Zum Abschluss noch einmal Lettland
19. - 28. Juni 2024
Wir verlassen den City Camping in Riga zeitig am Morgen und fahren Richtung Kemeri-Nationalpark. Hier wollen wir noch einmal zum Kemeri-Moor. Leider verschlechtert sich das Wetter, es fängt an zu regnen. Keine guten Bedingungen für eine Wanderung. So sitzen wir den Tag ganz einfach auf dem großen Parkplatz aus. Eigentlich ein schön gelegener und ruhiger Platz, allerdings tauchen dank Wetterbesserung bereits ab 3.30 Uhr morgens die ersten Fahrzeuge auf, aus denen mit viel Türengeknalle Scharen von jungen aufgebrezelten Damen mit allerlei Accessoires wie Kränzen u.ä. Richtung Moor aufbrechen. Instagram-Fotos?!? Als dann gegen halb sechs viele weitere Fahrzeuge eintreffen, deren Insassen offenkundig auf einer botanischen Exkursion unterwegs sind, stehen wir auf.
Nach dem Frühstück machen auch wir uns auf den Weg. Dank einer Art one-way-Wegführung sind wir auf unserer Wanderung auf Bohlenwegen durch das schöne Hochmoor alleine unterwegs. Viele Sonnentaue entdecken wir, sie sind etwas größer als bei unserem letzten Besuch, leider aber noch nicht aufgeblüht.
Diesmal fahren wir auch den Abstecher auf Schotterpisten hinaus zu den Dunduru-Wiesen, wo Auerkühe und Konik-Polski-Pferde in großer Zahl zu beobachten sind. Auch einige Kraniche entdecken wir auf der Fahrt dorthin.
Auf Schotter geht es weiter zum Kanieri-See. Vögel sehen wir hier diesmal keine, dafür aber schöne Glockenblumen und zahlreiche Orchideen.
Von hier ist es nicht allzu weit zum Engure-See, wo wir auch schon einige Male gewesen sind. Da es diesmal etwas später im Jahr ist, hoffen wir darauf, mehr Orchideen zu finden.
Wir fahren zu unserem „alten Platz“, wo wir ruhige und ungestörte Tage verbringen. Ein Spaziergang führt hinaus an den See, wo der marode Vogelturm aus dem letzten Jahr ganz verschwunden und mittlerweile ein neuer aufgebaut ist. Neben den halbwilden Rindern und Pferden lassen sich auch einige Vögel beobachten.
Zweimal wandern wir den Orchideenpfad. Auf den Bohlenwegen sichten wir zahlreiche Libellen.
Zu Beginn im Waldbereich ist die Mückenlage nahezu unerträglich, aber später wird es deutlich besser, so dass man auch gut stehenbleiben kann, um die vielen Orchideen, die wir vorfinden, ausgiebig zu fotografieren. Sogar eine Ragwurz-Art ist hier zu finden. Die Bestimmung der Arten, die zur Gattung Dactylorhiza gehören, ist teilweise recht schwierig, da die Merkmale sehr variabel sind. Aber wir sind begeistert von der Schönheit der auffälligen Blüten.
Anders als bei den Dactylorhiza-Arten ist im Sporn von Gymnadenia reichlich Nektar enthalten, an den aber eigentlich nur Schmetterlinge mit ihrem langen Rüssel herankommen. Aber man kann es ja auch einmal auf einem anderen Weg versuchen, wie diese Schwebfliege uns zeigt.
Beim Verlassen des Gebiets entdecken wir dann eine weitere attraktive Orchidee, bevor wir nördlich des Engure-Sees noch einen Spaziergang an der Küste bei Mersrags machen.
Anschließend fahren wir quer rüber nach Kuldiga. (Weitere Bilder zu diesem netten Ort findet Ihr hier.)Falls Ihr Euch wundert, dass wir Kap Kolka so einfach auslassen – dort waren wir schon zweimal (2019 und 2023), und mittlerweile haben die Ferien begonnen, so dass an diesem Touristenmagnet mit entsprechend viel Betrieb zu rechnen ist. Auch in Kuldiga ist recht viel los, aber einen Bummel durch die Altstadt unternehmen wir doch.
Anschließend suchen wir ein Stück entfernt einen Platz und verbringen eine ruhige Nacht auf einer Waldlichtung.
Am nächsten Tag sind wir dann schnell an der Westküste, wo wir uns Pavilosta anschauen. Überall entdecken wir Vorboten des Mittsommerfestes. Dies haben wir bisher hauptsächlich mit Schweden verbunden. Uns war nicht bewusst, dass es hier in Lettland und Estland so groß gefeiert wird. Sowohl der 23. als auch der 24. Juni sind Feiertage in beiden Ländern.
Da muss unbedingt ein ruhiges Plätzchen her, das wir auch kennen. In der Nähe eines kleinen Sees (nicht direkt am See!) bleiben wir, können Neuntöter beobachten, die heftig mit Füttern beschäftigt sind.
Am Morgen des 24. Juni fahren wir dann auf zunächst noch leeren Straßen über Liepaja nach Litauen, wo wir unsere Tanks vor der Heimfahrt noch einmal auffüllen. Litauen deshalb, weil der Diesel dort preiswerter ist als in Lettland. Unser angedachter Besuch im südlichen Teil des Pape Nationalparks fällt dann aber leider dem Feiertag zum Opfer. Es ist furchtbar viel Betrieb, Parkmöglichkeit für unseren MAN absolut nicht vorhanden. Also drehen wir um und nähern uns aus nördlicher Richtung auf Schotterwegen dem Schutzgebiet. Noch außerhalb bleiben wir dann, bewundern die vielen schönen Epipactis-Orchideen, sitzen in der Sonne. Abends müssen wir uns dann aber leider in den MAN verziehen, da die Mücken extrem lästig werden. Wir nutzen die Zeit zum Kochen eines leckeren Abendessens.
In der Nähe liegt der Bernati Naturpark. Hier befindet sich die höchste Düne Lettlands, zu der wir natürlich hinaufsteigen. Der Weg dorthin führt durch Kiefernwald, wo wir einer Blindschleiche und zahlreichen Schmetterlingen begegnen. Die Düne selbst ist dann ganz nett, aber lohnt anders als der Strand mit dem feinen weißen Sand eigentlich kein Foto. Hier darf man nur auf wenigen ausgewiesenen Wegen gehen, große Areale sind deutlich als Privatbesitz gekennzeichnet und mit Verbotsschildern regelrecht „gepflastert“.
Auf dem Rückweg zu unserem gestrigen Stellplatz machen wir noch einen kurzen Spaziergang zum Waldfriedhof Virgas kapi. Es ist sehr warm. Heute sind die Mücken schon tagsüber extrem aktiv, so dass wir uns lieber im MAN aufhalten.
Am nächsten Tag fahren wir dann über Nebenstraßen zunächst nach Grobina. Nebenstraßen bedeuten in Lettland eigentlich immer Schotterstraßen. Bei Gegenverkehr oder nach Überholvorgängen staubt es ganz gut.
Die Ruinen der Ordensburg von Grobina muss man nicht unbedingt gesehen haben, aber da die Kleinstadt auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel liegt, schauen wir sie kurz an.
Den Tag vor der Rückreise verbringen wir dann am Durbe-See. Dieser ist nicht allzu weit von Liepaja entfernt und bietet von einem Turm die Gelegenheit zu Vogelbeobachtungen. Lachmöwen, unzählige Höckerschwäne, vor allem aber die Trauerseeschwalben, die man nicht ganz so häufig zu sehen bekommt, bieten vielfältige Beobachtungsmöglichkeiten. Man muss schon genau hinschauen, um die Jungvögel der Seeschwalben im Blättergewirr zu entdecken. Es ist sehr warm, Gottseidank lassen uns die Mücken hier mehr oder weniger in Ruhe.
Am nächsten Tag ist es dann noch deutlich wärmer, leider gibt es hier am See keinerlei Schatten. So fahren wir am Vormittag Richtung Liepaja, schauen noch einmal kurz bei einigen der alten Fortanlagen vorbei. (Mehr Fotos von hier findet Ihr in unserem alten Bericht.) Hier ist überall viel los, die Sonne knallt, für große Aktivitäten ist es uns deshalb viel zu warm. So suchen wir uns einen etwas ruhigeren Schattenplatz, wo wir bis zum frühen Abend bleiben.
Zum Hafen ist es nicht weit. Das Einchecken geht superschnell, aber danach ist Warten angesagt. Die zahlreichen Wohnmobile müssen bis ganz zum Schluss warten. Die im Fahrplan angegebene Abfahrtzeit ist bereits vorüber, als wir dann endlich aufs Schiff können. Unsere Außenkabine ist geräumig, eine kleine Erfrischung wartet auf uns. Von Deck aus verfolgen wir die Abfahrt, verschwinden danach schnell ins Bett.
Pünktlich am nächsten frühen Abend erreichen wir Travemünde, von wo aus wir die staufreien Straßen nutzen, um noch nach Hause fahren.
Ein kurzes Fazit sowie ein wenig Statistik zu unserer Baltikum-Tour
Wir waren nun zum dritten Mal im Baltikum unterwegs. Einige der zuvor besuchten Ziele sind wir noch einmal angefahren, andere haben wir weggelassen, außerdem haben wir natürlich auch neue angesteuert. Wie bei den beiden anderen Malen hat es uns ausgesprochen gut gefallen, wenn auch diesmal deutlich mehr Betrieb war. Dem konnten wir durch sorgfältige Auswahl der Ziele und Stellplätze (speziell an Wochenenden und Feiertagen) meist entgehen. So haben wir an diesen Tagen die wirklich sehr schönen und zumeist kostenlosen RMK-Campings gemieden. Unter der Woche war dies dank der Reisezeit, die großenteils vor den baltischen Ferien lag, noch kein Problem.
Wir waren 47 Tage unterwegs, sind insgesamt 5.419 km gefahren. Davon entfallen aber allein für die Anreise durch Polen bis zur Grenze Litauen 1.448 km. Diese Art der Anreise würden wir nicht wieder wählen, zu den Gründen siehe unseren entsprechenden Bericht. Zudem rechnet sich der Landweg für uns eigentlich nicht, da die Kosten für die Fährfahrt mit den Kosten für diese Variante vergleichbar sind. Das Wetter war insgesamt gesehen gut, wenn es auch teilweise eigentlich zu warm für unsere Reisezeit war. Dies hat in Verbindung mit dem sehr feuchten Frühjahr zu deutlich mehr Mücken geführt als 2023, wo wir zu ähnlicher Zeit unterwegs waren. Wir können uns trotzdem gut vorstellen, die baltischen Länder wieder zu besuchen.