Richtung Heimat - die Rückverschiffung

09. August 2018

Um 15 Uhr sind wir mit der Grimaldi-Agentin im Hafen verabredet. Zuerst fahren wir mit ihr zum Scanner, wo der MAN geröntgt wird. Das ist gegenüber unserer Hinfahrt neu; mittlerweile ist dies für ankommende und abfahrende Fahrzeuge Pflicht. Danach geht Socorro mit den Pässen und dem Einreisedokument für den MAN zum Zoll. Alles ruck zuck erledigt. Nun fahren wir zum Schiff. Relativ bald können wir auf Deck 6 einparken und auf Deck 12 unsere Kabine, die in einem deutlich besseren Zustand als die von der Hinfahrt auf der Grande America ist, beziehen. Crew und Offiziere machen einen netten Eindruck, andere Passagiere gibt es auf dieser Fahrt nicht.

 

 

Wir ermitteln die gefahrenen Kilometer: In 10 Monaten sind wir hier in Südamerika insgesamt 30.885 km gefahren, was einer durchschnittlichen Tagesleistung von etwa 100 km entspricht - ein entspanntes Reisen. Da unser Internet-Router heute hier im Hafen noch funktioniert, können wir den letzten Bericht hochladen. Nun werden wir für längere Zeit kein Internet mehr haben. Von Deck genießen wir die letzten Ausblicke auf Montevideo. Am nächsten Morgen legen wir gegen 8.30 Uhr ab.

 

Es findet eine erste Sicherheitsbelehrung durch den 3. Offizier statt, ansonsten haben wir volles Programm: weitere Sachen aus dem MAN holen, Wäsche waschen, Sport im Fitnessraum, Schiff erkunden, an Deck schauen. Wir sehen viele (!) Pinguine und Seelöwen, auch Sturmvögel, Seeschwalben.

 

 

Auch auf der Grande Brasile wird unser Tagesablauf strukturiert durch die Essenszeiten: Frühstück von 7.30 - 8.00 Uhr, Mittagessen von 12.00 - 12.30 Uhr, Abendessen 18.00 - 18.30 Uhr. Lediglich der Hauptgang wird serviert, alles Übrige findet auf Selbstbedienungsbasis statt - sehr angenehm. Der philippinische Koch bereitet, teilweise unter der Aufsicht und Anleitung des Kapitäns, abwechslungsreiche Mahlzeiten zu und kocht wirklich gut. Es gibt zu jeder Mahlzeit wechselnde Vorsuppen, als Beilage ausreichend Salat in unterschiedlichen Variationen. Pasta gibt es hier auf dem Schiff nicht - es ist keine italienische Crew - dafür wechselnde Kartoffel- und Reisgerichte. Nach der ersten Rettungsübung, bei der Christine das Anlegen des Überlebensanzuges üben kann und Peter im Rettungsboot den Motor starten darf, gibt es am Sonntagabend ein Barbecue.

 

 

Zwei Tage später erreichen wir Santos am frühen Morgen des 17. Juli. Wir gehen nicht von Bord, sondern schauen dem geschäftigen Treiben zu. 200 Container und 250 Trucks/Busse/CAT-Arbeitsmaschinen kommen an Bord.

 

 

 

 

Alles läuft organisiert ab, und so legen wir bereits um 19 Uhr wieder ab. Die Ausfahrt an der beleuchteten Stadt vorbei hat durchaus ihren Reiz.

 

 

Auf der Fahrt nach Vitoria, das wir zwei Tage später, also am 19. Juli erreichen, sitzen wir an Deck, schauen dem Spiel der Wellen zu. Wir sehen viele Wale, die südwärts ziehen. Entweder man sieht den Blas, oder ein riesiger Kopf schaut aus dem Wasser, oder aber man sieht große Flossen, die zu winken scheinen.

 

In der Morgendämmerung nähern wir uns Vitoria, bald kommt der Pilot an Bord und wir können einlaufen. Die Einfahrt in den Hafen führt über ein längeres Stück durch eine enge Passage und ist sehr eindrucksvoll.

 

 

 

 

 

 

 

Da die Grande Nigeria, auf der wir ursprünglich gebucht waren, kurz vor uns eingelaufen ist, können wir zunächst nur "verkehrt herum" anlegen; die Rampe befindet sich also auf der falschen Seite und kann nicht geöffnet werden. Es heißt also warten, bis be- und entladen werden kann. So schauen wir zunächst den Ladearbeiten bei der Grande Nigeria zu. Die Wartezeit nutzen wir außerdem, um zu einem Einkaufscenter zu fahren und die letzten brasilianischen Reals auszugeben. Beim Aufenthalt auf der Hinfahrt sind wir hoch zum Kloster gefahren. Bei Interesse siehe Eine Seefahrt Teil 2 Abends wird nach dem Ablegen des anderen Schiffes dann gedreht und das Laden beginnt.

 

 

 

 

Am nächsten Morgen geht es weiter. Die Ausfahrt ist genauso beeindruckend wie die Einfahrt. Wir verbringen viel Zeit an Deck, verabschieden uns von Südamerika.

 

 

 

Vor allem aber beobachten wir die vielen, vielen Wale, die in der Nähe des Schiffs vorüberziehen, ausblasen, häufig komplett aus dem Wasser springen. Auch Maskentölpel sind zu sehen.

 

 

 

Immer weiter entfernen wir uns vom Land, bald sind keine Wale oder Vögel mehr zu sehen. Dafür schauen wir an Bord einem Basketballmatch zu. Kein anderes Schiff weit und breit - nur wir auf der Grande Brasile und das Meer.

 

 

Mittlerweile ist der Pool gefüllt, aber uns ist das Wasser für ein Bad doch noch zu kühl. Mit einem Barbecue wird der Geburtstag des Captains gefeiert.

 

 

 

 

Die Überquerung des Äquators zwei Tage später verfolgen wir auf der Brücke, nun sind wir also wieder auf der nördlichen Erdhalbkugel. Peter übt etwas mit dem Sextanten.

 

 

Am nächsten Tag geht es hinunter in den Maschinenraum, wo wir durch den Chief Engineer eine sehr interessante Führung erhalten.

 

 

 

Es wird zusehends wärmer, ab und an regnet es einmal. Aber die Regenschauern sind nicht von langer Dauer, kühler wird es dadurch auch nicht. Unterwegs ein Riesentrupp Delfine und viele fliegende Fische, ab und zu eine Meeresschildkröte. Am Freitagmorgen gehen wir vor Anker; wir liegen vor Dakar, warten auf die Möglichkeit zum Einlaufen. Mittlerweile ist das Schiff mit Stacheldraht gesichert, um unliebsame Gäste fernzuhalten. Es gibt mehrere Sicherheitsübungen, unter anderem werden auch die Rettungsboote heruntergelassen. Farbenfrohe Fischerboote sind überall um uns herum unterwegs.

 

 

 

 

Bis zum späten Nachmittag des Montag bleiben wir hier, immer die Skyline von Dakar vor Augen. Abends verschwindet die Sonne im Dunst/Smog über der Stadt. Wir verspeisen leckere Shrimps, einmal auch Lobster.

 

 

 

Das Problem des Hafens von Dakar ist die geringe Größe. Es gibt nur wenig Abstellflächen für die Fracht, und so kann bei unserem Schiff erst einmal gar nicht entladen werden. Es muss Platz geschaffen werden, dies geschieht bei den älteren abgestellten Fahrzeugen teilweise mit rüden Methoden, bei denen das eine oder andere Teil auch auf der Strecke bleibt. Hinzu kommt ein Problem mit dem Herunterlassen der Rampe, das zuerst gelöst werden muss, was dann am späten Abend den Engineers auch gelingt. Da sind wir aber längst im Bett. Am nächsten Morgen ist die Rampe auf jeden Fall unten und die Ladetätigkeit in vollem Gang. Es geht recht zügig vonstatten. Wir gehen nicht von Bord, sondern schauen lieber dem bunten Treiben im Hafen und außerhalb zu.

 

 

 

 

Am Mittwochmorgen hören wir, dass die Maschine angeworfen wird. Die Abfahrt steht bevor. Aber zunächst wird daraus nichts, zwei Container müssen wieder abgeladen werden. Gegen 10 Uhr geht es dann endlich los. Die letzte Etappe unserer Reise beginnt.

 

Wieder kommen wir in den Genuss eines leckeren Abendessens; der Chief Engineer feiert seinen Geburtstag.

 

Auch in den folgenden Tagen geht es uns essensmäßig gut. Wir  haben ein Barbecue mit den Offizieren; ein weiteres Mal gibt es leckere Shrimps, dann den vor Dakar von der Crew gefangenen Fisch. Auf Höhe der Kanarischen Inseln empfangen wir ein Mobilfunksignal und können anrufen sowie unsere Mails und News/Wetter checken. Das Wetter ist nicht mehr so schön wie bisher. Es ist oft bewölkt, windig, teilweise haben wir morgens oder sogar den ganzen Vormittag dichten Nebel. Aber nachmittags reißt es meist auf, so dass wir doch noch draußen sitzen können. Wir sehen viele Delfine, auch einige Wale, Basstölpel. In der übrigen Zeit gibt es Sportprogramm, Arbeiten an der Homepage, Aufarbeiten der Reise. Einmal sind wir beim Captain zum Kaffee eingeladen, erfahren viel über sein Heimatland.

 

 

Die Fahrt durch die Biskaya verläuft wie auch auf der Hinfahrt erfreulich ruhig. Mittlerweile sehen wir natürlich mehr Schiffe als bisher. Im Ärmelkanal ist dann das Wetter wieder richtig gut, so dass wir draußen sitzen können, französische und englische Küste vor Augen. Die Kreidefelsen von Dover kommen in Sicht, gegenüber liegt Calais, von wo wir Handyempfang haben und das Wetter für zu Hause checken können.

 

 

Bald ist die Station erreicht, wo für die Fahrt auf der Schelde der Pilot an Bord genommen wird. Mehrere Stunden fahren wir nun durch die Schelde zum Hafen von Antwerpen. Wir sitzen an Deck, genießen in der Abendsonne unsere letzten Stunden auf der Grande Brasile, erleben einen schönen Sonnenuntergang.

 

 

In der Nacht legen wir an, fahren den Großen Wagen von Bord, da die Ladearbeiten direkt in der Frühe beginnen werden. So können wir noch einige Stunden schlafen, bevor wir am Morgen von einem Taxi zur Immigration gefahren werden, wo wir offiziell wieder in die EU einreisen. Danach geht es zurück zum Schiff. Wir verabschieden uns von der Grande Brasile, vor allem aber von der überaus freundlichen Besatzung. Dann geht es auf die letzte relativ kurze Strecke nach Hause. Ein ereignisreiches Jahr ist zu Ende.

 

 

 

Auch die Rückreise ist entgegen mancher Befürchtung nicht langweilig gewesen, sondern wir haben die Fahrt sehr genossen, dies auch angesichts der freundlichen und entspannten Atmosphäre auf der Grande Brasile. Dieses entschleunigte Heimkehren nach einer Langzeitreise hat viel für sich - wir bereuen nicht, auch für die Heimfahrt die Frachtschiffreise gewählt zu haben.

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