen wir auf einen Campingplatz gehen. Da der Platz El Camping für unser Fahrzeug nicht geeignet ist, verlassen wir genervt das Provinznest und fahren Richtung Puerto Aysén. Wir bleiben auf dem ordentlichen Camping Torres del Rio Simpson. Die Besitzer versorgen uns mit leckerem selbst gebackenen Brot und Salat aus eigenem (organischen) Anbau. So schwelgen wir die nächsten Tage in großen, super leckeren Salatportionen.

 

 

Puerto Aysén hat abgesehen von guter Einkaufsmöglichkeit nicht sehr viel zu bieten. Auf dem Weg dorthin eine Wiese voll mit Rabengeiern. Den Abstecher nach Puerto Chacabuco hätten wir uns schenken können, da das Wetter schlechter wird und wir nicht viel sehen. Später auf der Rückfahrt zur Carretera Austral finden wir am Rio Simpson einen guten freien Platz.

  

 

Das Wetter ist weiterhin schlecht, die schöne Landschaft lässt sich nur erahnen. Besser ist es an der Küste in Puerto Cisnes. Dort fahren wir hin, weil wir uns nach Fährmöglichkeiten erkundigen wollen. Denn wir haben gehört, dass es im weiteren Verlauf der Carretera bei Villa Santa Lucia einen schrecklichen Erdrutsch gegeben hat. Man geht davon aus, dass die Straße nach Chaitén viele Wochen, wenn nicht Monate unpassierbar sein wird. Recherchen im Internet ergeben, dass es eine Ersatzfähre von Balmaceda nach Chaitén gibt, die aber vorgebucht werden muss. Außerdem hat man einen Bypass zur Straße nach Futaleufú geschoben. Diesen werden wir nehmen. So geht es bei weiterhin bescheidenem Wetter auf mal mehr, mal weniger schlechten Schotterstraßen weiter nach Norden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch den Parque Nacional Queulat mit seinem hängenden Gletscher besuchen wir bei durchwachsenem Wetter. Die Vegetation gefällt uns ausgesprochen gut.

 

 

 

 

Bei aufklarendem Wetter wollen wir am Fjord Queulat bleiben. Dort kommen Nicole und Stefan vorbei. Da sie für ihr Dachzelt Windschutz brauchen, ziehen wir noch einmal um und verbringen einen schönen Abend miteinander.

 

Auf der Weiterfahrt müssen wir auch eine kostenlose Fähre benutzen. Vor einiger Zeit hat hier ein Bergrutsch die Straße verschüttet. Die Reparaturarbeiten sind noch längst nicht abgeschlossen. Da drei Boote im Einsatz sind, ist die Wartezeit nicht allzu lange. Eine gute halbe Stunde plus etwa 20 Minuten Fährfahrt ist die Verzögerung.

 

Wir erreichen Villa Santa Lucia. Erstaunlicherweise gibt es auf der gesamten Strecke nirgendwo an der Straße einen Hinweis auf die Unpassierbarkeit in Richtung Chaitén. Wer weiß, wie viele Reisende nichts davon gehört haben und plötzlich vor der Sperrung stehen. Wir werden von den zahlreichen Carabinieri eingewiesen und stehen plötzlich direkt vor dem Erdrutsch. Wir sind betroffen - es sieht schrecklich aus. Große Teile des Ortes sind von der Schlammlawine zerstört, die Straße ist auf gut 4 km Länge verschüttet. Suchtrupps mit langen Stangen und Hunden sind unterwegs, das Militär ist im Einsatz. Fotos machen wir keine - das wäre uns einfach zu pietätslos vorgekommen.

Am Rio Futaleufú verbringen wir in schöner Umgebung Weihnachten. Diesmal ist vor dem Grenzübertritt nach Argentinien wieder Restekochen angesagt, da wir aufgrund des schlechten Wetters viel schneller als gedacht vorangekommen sind. Drüben in Argentinien soll das Wetter besser sein - also nichts wie rüber auf die Ostseite der Anden Richtung Trevelín.

 

 

 

 

 

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