Fuerteventura 2: Die Mitte
20. - 27. Januar 2024
Wochenende – da ist an der Laguna de Sotavento viel zu viel Betrieb. Also lassen wir diese erst einmal aus und fahren auf guter Straße hinüber an die Westküste. Obwohl nicht besonders hoch sieht das Bergland gut aus. Schotterpisten führen jeweils zu schönen Buchten, die aber alle aufgrund der starken Brandung zum Baden ungeeignet sind. Direkt am Meer ist es im Moment zu windig. So suchen wir uns einen windgeschützten Platz in einem Barranco zwischen Tamarisken. Hier lässt es sich gut aushalten, und wir können direkt am Platz endemische Vögel beobachten. Die Kanarenpieper haben wir bisher schon an vielen Stellen gesehen, aber die Kanarenschmätzer nicht. Diese kommen nur hier auf Fuerteventura vor.
In der Nähe des Playa Hermosas gibt es teils skurrile Sandsteinformationen, die wir uns natürlich anschauen. Die bekannteste ist das Krokodil.
Von hier ist es nicht weit zum Strand von La Pared. Hier gibt es ein Felsentor, wobei uns die Küste insgesamt eigentlich viel besser gefällt. Auch hier lassen sich in einem kleinen Barranco wieder einige Vögel beobachten.
Das Wochenende ist vorbei, und so fahren wir zurück zur Laguna de Sotavento – so zumindest der Plan. Aber die Zufahrt ist zu beiden Seiten komplett zugeparkt, und das so eng, dass wir nicht hindurchpassen. Bei den Menschenmengen, die hier unterwegs sind, wird es wohl sowieso kaum Vögel zu beobachten geben. Also verzichten wir und fahren wieder zurück zu den einsameren Buchten. Ganz vergeblich war die Fahrt aber nicht, denn am Straßenrand entdecken wir Unmengen an Gelben Cistanchen.
Da der Wind deutlich nachgelassen hat, bleiben wir nun oberhalb der Küste in offenerem Gelände. Einige Dornlattich-Sträucher sind nahezu komplett von einer parasitischen Winde, die derzeit teilweise blüht, überwuchert.
Weiter geht es auf sehr guten Straßen in nördliche Richtung. Wir lesen auf Wikipedia: „Ajuy ist ein kleines abgelegenes Fischerdorf an der schroffen Westküste ...“ Dafür ist aber hier gewaltig viel los. Ganze Scharen sind auf dem kurzen Wanderweg zu den Höhlen unterwegs. Fotos ohne Menschen sind gar nicht so einfach möglich, aber dann entdecken wir, dass es sich eigentlich um eine Doppelhöhle handelt. In die zweite führt keine Treppe, sondern man muss ein wenig klettern. Und so ist in dieser nahezu nichts los. Die Dimension der Höhlen ist beeindruckend.
Auf dem Rückweg zum Dorf dann Gelegenheit, die heftige Brandung zu bewundern. In den Felsen entdecken wir auch wieder Rote Klippenkrabben.
Nicht weit entfernt, aber nur über eine einige Kilometer lange holprige Piste zu erreichen, soll es ein weiteres Felsentor geben. Wir holpern natürlich dorthin. Dieses Felsentor ist deutlich eindrucksvoller als das von La Pared. Vereinzelte Wanderer kommen hierher in die Bucht, auch ein, zwei Fahrzeuge. Aber kein Vergleich mit dem Auftrieb in Ajuy.
Wir bleiben für die Nacht hier, sind wie schon an einigen Stellen entsetzt über die Mengen an menschlichen Hinterlassenschaften hinter dem Gebüsch. Wenn die Leute doch wenigstens das Clopapier wieder mitnehmen würden. Die Entsorgung des gesammelten Papiers ist hier auf den Inseln mit den vielen Abfallstationen doch wirklich kein Problem. Ein Spaten würde auch gute Dienst tun! Aber dafür hat dann wohl das Geld nicht mehr gereicht. Ist wohl für den abgewrackten oder primitiven Van oder den Mietwagen drauf gegangen!
Seit einiger Zeit herrscht bereits eine ungewöhnlich lang anhaltende Calima-Wetterlage. (Diese wird letztendlich bis zum 9. Februar andauern!) Zur Erklärung siehe La Isla Bonita (La Palma 1). So ist es spätestens nachmittags immer diesig, die Sicht ist schlecht. Für den Sonnenuntergang ist dies eigentlich gar nicht so übel, aber leider „verhungert“ dieser in der Regel schon ein gutes Stück oberhalb der Wasserfläche im Dunst.
Am nächsten Morgen ist es Gottseidank wieder klar, so dass sich noch einmal schöne Ausblicke auf das imposante Felsentor ergeben.
Danach fahren wir zurück, machen noch einen kleinen Abstecher in die Palmenoase Madre de Agua.
Nicht weit entfernt wollen wir heute wandern. Am Straßenrand zeugen Blumenpolster davon, dass es vor einiger Zeit etwas Regen gehabt haben muss. Leider weht ein heftiger Wind. Zunächst steigen wir durch das Barranco de Malpaso hinauf Richtung Barranco de las Peñitas. In der Steinwüste finden sich trotz der vielen frei herumlaufenden Ziegen noch ein paar Pflanzen, natürlich Endemiten. Die kleine Kapelle Ermita de la Peña liegt in eindrucksvoller Lage. Der weiter oben liegende Stausee Presa de las Peñitas ist ausgetrocknet, lohnt deshalb nicht.
Der Wind nimmt weiter zu, so dass wir den Aufstieg zu dem Felsbogen Arco de las Peñitas erst einmal verschieben. Stattdessen fahren wir nach Pájara. Zum einen müssen wir etwas einkaufen, außerdem füllen wir dort an einem Brunnen (kein Trinkwasser!) ein paar Kanister für unsere Brauchwasservorräte auf. Natürlich schauen wir uns auch die sehenswerte Kirche Nuestra Señora de Regla aus dem 17. Jahrhundert an. Ihre Steinfassade ist mit aztekischen Motiven verziert. Der noch vorhandene Weihnachtsbaum soll mit einer Höhe von 22 Metern und einem Durchmesser von 8 Metern der größte gehäkelte der Welt sein. Gehäkelt wurden die Patchworkteile von Bewohnern und Angehörigen des Altenzentrums in Pájara.
Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen von Puerto del Rosario, und Busladung um Busladung wird hier ausgeladen und strömt durch den kleinen Ort. Einfach nur ätzend – nichts wie weg hier! Wir fahren zurück nach Ajuy, wo auch wieder ganz schön viel los ist. Etwas außerhalb finden wir aber trotzdem einen ruhigen Platz für die Nacht. Auf dem entsprechenden Foto ist die Calima-Wetterlage gut zu erkennen. Ein Foto davon, wie es hinter dem Gebüsch aussieht, wollen wir Euch ersparen.
Früh am nächsten Morgen starten wir dann den Aufstieg zum Felsenbogen. Einen ausgewiesenen Wanderweg gibt es nicht, man sucht sich irgendwie den Weg durch das Felsengewirr. Irgendwann können wir den Felsbogen dann auch weiter oben erkennen. Allein – jetzt müssten wir klettern, um so richtig dorthin zu gelangen. Aus dem Alter sind wir (leider) heraus, das ist uns zu riskant. Also drehen wir wieder um, ohne den Bogen, von dem wir so tolle Fotos gesehen haben, bewundern zu können. Schade – aber Vorsicht ist besser. Immerhin lassen sich auf dem Rückweg noch einige Atlas-Hörnchen beobachten.
Nächstes Ziel ist Betancuria. Die als eng beschriebene Straße entpuppt sich – zumindest verglichen mit dem was wir von den anderen Inseln kennen – als gar nicht so schmal und ist in gutem Zustand. In Vega de Rio Palmas halten wir kurz an, um die schöne Kirche Nuestra Señora de la Peña, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, zu besuchen.
In Betancuria ist dann die Hölle los. Diesmal liegen sogar zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen! Den Bummel durch den völlig überfüllten kleinen Ort lassen wir aus, schauen uns lediglich die Klosterruine an. Am Ortsrand gelegen und damit wohl zu weit abseits bleibt sie von den Massen verschont. Für uns gibt es hier eine absolute Rarität auf Fuerteventura – Trinkwasser!!! Natürlich füllen wir unsere Vorräte auf. Hier am Convento hätte man auch gut übernachten können, aber Bus um Bus kommt an, nachdem im Ort die Leute ausgeladen wurden, dreht mühsam auf dem kleinen Platz und bleibt dann mit laufendem Motor eine Zeit lang stehen, bis es irgendwann zurück in den Ort geht, die Touris einsammeln. Teilweise stehen bis zu vier der großen Busse dort.
Da fahren wir lieber ab, halten kurz an einem Aussichtspunkt, und tauschen später den windgeschützten Platz in Betancuria gegen einen windanfälligen Mirador ein. Aber zumindest gibt es hier oben tatsächlich einmal einige blühende Sträucher (Endemiten - was sonst!) , ein eher seltener Anblick in der kargen Landschaft.
Der kleine Laden in Pájara hatte nicht besonders viel Auswahl, und so fahren wir am nächsten Tag mal eben auf die andere Inselseite – die Entfernungen sind ja hier nicht so groß – und decken uns in einem gut sortierten Lidl mal wieder für die nächste Zeit ein. Anschließend geht es sofort wieder zurück, vorbei an den Mühlen von Tefía, zum Startpunkt einer Wanderung.
Das Barranco de los Molinos ist Anlaufpunkt für Ornithologen, ist doch in dieser Schlucht das ganze Jahr über Wasser zu finden. Das lockt natürlich Vögel an. Noch darf die Schlucht durchwandert werden, ab 1. Februar ist sie nicht mehr zugänglich, da dann die Brutsaison beginnt. Wir sehen durchaus einige Vögel, aber Fotos gelingen nur wenige. Der Wind ist wieder so heftig, dass die Kamera quasi nicht ruhig zu halten ist. Aber der üppig grüne Bewuchs allein ist schon etwas Besonderes hier auf der Insel.
Anschließend fahren wir noch den Abstecher zur Embalse de los Molinos. Diese hat nur sehr wenig Wasser. Einige Rostgänse und Stelzenläufer kriegen wir zu Gesicht. Dann suchen wir uns in einer Senke einen zumindest etwas windgeschützten Platz. Erstaunlicherweise ist dieser dann tatsächlich weitestgehend vom Wind verschont. Am nächsten Morgen verabschiedet uns dann eine schöne Lichtstimmung aus der trotz (oder gerade wegen?) der Kargheit eindrucksvollen Gegend.
Weiter geht es mit Fuerteventura 3: Der Norden