Paraguay 2 (Chaco) und Brasilien 1 (Südlicher Pantanal)

13. Juni 2018

Nach unserer Rückkehr aus Ecuador verbringen wir noch einige Tage im "Nudelcamp" Hasta la Pasta in Paraguay. Neben uns stehen Regine und Wolfgang, mit denen wir uns gut verstehen und viele interessante Gespräche führen. Es gibt weniger Schmetterlinge als beim letzten Besuch, aber ein paar flattern doch noch umher. Natürlich besuchen wir den samstäglichen deutschen Markt, um Vorräte aufzustocken. Außerdem schauen wir uns die Nudelproduktion an.

Dann machen wir uns auf den Weg nach Brasilien. Von dem von uns durchfahrenen Teil des paraguayischen Chaco haben wir uns mehr versprochen. Die Landschaft ist zwar ganz schön, aber alles ist eingezäunt, was das Übernachten schwierig macht. Dazu kommen die schlechten Straßen. Wir sehen zwar viele Vögel, aber das Anhalten ist schwierig. Und so kommen wir schneller voran als gedacht. Unweit der Grenze zu Brasilien ändert sich die Landschaft, regelrechte Berge tauchen auf. Im Nationalpark Cerro Cora darf nach Registrierung kostenlos übernachtet werden. Hier hat 1870 die entscheidende Schlacht zwischen Paraguay und der Triple-Allianz stattgefunden, wobei das paraguayische Heer nahezu komplett vernichtet wurde. Der erhoffte Ameisenbär taucht leider nicht auf, dafür turnen aber über unseren Köpfen Affen in den Bäumen herum.

 

 

 

 

 

Unser Ziel ist der südliche Pantanal, ein riesiges Sumpfgebiet, das Lebensraum für eine erstaunliche Vielfalt an Tieren ist. Wir haben uns für den Grenzübergang in Ponta Porá entschieden. Die Grenzformalitäten stellen eine logistische Herausforderung dar, da die anzulaufenden vier Stationen über das Stadtgebiet verstreut liegen. Zuerst holen wir uns bei der Migracion von Paraguay die erforderlichen Ausreisestempel in den Pässen. Danach fahren wir zur Aduana, wo wir den temporären Einfuhrzettel für den MAN abgeben. Wieder geht es quer durch die Stadt zum Flughafen. Hier füllen wir das brasilianische Einreiseformular aus und erhalten unsere Stempel in den Pässen. Die brasilianische Aduana liegt dann quasi gegenüber der von Paraguay, also wieder durch die ganze Stadt zurück. Man dreht uns den Computer hin, damit wir die Daten des MAN und was sonst noch alles so einzutragen ist selbst eintippen. Endlich haben wir auch das Einfuhrpapier für den MAN in Händen und sind nun in Brasilien eingereist. Direkt neben dem zollfreien China Shopping (Artikel trotzdem teurer als bei uns in Deutschland) gibt es einen guten Supermarkt, wo wir unsere Vorräte aufstocken - was sich später als gut herausstellen wird.

Wir wählen die längere, aber vermeintlich schnellere Strecke über Campo Grande. Entlang der Straße bei den Ortschaften immer viele kleine Verkaufsstände. Bei Dourados finden dann irgendwelche Proteste mit Straßensperrungen statt. Später erfahren wir, dass es sich um einen landesweiten Streik gegen die hohen Dieselpreise handelt. Auch uns stoppt man, lässt uns aber weiterfahren, nachdem man feststellt, dass wir kein kommerzielles Fahrzeug, sondern ein Wohnmobil sind. Weitere Sperren folgen, aber man lässt uns immer wieder fahren. Diesmal finden wir absolut keinen Platz, der für eine Übernachtung geeignet ist. So übernachten wir an einer Tankstelle - Premiere! Es ist aber erstaunlich ruhig, da keine LKW fahren. So haben die vielen Sperren, die sich am nächsten Tag fortsetzen, auch ihr Gutes. Zunächst kommen wir auch am nächsten Tag noch durch, aber in Terenos ist dann Schluss. Hier hat ein korpulenter unsympathischer Typ das Sagen, und der verbietet unsere Weiterfahrt. Man stellt uns in Aussicht, dass wir am Abend fahren könnten. Inmitten vieler anderer Trucks stehen wir in der Sonne. Besonders schlimm finden wir, dass auch beladene Viehtransporter in der prallen Sonne stehen müssen. Später lesen wir, dass an solchen Sperren Hunderte von Tieren verdurstet/verendet sind. Der widerliche Fettsack ist völlig mitleidlos, lässt auch sie nicht passieren. Nach einiger Zeit kommt der Besitzer einer benachbarten Werkstatt zu uns und bietet uns an, auf seinem Gelände im Schatten zu parken. Das tun wir gerne. Abends findet dann sogar noch ein Barbecue statt. Man geht für uns fragen, ob und wann wir denn nun fahren könnten. Nun heißt es, dass es abends viel zu gefährlich sei - vielleicht morgen. Alle Frauen aus der Runde empören sich über unser Festhalten und marschieren los um dagegen zu protestieren. Viel verstehen wir nicht, aber es fällt immer wieder das Wort "liberdade". Wir weisen darüber hinaus darauf hin, dass wir Kontakt mit der Botschaft aufnehmen werden. Irgendwann taucht jemand Offizielles auf, und plötzlich dürfen wir fahren.

Vielen Dank an die freundlichen Brasilianer aus Terenos, die uns in dieser Situation unterstützt haben!

 

 

 

Normalerweise vermeiden wir Fahrten in der Dunkelheit, aber nun sind wir froh weiterzukommen. Kurz vor der nächsten Sperre übernachten wir auf einem Restaurant-Parkplatz. Auf lange Diskussionen über Weiterfahrt oder nicht haben wir heute keine Lust mehr. Noch vor Dämmerung starten wir und können die Leute an der nächsten Sperre tatsächlich überzeugen, uns passieren zu lassen. Der Pantanal ist erreicht. Wir sehen blühenden Bäume, die ersten Tiere. Vor allem freuen wir uns, dass wir Wasserschweine sehen. Dies sind die größten Nagetiere der Welt.

 

 

Dann verlassen wir die Hauptstraße und fahren die sogenannte Estrada Parque. Hier haben wir keine Sperren mehr zu befürchten, hoffen, dass wir den Streik sozusagen aussitzen können. Zur Zeit des Hochwassers sind große Gebiete völlig überflutet, aber wir sind in der Trockenzeit unterwegs. Das Wasser ist zurückgegangen, das Land wird nun als Viehweide genutzt. Es ist angenehm warm, aber nicht schwül heiß. Alles ist üppig grün. Es blüht sogar einiges. Mücken gibt es so gut wie gar nicht - die optimale Reisezeit!

 

 

 

 

Unsere Fahrt führt uns über mehr als 80 Holzbrücken. Jeweils Gelegenheit, anzuhalten und nach Tieren Ausschau zu halten. Wir sehen viele Kaimane. Kein Wunder - der Pantanal ist die Gegend mit der weltweit höchsten Krokodildichte.

 

 

 

 

Nasenbären und Sumpfhirsche sind zu beobachten. Wir sehen viele Wasserschweine, an die man erstaunlich nah herankommt. Von den Riesenottern gelingen keine Fotos. In der Ferne hören wir Brüllaffen. Wir hören sogar einen Jaguar, bekommen ihn aber leider nicht zu Gesicht. Ein Einheimischer, der vorbeikommt, hat ihn etwa 500 m entfernt von uns dann gesehen. Schade!

 

 

Vor allem aber kommen Vogelliebhaber hier auf ihre Kosten. Wir sehen viele verschiedene Arten, allein sechs Papageienarten, von denen wir allerdings "nur" die vier kleineren fotografieren können.

 

Wir zählen hier jetzt nicht alle Vogelarten auf, schaut einfach die Bilder an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sehen viele Reiher und unzählige Eisvögel. Die Mangrovenreiher sind zwischen den Wasserpflanzen gut getarnt; bei den Marmorreihern muss man sehr genau hinschauen, will man sie im Gewirr der Äste überhaupt entdecken.

 

 

 

 

Dies gilt auch für die beiden Tukan-Arten, die wir zu Gesicht bekommen. Trotz ihrer großen bunten Schnäbel sind sie schwer zu sichten, und da sie ausgesprochen scheu sind, nur schwer zu beobachten und zu fotografieren.

 

Beim Jabiru geht das allein aufgrund seiner enormen Größe sehr viel leichter. Aber auch einige der kleinsten Vögel entdecken wir.

 

 

Zu guter Letzt quert noch eine Kaimanechse unseren Weg.

 

Nach etlichen Tagen gehen unsere Vorräte zu Ende. Also verlassen wir schweren Herzens die Estrada Parque und fahren in die nächste Ortschaft.

Leider ist der Streik nicht wie erhofft beendet, sondern scheint eher noch zu eskalieren. Mittlerweile wird das Militär zur Räumung von Sperren eingesetzt. Den Supermärkten gehen die Lebensmittel aus, Diesel gibt es schon lange nicht mehr. Wir beschließen deshalb, das Land wieder zu verlassen. Über Nebenstraßen fahren wir zurück zur Grenze bei Ponta Porá, wobei wir uns jeweils bei Polizeiposten nach dem Standort weiterer Sperren erkundigen. Unterwegs finden wir sogar einen akzeptablen Übernachtungsplatz mit schön blühenden Bäumen, vielen Kolibris und Affen in den Baumwipfeln.

 

Zwei weitere Sperren können wir passieren. In Ponta Porá dann die Grenzformalitäten in umgekehrter Reihenfolge. Wir übernachten noch einmal im Nationalpark Cerro Cora, bevor wir für weitere Planungen noch einmal zurück nach Hasta la Pasta fahren.

 

 

Weiter geht es mit Brasilien 2: Iguazú-Wasserfälle und Fahrt zur Grenze Uruguay

 

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