Anreise durch Polen mit Hindernissen
12. - 16. Mai 2024
Unsere dritte Tour ins Baltikum soll erstmals mit der Anreise durch Polen beginnen. Da wir mit einem Wohnmobil schwerer als 3,5 t mautpflichtig sind – dies zumindest auf einigen Straßen – laden wir einige Tage vor Reiseantritt die entsprechende etoll-App herunter. Damit diese funktioniert muss man sich natürlich registrieren. Über das Prozedere haben wir vorher im Internet regelrechte Horrorgeschichten gelesen – und was sollen wir sagen: Es stimmt! Kann man zu Beginn noch die Sprache auf „deutsch“ stellen, springt dies bei einem der nächsten Schritte plötzlich weg und man liest nur noch polnisch. Es dauert ein wenig, bis man dies dann zumindest auf „englisch“ umstellen kann. Was aber leider auch nur punktuell etwas nutzt, denn verständlich ist das Ganze nicht. Diese Prozedur muss ein volltrunkener Idiot programmiert haben, haben wir doch sogar von Leuten gelesen, die der polnischen Sprache mächtig sind, aber auch nichts verstehen! Lange Rede, kurzer Sinn – nach vielen Stunden mit viel Flucherei und dem Gedanken, doch eine Fähre zu buchen, ist es irgendwie vollbracht. Das zu nutzende Smartphone ist registriert, das Fahrzeug auch, der erste Prepay-Betrag ist hochgeladen und das Fahrzeug mit der Zahlmethode verknüpft. Also können wir starten.
Unsere erste Etappe führt uns bis zu einem Platz an der Alten Oder nicht weit vom gewählten Grenzübergang Hohenwutzen entfernt.
Zeitig am nächsten Morgen fahren wir hinüber nach Polen und wollen vorschriftsmäßig die App starten, um die Fahrt zu beginnen. Aber ab hier dreht sich alles im Kreis. Button Beginn der Fahrt drücken, es erscheint die Aufforderung, Standort freizugeben und den Batteriesparmodus auszuschalten. Das haben wir natürlich erledigt. Also wieder den Button – und alles geht von vorne los. Anruf bei der Hilfe-Hotline in Warschau, die wir tatsächlich schnell erreichen. Eine freundliche Dame schaut in unseren Account, erklärt uns dann, dass so etwas schon einmal vorkomme. Wir sollen die App deinstallieren und neu installieren. Danach sie wieder anrufen und sie will dann alles, was wir vorher schon gemacht haben, rüber transferieren, und dann sollte es funktionieren. Gesagt, getan! Allein, das gleiche Spiel wieder. Also der dritte Anruf. Nun weiß sie auch keinen Rat mehr. Wir hätten alles richtig gemacht, warum es nicht funktioniert, kann sie sich auch nicht erklären. Wir sollten einen Screenshot anfertigen, um einer möglichen Strafe zu entgehen und einen Servicepunkt aufsuchen. Einen solchen gibt es auf unserer geplanten Strecke aber nicht. Wir überlegen hin und her, was zu tun ist. Zurück nach Travemünde und dort aufs Schiff? Viele Kilometer umsonst gefahren. Letztendlich entscheiden wir uns dafür, darauf zu vertrauen, dass wir es schaffen, mautpflichtige Straßen zu vermeiden und fahren nach gut zweieinhalb Stunden Zeitverlust endlich los.
So kommen wir nicht mehr ganz so weit, wie wir gedacht haben, aber in einem Waldstück finden wir nach holpriger Fahrt über altes Kopfsteinpflaster einen guten und vor allem ruhigen Stellplatz für die Nacht.
Wir haben für die Fahrt durch Polen nur einige wenige Besichtigungen eingeplant, da unser Hauptziel das Baltikum sein soll. Am nächsten Tag starten wir sehr früh, um nicht allzu spät unser erstes Ziel zu erreichen. In Malbork (deutsch Marienburg) gibt es eine Burganlage des Deutschen Ordens. Die Parkgebühr in der Nähe der Burg ist reinster Nepp, aber zumindest erhalten wir für den Eintritt einen Seniorenrabatt. Die riesige Burg beeindruckt einerseits durch die Backsteinbauweise, aber auch im Inneren sind interessante Exponate aus der Zeit der Ritter zu sehen.
Die Marienburg ist eine Touristenattraktion und dementsprechend stark besucht. Als uns die Besuchermassen zu viel werden, verlassen wir die Anlage und fahren weiter.
Auch heute übernachten wir in einem Waldstück. Auf dem kleinen Sträßchen in der Nähe fahren erstaunlich viele Fahrzeuge, und so ist es nicht ganz so leise wie in der Nacht davor, aber insgesamt OK.
Stellvertretend für sicherlich viele sehenswerte Orte in Masuren/Ostpreußen schauen wir uns Olsztyn (Allenstein) mit wirklich schönen alten Gebäuden an.
Ein kurzer Umweg führt uns später auf extrem holpriger Straße zu einem kleinen Wallfahrtsort mit bombastischer Kirche. Die Basilika Swieta Lipka beeindruckt vor allem durch die gewaltige Orgel, die angesichts zweier Reisebusse auch punktgenau ertönt als wir da sind.
Das nächste Ziel ist von ganz anderer Art, wie die Marienburg ebenfalls stark besucht. So bleiben wir zunächst auf dem Womo-Stellplatz der Wolfsschanze, dem ehemaligen Führerhauptquartier.
Drei Jahre hat Adolf Hitler hier gelebt und viele Entscheidungen getroffen. Am späten Nachmittag hat sich der Besucherandrang gelegt, und wir können ohne Menschenmassen durch das Gebiet laufen. Andere Reisende hatten uns gesagt, das alles wäre doch uninteressant, alles kaputt. Natürlich hat man nach Kriegsende die Bunkeranlagen versucht zu sprengen, aber es ist doch noch so einiges zu sehen.
Uns beeindruckt der Besuch dieser geschichtsträchtigen Stätte auf jeden Fall ungemein, beispielsweise dort zu stehen, wo am 20. Juni 1944 das Attentat auf Hitler verübt wurde.
Durch eine ansprechende Landschaft mit langen Baumalleen geht es weiter, die Storchennester nehmen zu. Nicht weit von der Wolfsschanze entfernt eine weitere Stätte: das ehemalige Hauptquartier des OHK (Oberkommando des Heeres) Mamerki (Mauerwald), allerdings da wir früh unterwegs sind noch geschlossen, so dass wir hier nicht viel zu sehen bekommen.
Vorbei an zahlreichen Seen, schönen Kreuzen erreichen wir schließlich das Dreiländereck Polen – Litauen – Russland (Kaliningrad). Auf einem kleinen See folgt ein Höckerschwan einem Singschwan - Irrtum?
Auf einem Feld ein eindrucksvolles Schauspiel. Sind es bei uns Raben, Möwen o.ä. die einem pflügenden Traktor folgen, so sind es hier unzählige Störche! Bald ist dann auch die Grenze nach Litauen erreicht. Anscheinend ist es gelungen, Polen mautfrei zu durchfahren.
Weiter geht es mit Durch den Osten Litauens zur estnischen Küste