Arctic Coast Way 3: Nordost-Island
20. Juni 2022
Auf die Halbinsel Langanes freuen wir uns, haben wir dort in früheren Jahren schon die einsame Küste mit schönen Vogelfelsen gerne besucht. Aber es kommt anders.
Wir biegen ab zum kleinen Ort Þorshöfn und fahren hinter dem Ort auf guter Schotterstraße Richtung Leuchtturm Fontur. Aber nach etwa 15 Kilometern plötzlich ein Schild mit einer Gewichtsbeschränkung: Achslast 2 Tonnen. Wir sind die Strecke früher schon gefahren, wissen dass es auch für unseren Wagen eigentlich kein Problem sein sollte, zumal der Weg auch recht gut befestigt ist. Zudem müssen die schweren Baufahrzeuge, die das Material für den „Skywalk“, sprich die stählerne Beobachtungsplattform an der Basstölpel-Kolonie transportiert haben, auch dort gefahren sein. Aber natürlich beachten wir die Beschränkung (obwohl sie bei Vegagerđin nicht vermerkt ist), drehen um und suchen uns erst einmal einen Platz, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen.
Hier am Strand muss sich vor einiger Zeit eine wahre Trägödie ereignet haben. Ganz in der Nähe sichten wir ein Gerippe, gehen dorthin, um zu schauen, was es ist – und entdecken immer weitere Gerippe. 50 Stück zählen wir. Nach dem was wir noch erkennen können, scheint es sich um Grindwale zu handeln. Im Internet finden wir Informationen zu Strandungen an anderen Küstenabschnitten, aber zu einer Strandung hier an der Küste gibt es keine Hinweise. Wie schade, dass immer wieder größere Gruppen von Walen aus unerfindlichen Gründen stranden und elend verenden.
Wir bleiben erst einmal hier, beobachten einige Vögel, spazieren bei gutem Wetter die Küste entlang. Nachts bewundern wir die Mitternachtssonne. Dunkel wird es schon seit längerem nicht mehr, bis auf knapp zwei Stunden scheint die Sonne ununterbrochen (wenn sie denn scheint, was sie auf dieser Tour erfreulicherweise recht oft tut). Dann ist Sturm angesagt, wir stellen uns ein wenig geschützter und drehen den MAN in die mögliche Windrichtung.
Aber in der Nacht ist der Sturm dann so stark, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Es heult, der MAN schaukelt, der Wind knallt gegen Dachluken, Fenster. Mittlerweile ist der ganze Wagen mit einer Salzkruste überzogen. Das macht keinen Sinn mehr. Nichts wie weg hier. In einer ehemaligen Kiesgrube ist es erträglicher, so dass wir noch ein wenig Schlaf abkriegen.
Am nächsten Morgen scheint sich das Wetter wieder zu bessern, also beschließen wir ein Stück zurück Richtung Melrakkasletta zu fahren, um am Kap Rauđanes zu wandern. Das Kap liegt so etwa auf halbem Weg zwischen Raufarhöfn und Þorshöfn und wird im Rother Wanderführer als einsame, landschaftlich großartige Halbinsel mit regem Vogelleben beschrieben.
Der Wanderparkplatz ist nicht zu erreichen. Hier sieht man gut, was mit Pisten passieren kann, wenn sie kurz nach der Schneeschmelze befahren werden. Wir verstehen nicht, wie dieser idiotische Fahrer über eine lange Strecke immer weiter gefahren sein muss (man müsste wohl eher von Pflügen sprechen) und diese Piste „hingerichtet“ hat. Wir stellen den Wagen ab und müssen halt ein Stück weiter laufen.
Ein Rundwanderweg führt durch Heidelandschaft an die Küste, zu faszinierenden Basalttürmen, Felsbögen, Felstoren und Vogelfelsen.
Besonders beeindruckend ist der letzte große Felsen Stakkar, wo sich in der „Kappe“ im oberen Bereich unzählige Bruthöhlen der Papageitaucher befinden.
Dann geht es zurück zum Großen Wagen. Abends gibt es als Geburtstagsessen leckeren Saibling, bevor wir am nächsten Morgen wieder in östliche Richtung fahren, wo wir auf eine Rentierherde treffen.
Kurz vor Vopnafjörđur liegt ein eher unbekanntes kleines Wanderziel. In Fuglabjarganes wandern wir zunächst den langen Sandstrand entlang und sichten unzählige Eiderenten auf dem Wasser.
Später erreichen wir dann auch hier relativ steile Klippen, Felstürme, die aus dem Meer ragen und von Vögeln zum Nisten genutzt werden.
Wir werden nun den Arctic Coast Way noch bis zum Ende fahren, doch darüber später mehr.
Weiter geht es mit Arctic Coast Way 4: Vopnafjörđur – Borgarfjörđur eystri