Inseltour in Estland – zweiter Stopp Saaremaa

12. - 17. Mai 2023

Saaremaa ist die größte der estnischen Inseln, aber genau wie Muhu relativ dünn besiedelt. Da die Insel während der Sowjetzeit lange militärisches Sperrgebiet war, präsentiert sie sich heute immer noch als relativ „wild“.

Wir fahren zunächst zum Koigi Moor, wo ein markierter Wanderweg durch einen Wald mit einigen blühenden Blumen und einem kleinen, kaum zu entdeckenden Frosch zu einem Aussichtsturm führt, bevor wir auf einem ziemlich neu angelegten Bohlenweg den Moorsee umrunden. Heute müssen wir „dank“ der warmen Temperaturen der letzten Tage zum ersten Mal Mückenschutz verwenden. Am Abend bereiten wir das auf Muhu gekaufte Hechtfilet zu. Es sieht zwar lecker aus, aber hat leider sehr viele Gräten. (Die ebenfalls dort erstandene Meerforelle am nächsten Tag ist deutlich besser).

Auf Saaremaa gibt es einige Touristenattraktionen. Unbedingt dazu gehört der Meteoritenkrater von Kaali. Auf dem Weg dorthin eine schöne Kirche (natürlich geschlossen). An den Häusern sieht man, wie für den sicherlich langen Winter vorgesorgt wird. Hier wird mit dem geheizt, was im Überfluss vorhanden ist – Holz. Dann ist Kaali erreicht. In der Gegend gibt es insgesamt neun Meteoritenkrater. Wir schauen uns den größten an, der mit etwa 110 Metern Durchmesser der achtgrößte auf der Welt ist. Frühmorgens sind wir hier noch alleine unterwegs.

Anschließend fahren wir nach Kuressaare, dem Hauptort der Insel. Die Ahrensburg, eine Bischofsburg aus der Zeit der Herrschaft des Deutschen Ordens, ist noch recht gut erhalten. Heute, am Samstag, findet hier ein Markt statt, so dass ziemlich viel Betrieb herrscht.

Eine größere Gruppe Autoposer, allesamt mit Ford Mustangs, lockt weitere Besucher an. So belassen wir es bei einem kurzen Bummel durch die Anlage, schlendern anschließend noch ein wenig durch die Altstadt.

Weiter geht es nach Süden zur Halbinsel Sörve, wo wir am Meer einen guten Stellplatz finden und mit Blick auf den Leuchtturm noch länger in der Sonne sitzen. Auf den sandigen Wiesen blühen zahlreiche Wiesen-Kuhschellen, einige sind bereits verblüht und bieten ebenfalls einen attraktiven Anblick. Fuchs und Vögel lassen sich auch blicken.

Kap Kolka, wo wir zu Beginn der Tour waren, liegt quasi gegenüber, etwa 25 Kilometer entfernt. Die Meerenge hier war von jeher von großer strategischer Bedeutung und deshalb in beiden Weltkriegen umkämpft. Zeugnisse aus dieser Zeit sind noch überall zu finden. Bemerkenswert ist, dass von den sowjetischen Überbleibseln die Gedenktafeln entfernt wurden.

Auch am Leuchtturm von Sörve finden sich wieder große Vorkommen der (eigentlich seltenen) Kuhschellen. Die unzähligen Kormorane, die am Ende der weit ins Meer ragenden Kiesbank sitzen, sind extrem scheu und deshalb nur durch das Fernglas zu bewundern, nicht zu fotografieren.

Auf der Westseite der Halbinsel geht es nun wieder nach Norden. Unterwegs entdecken wir die ersten blühenden Orchideen dieser Reise. Die Küste ist übersät mit größeren und kleineren Felskullern. Eine gut erhaltene Windmühle gibt es auch zu sehen.

Auf Schotter - gut befahrbar, aber staubig – geht es weiter. Bald finden wir direkt an der Felskullerküste wieder einen guten Platz. Kraniche fliegen über uns hinweg, und am Abend freuen wir uns über einen herrlichen Sonnenuntergang.

Zurück auf dem Asphalt treffen wir die Entscheidung, diesen wieder zu verlassen und der sogenannten Päranditee Heritage Road zu folgen. Diese „gravel road“ hat man weitestgehend im ursprünglichen Zustand belassen, auch die Straßenschilder sind wie aus alter Zeit. Sie ist gut zu fahren, blühende Bäume und auch wieder Orchideen finden sich am Straßenrand. Auf der Weiterfahrt immer wieder, wie so oft schon, große leuchtend gelbe Rapsfelder und verblühte Kuhschellen.

Die Zufahrt zu unserem nächsten Ziel im Norden Saaremaas – hier befinden sich drei kleine RMK Campsites – ist dann für unseren MAN schon eine kleine Herausforderung. Bis zum ersten Platz ist es kein Problem, aber dann wird es auf dem Waldweg immer enger. Es kratzt auf beiden Seiten ganz schön. Der zweite Platz, zu dem wir eigentlich wollen, ist besetzt; der letzte der drei Plätze gefällt uns nicht, da im Wald gelegen. Wir möchten lieber mit freiem Blick aufs Meer stehen. Also die gleiche Prozedur wieder zurück zum ersten. Hier stehen wir gut, können einige Vögel beobachten.

Das Abendessen wird dann auf der Feuerstelle des Camps zubereitet. Noch lange sitzen wir bei angenehmen Temperaturen draußen, bewundern die Lichtstimmungen über dem Meer, die auf den auch in der Wettervorhersage angekündigten Wetterwechsel hindeuten.

In der Nacht regnet es dann, auch am nächsten Tag ist es grau in grau, immer wieder fallen ein paar Tröpfchen Regen. Keine guten Bedingungen für den Besuch der nächsten Attraktion der Insel. Die Klippen von Panga (Panga pank) im Norden sind gerade einmal gut 20 Meter hoch, also nicht wirklich überwältigend. Unser Spaziergang fällt deshalb und angesichts des Wetters etwas kürzer aus, die Abseilaktion hinunter an den Strand schenken wir uns auch.

Auch bei der nächsten Attraktion deshalb nur ein kurzer Stopp. In Angla stehen fünf noch funktionstüchtige Mühlen: vier Bockwindmühlen und eine Holländermühle. In der Nähe gibt es eine Kirche, die aber natürlich wie üblich verschlossen ist.

Die Orchideen, die wir bei einem Abstecher an die Küste entdecken, lassen sich im Regen und ohne Sonne nur schlecht fotografieren. Aber immerhin haben wir die zweite Art entdeckt.

Zum Abschluss unserer Rundtour auf Saaremaa schauen wir uns noch die Festung von Maasi im Nordosten an, die von außen zunächst nicht sehr attraktiv daherkommt. Faszinierend ist aber der Abstieg aus dem zuerst erreichten 3. Stock hinunter in die Festung. Besonders im 1. Stock sind noch Gewölbe erhalten, ein Bewegungsmelder schaltet eine dezente Beleuchtung ein. In den Gewölben nisten zahlreiche Rauchschwalben.

Von der Festung hat man einen guten Blick über die Küste mit der kleinen vorgelagerten Vogelinsel. Es wimmelt regelrecht von Lachmöwen, Reiherenten und Haubentaucher sind ebenfalls gut vertreten. Aber leider – keine guten Fotobedingungen.

Für den nächsten Morgen haben wir die Fähre hinüber nach Hiiumaa gebucht. In der Nähe des Fährhafens gibt es passenderweise einen kleinen RMK Platz, von dem aus wir das Fährschiff am Abend schon einmal sehen können. Es ist in der Tat deutlich kleiner als die Fähre nach Muhu, so dass ein Vorbuchen sicherlich auch jetzt in der Vorsaison ganz sinnvoll erscheint. Angesichts der Wetterlage (immer mal wieder Regen) verzichten wir heute trotz des gut gefüllten Holzspeichers auch auf ein Lagerfeuer. Morgen soll es aber wieder besser werden, was sich dann abends auch schon deutlich ankündet.

 

Weiter geht es mit Inseltour in Estland – dritter Stopp Hiiumaa

 

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