Vom Hochland über Lands End nach Hause
27. Juni 2022
Nach einem Großeinkauf in Egilsstađir wollen für die letzten Tage auf Island zumindest ein wenig ins Hochland fahren. Zwar sind die F-Straßen noch alle gesperrt, aber die 910 zum Kárahnjúkar Kraftwerk ist komplett asphaltiert und fahrbar.
Doch zuvor bleiben wir bei tollem Wetter in einem Wäldchen am See Lagarfljót, wo wir gut versteckt sogar draußen in der Sonne sitzen können.
Auf der Weiterfahrt kreuzen einige Rentiere unseren Weg. Das Wetter hat sich verschlechtert, tief hängende Wolken, ab und an Regen. Wir verlassen den See. Auf gut, vor allem aber breit ausgebauter Serpentinenstraße geht es bergauf. Hier oben liegt noch viel Schnee. Die schöne Berglandschaft lässt sich nur erahnen. Die F923 ist leider noch gesperrt. Das wussten wir vorher, aber schade ist es schon. Da hätten wir eine schöne Rundtour fahren können.
So geht es zügig weiter zum Kárahnjúkar Kraftwerk. Es ist eins der größten Wasserkraftwerke in Europa. Der produzierte Strom ist ausschließlich für den Betrieb des Aluminiumwerkes in Reyđarfjörđur gedacht. Der Blick von der Staumauer am Hálslón-Stausee in die Schlucht Dimmugljúfur, die Teil des großen Canyons Hafrahvammagljúfur ist, ist auch bei diesem Wetter eindrucksvoll. Leider können wir den Canyon Hafrahvammagljúfur nicht erreichen. Straße gesperrt. Und auf eine längere Wanderung haben wir bei diesem Wetter absolut keine Lust. Wir sitzen den Rest des Tages aus, hoffen darauf, dass sich der Wetterbericht ausnahmsweise einmal irren könnte.
Aber am nächsten Tag gleiches Bild. So verzichten wir auf den Aufstieg zum Aussichtspunkt auf einem Berg. Man würde eh nichts sehen.
Stattdessen fahren wir zu zwei weiteren Stauseen in der Nähe: Kelduarlón und Ufsarlón. An letzterem sitzen wir einen weiteren Regentag aus. Am nächsten Tag lichtet sich die dichte Bewölkung einmal kurzzeitig. Der Berg Snaefell lässt sich erahnen, aber dann zieht es sich wieder zu. Diese Wetterlage soll hier im Hochland für die nächsten Tage so bleiben, und da wir mittlerweile die doch recht treffsichere Vorhersage des Wetterdienstes hier kennen, beschließen wir, doch noch einmal einen Ortswechsel vorzunehmen.
Am Lagarfljót entlang geht es zurück nach Egilsstađir, wo wir von den Supermarkt-Parkplätzen gut gefüllt mit vielen Wohnmobilen erst einmal überrascht werden. Ach ja – es ist Donnerstag. Die Norröna ist heute morgen angekommen. Nun rollt zusätzlich zu den Mietcampern auch die Reisewelle mit Mobilen aus Europa. Es muss also ein Ziel her, das nicht so stark frequentiert wird, außerdem sollte möglichst für die letzten Tage das Wetter passen. Nach Einkauf von frischem Fisch fahren wir deshalb noch einmal die 917 Richtung Hellisheiđi. Hier war uns vor dem Aufstieg eine Infotafel für eine Wanderung zum Lands End aufgefallen.
Am nächsten Morgen hängen die Wolken zwar noch tief, aber ansonsten ist das Wetter brauchbar. Also geht es los entlang der Küste, wo wir schon etliche blühende Blumen entdecken. Sogar Orchideen sind dabei. Letztlich gelangen wir zu schönen Rhyolithbergen. Weiter geht es nicht mehr – Lands End!
Da das Wetter zusehends besser wird, fahren wir auch noch einmal über die Hellisheiđi auf die andere Seite. Tolle Aussichten und ein schöner Stellplatz sind uns die Kilometer wert.
Auf gleicher Strecke wieder zurück Richtung Egilsstađir, vorbei an ausgedehnten Wiesen voll mit blühenden Lupinen.
Für die letzten Tage haben wir uns eine Strecke nicht allzu weit entfernt von Egilsstađir ausgesucht, die 953 hinaus zum Mjóifjörđur und zu den Leuchttürmen von Dalatangi. Die Schotterstraße führt zunächst durch das Tal der Eyvindará. Später geht es dann sehr steil hinauf in eine großartige mit Schnee bedeckte Berglandschaft, auf der ebenso steilen Abfahrt dann vorbei am sehenswerten Wasserfall Klifbrekkufossar hinunter zum Fjord.
Vorbei geht es nun am Ufer des Mjóifjördur. Am Ende des Weges erreichen wir Dalatangi, den östlichsten mit dem Fahrzeug erreichbaren Punkt Islands. Hier gibt es zwei Leuchttürme. Der ältere wurde 1895 erbaut, der andere, der heute noch in Betrieb ist, im Jahr 1908. Diese beiden Leuchttürme erblickt man übrigens bei An- und Abfahrt mit der Fähre zu Beginn des Seyđisfjörđur.
Den Rest des Tages verbringen wir einige Kilometer entfernt, sitzen in der Sonne, entdecken eher kleinere Blumen. Auch die Heidelbeeren stehen in voller Blüte.
Die Rückfahrt am nächsten Tag entlang des Mjóifjörđur ist genauso eindrucksvoll wie die Hinfahrt. Am Schiffswrack eines ehemaligen Landungsbootes halten wir natürlich für ein paar Fotos an.
Wieder geht es auf dem schmalen Schottersträßchen steil hinauf und hinab. Unseren letzten Tag auf Island verbringen wir im schönen Tal der Eyvindará.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Wir müssen zeitig im Hafen sein. Über die Fjarđarheiđi fahren wir durch großartige Landschaft hinunter nach Seyđisfjörđur. Im Hafen sehen wir das erste Mal auch ein Kreuzfahrtschiff liegen. Der Check-In ist bereits geöffnet. Schnell dorthin und ohne Schlange und Wartezeit eingecheckt. Der Platz füllt sich dann zusehends, erstaunlich wie viele Wohnmobile doch auch jetzt schon unterwegs waren. Da haben wir einerseits mit unserer Abfolge der Ziele, sprich zunächst den stärker besuchten Süden, später dann Ziele etwas abseits der üblichen Wege doch ganz richtig gelegen. Die Norröna trifft pünktlich ein. Viele, sehr viele Wohnmobile verlassen die Fähre. Dabei ist doch jetzt eigentlich immer noch Vorsaison. Das Beladen geht recht zügig, es wird wie auf der Hinfahrt sehr eng gekramt. Das Schiff wird voll! Wir haben die gleiche Kabine wie auf der Hinfahrt.
Island verabschiedet uns mit herrlichem Wetter. Bis zur Ausfahrt aus dem Seyđisfjörđur bleiben wir noch an Deck, dann wird uns der Wind zu stark, und wir genießen die letzten Ausblicke durch unser Panoramafenster, das übrigens häufiger automatisch durch eine „Scheibenwaschanlage“ gereinigt wird.
Es sind viele Menschen auf dem Schiff, überall ist Betrieb. Außerdem ist das Wetter schlecht, es regnet, heftiger Wind. So bleiben wir in der Kabine, holen uns das Essen aus der Cafeteria wieder hierher. Auf Höhe der Shetland Inseln empfangen wir in der Kabine, die dafür auf der richtigen Seite liegt, Netz, das wir dank Roaming für Mails, Nachrichten, Wetterbericht nutzen können. Pünktlich laufen wir am Samstag, dem 18. Juni in Hirtshals ein.
Angesichts des langen Wochenendes hatten wir überlegt, eventuell noch hier auf dem Campingplatz zu bleiben, aber wie wir von der Fähre aus sehen können, ist der Platz sehr gut belegt. Also tanken wir nur schnell ein wenig dazu, damit es bis Deutschland reicht und machen uns auf den Rückweg. Das Fahren in Dänemark ist trotz Samstag sehr entspannt und stressfrei. Auf einem Autobahnrastplatz finden wir einen Platz, der einen Vergleich zu Campingplätzen nicht zu scheuen braucht. Nach einer absolut ruhigen Nacht fahren wir dann in Deutschland über Landstraßen in die Lüneburger Heide. Den Rückreiseverkehr mit Stau tun wir uns nicht an, sondern bleiben noch auf dem Stellplatz in Hermannsburg. Am Montag Abend erreichen wir dann unser festes Zuhause. Trotz der Dinge, die uns nicht gefallen haben, haben wir schöne und erlebnisreiche Wochen auf Island verbracht – darüber mehr in einem noch folgenden Fazit zu dieser Reise.