Was uns nicht gefallen hat
Im Folgenden wollen wir einige der Dinge ansprechen, die uns in Amerika nicht gefallen haben. Dies sind zwar rein persönliche Ansichten, könnten aber für den einen oder anderen Reisenden trotzdem nützlich sein. Manche Punkte sind bereits in den Reiseberichten oder den Informationen angesprochen, aber es gibt noch weitere negative Erscheinungen, die uns begegnet sind.
Nun sind wir also seit mehr als 2 Monaten zurück von unserer Amerika-Tour, haben dementsprechend auch mehr als 60 Nächte darüber geschlafen. All die Lappalien, die es immer und überall gibt, lassen wir also weg und beschäftigen uns nur mit den negativen Erscheinungen, die auch jetzt noch im Gedächtnis hängen geblieben sind, die bei uns also tiefer gehendes Unbehagen ausgelöst haben.
Bevor es ans Eingemachte geht sei aber angemerkt, dass es uns in Nord Amerika insgesamt sehr gut gefallen hat. USA, Canada und Mexico sind phantastische Reiseziele mit tollen Landschaften. Wir kennen kaum ein anderes Land, in dem man sich so frei bewegen kann wie hier und wo man sich auch so frei fühlt. Die Menschen sind freundlich, im allgemeinen immer hilfsbereit, aufgeschlossen und gastfreundlich. Das was jetzt kommt sind Randerscheinungen, die es in anderer Form in jedem anderen Land auch gibt. All das sollte euch in keinem Fall davon abhalten, nach Nordamerika zu reisen.
Erstes Ärgernis: Campingplätze, die (langen) Wochenenden, Feiertage usw.,
Wir gönnen jedem Arbeitnehmer sein Wochenende, seinen Feiertag, seine Ferien. Allerdings tauchen bei diesen (zeitweise gehäuft auftretenden) Gelegenheiten Amerikaner gerne in großen Horden auf um die „great outdoors“ zu erleben. Dabei spielt die Ausrüstung keine Rolle, ob mit Zelt, Wohnmobil, „fifth wheeler“ oder ähnlichen Geräten bewaffnet, fallen sie wie die Heuschrecken speziell auf den Campingplätzen ein, aber auch an anderen exponierten Stellen. Dies ist besonders ärgerlich an Stellen, an denen man selbst auf Campgrounds angewiesen ist, wie z.B. fast an der gesamten Pazifikküste der USA, wo großräumig freies Übernachten untersagt ist und von der Polizei oft auch verhindert wird. Das Verfahren ist dann immer in etwa gleich. Zunächst einmal suchst du dir auf dem Camping einen schönen freien Platz aus, weit weg von den anderen, ohne Nachbarn, schön ruhig. Dann taucht der erste Ami neben dir auf und erst einmal denkt man an nichts Schlimmes. Der aber hat bereits mehrere Plätze rundherum für seine Freunde und Bekannten reserviert (obwohl dies vielfach nicht erlaubt ist), die dann nach und nach eintreffen. Und vorbei ist es mit der Ruhe. Die Generatoren werden angeschmissen, die Footballs und andere Spielgeräte fliegen durch die Gegend, und so weiter und so fort. Aber das ist noch nicht alles. Sind auf einer Stellfläche z.B. zwei Zelte und maximal 8 Personen erlaubt, so findet man manchmal locker auch das Doppelte, häufig auch viel mehr Fahrzeuge als erlaubt. Denn Kontrollen finden in Zeiten knapper öffentlicher Mittel nur noch selten statt. Jeder macht was er will. OK, bei den unverschämt hohen Campinggebühren z.B. in Kalifornien können wir verstehen, dass man versucht, das maximal Erlaubte herauszuholen und so pro Partei Geld zu sparen. Das Schlimme daran ist aber, dass die Anlagen für einen derartigen Ansturm überhaupt nicht ausgestattet sind. Vor allem fehlt es an genügend Toiletten, 2 Männerklos und 3 für Frauen sind bei einem 40 Plätze Camp bei übervoller Belegung (40 mal 8, siehe oben, OK, etwas weniger, also sagen wir mal 280 Personen) hygienisch bedenklich und vollkommen unzureichend. Und wenn du dann aufs Sch…haus willst, ist es besetzt, teilweise verstopft, so dass bei Männern nur noch 1 Toilette überbleibt (!), und du machst dir fast in die Hose oder du gehst doch auf das eigene Klo im Fahrzeug.
Oder noch eine Alternative: der Campingplatz ist zwar voll belegt, es gibt aber trotzdem Loops, die geschlossen sind und keiner weiß warum. Also gehst du dahin, und wenn du Glück hast, sind die dortigen Toiletten geöffnet. Meistens ist das aber nicht der Fall, und dann drückt es inzwischen so, dass dir nur noch das Gebüsch bleibt und du sch… auf den Campingplatz.
Überhaupt geht es uns inzwischen gehörig auf den Geist, in einigen Gebieten fast zwangsläufig auf Campingplätze angewiesen zu sein. Da ist es ja fast besser, auf dem nächsten Wal Mart Parkplatz zu übernachten. Das haben wir übrigens früher nicht so empfunden, aber da hat sich wohl im Laufe der Jahre und Jahrzehnte in den US und in Canada wohl einiges geändert.
Hier noch einige weitere unerfreuliche Begebenheiten, die wir – auch außerhalb der Wochenenden- erlebt haben.
Fall 1: Pazifikküste, wir sind fast die Einzigen auf dem Camping. Doch es kommt, wie es kommen muss. Direkt neben uns installiert sich ein großkotziges Wohnmobil, und es dauert keine 2 Minuten und der Generator läuft mit Getöse an. Vorbei ist es mit der Ruhe. Dabei gibt es auf dem Campground einen anderen Loop mit Strom! Wir ziehen um.
Fall 2: Derselbe Campingplatz. Inzwischen hält die Dämmerung Einzug und mit und mit füllen sich die Stellplätze. Zunächst denken wir uns nichts dabei. Am nächsten Morgen –wir sind notorische Frühaufsteher- sehen wir dann, dass keiner von denen registriert und bezahlt hat. Denn diese unangenehmen Zeitgenossen und Zechpreller- übrigens alles Amis unterschiedlichen Alters- wissen genau, dass abends kein Ranger mehr kontrollieren kommt und vor 9 Uhr morgens auch nicht. Und wenn du dann aufs Sch..haus willst ist es besetzt und du machst dir fast in die Hose.
Fall 3: National Forest Campground irgendwo in Virginia. Wir sind allein auf dem Camp, da installiert sich einige Plätze weiter ein „fifth wheeler“, ein weiteres Fahrzeug stellt man unmittelbar neben uns ab. Wir glauben es kaum, der Motor läuft und läuft und läuft, die Klimaanlage orgelt vor sich hin. Nachdem wir nach fast einer Stunde genervt darum bitten, den Motor doch endlich abzustellen, kommt es zum Streit und fast zu Handgreiflichkeiten. Der Ignorant droht uns, mit seinem Generator könne er noch mehr Krach machen. Als wir antworten, wir hätten auch einen Generator und der Mensch von der Forstbehörde in der Ferne sichtbar wird, gibt er klein bei und setzt endlich diesen PKW um.
Fall 4: Nationalpark Campground in den Appalachen. Der Platz ist gut gefüllt, doch die meisten Amerikaner sind positiv ruhig, auch der Kinderlärm hält sich in Grenzen und sogar das in unserem Loop geltende Generatorverbot wird beachtet. So kannten wir das auch von früher. Da trifft auf dem Platz neben uns ein älteres Ehepaar ein, beginnt mit dem Aufbau des Zeltes, und von da an ist es mit der angenehmen Atmosphäre vorbei. Die beiden tun so, als seien sie allein auf dem Platz, ihr proletenhaftes Gehabe und die Lautstärke ihrer Worte, ihr ständiges Schreien, das Gekläffe der Hunde usw. geht uns gehörig auf den Keks. Das geht stundenlang so weiter. Das steigert sich noch, als ein anderer benachbarter Camper sich dazu gesellt - der Alkohol fließt, die Lautstärke nimmt noch zu. Irgendwann haben wir es dann satt. Wir gehen hin, bitten ruhig und höflich darum, dass man doch vielleicht etwas leiser sein könnte. Es wird auch tatsächlich vorübergehend etwas leiser. Wir denken, dass wir jetzt auch unseren Tagesausklang genießen können. Aber weit gefehlt - ein Ranger kommt. Unsere Nachbarn haben sich bei den Rangern über uns beschwert, da wir einfach so auf ihre Campsite gekommen wären, um ihnen das Reden zu verbieten. Der Ranger meint, vor Beginn der "quiet hours" hätten die Leute das Recht sich zu unterhalten usw. Wir sagen ihm, dass wir das gar nicht in Abrede stellen, aber er solle sich doch einmal die "Unterhaltung" anhören. Er verschwindet, anscheinend bleibt er aber im Gebüsch noch eine Weile da. Der Lärm nimmt wieder zu, bricht dann aber bald ab. Kurze Zeit später kommt der Ranger dann wieder zu uns, meint, es solle jetzt wohl ruhig sein. Man würde aber vorsichtshalber von Zeit zu Zeit patrollieren. Und so können wir dann endlich auch den Abend am Lagerfeuer genießen.
Zweites Ärgernis: Lärm
Bei den unter dem ersten Ärgernis aufgeführten Fakten werdet ihr bemerkt haben, dass Lärm eine zentrale Rolle spielt. Lärm ist eine Umweltbelastung und Seuche ersten Grades. Und wie auch beim unnötigen Energieverbrauch sind die Amis bei der Lärmemission Weltmeister. Viele von ihnen merken das schon gar nicht mehr: entweder sind sie schon schwerhörig, vorgeschädigt, einige wenige auch ignorant, aber im Allgemeinen wächst man hier mit einem nicht enden wollenden Lärmpegel auf – schon als Kind. Ob beim „Maces“ oder im Supermarkt oder sonst wo, die Lalle ist immer da, teilweise in erheblicher Lautstärke. Daneben Verkehrslärm ohne Ende. Man hat den Eindruck, dass z.B. private amerikanische Campgrounds nahezu nie dort existieren, wo sich die Menschen auch einmal entspannen und erholen können, sondern immer dort, wo die Verkehrsanbindung bestens ist. Häufig liegen sie direkt an einer mehrspurigen Straße - also verbunden mit erheblichem Lärm. Aber das stört viele Amis anscheinend nicht. Scharenweise finden sie sich dort ein, besonders die großen Dickschiffe, und übertönen den Verkehrslärm mit dem Krach ihrer ständig laufenden Klimaanlage oder Heizung.
Vom Lärm auf den Campgrounds haben wir schon im vorigen Kapitel berichtet, aber das ist längst nicht Alles. Haupt-Emissionsquelle ist natürlich der Verkehrslärm. Und hier ticken die Amis offensichtlich anders. Viele Fahrzeuge sind lauter als sie sein müssten, und das wird bereits ab Werk wohl schon so gewollt oder gekauft. Amerikanische Motorräder wie Harley D. und Co verbreiten einen Lärm, der dem einer 747 beim Start gleichkommt, und speziell an Wochenenden tauchen diese Rider in Horden an attraktiven Zielen auf, vorbei sind Ruhe und Erholung. Der Sound einer europäischen BMW ist dagegen fast eine Symphonie, dieses leise Schnurren, German Engineering eben. Überhaupt scheint es, dass es drüben keine Art von Kontrolle gibt wie den TÜV bei uns. Jeder kann machen was er will. Da gibt es Pick – Ups, die mit Sidepipes ausgestattet sind, die durch die Ladefläche führen und gen Himmel ragen, offensichtlich auf jegliche Form der Schalldämmung verzichten. Wie soll das auch mit einem Auspuff gehen. Und das trifft auch auf einen Großteil der Trucks zu. Die sind mindestens doppelt so laut wie unsere europäischen, speziell auch was die Motorbremsen anbetrifft. Und damit sind wir auch schon beim nächsten Thema.
Drittes Ärgernis: Straßenverkehr
siehe hierzu auch unsere Anmerkungen "Der Amerikaner und das Automobil"
Engine brake prohibited
Die meisten Motorbremsen amerikanischer Trucks arbeiten nach dem sogenannten Dekompressionsprinzip, Jake Brake genannt und sind somit höllisch laut. Verständlich also, dass man allenthalben am Ortseingang ein entsprechendes Verbotsschild vorfindet: engine brake prohibited. Und das ist unabhängig davon, ob es sich vielleicht um eine starke Gefällestrecke handelt. Das Verbot ist dann schon sehr ärgerlich und aus Sicherheitsgründen und zur Schonung des Materials haben wir uns nie daran gehalten. An wenigen Orten gibt es allerdings auch das Schild : unmuffled engine brakes prohibited, also nicht schallgedämpftes Motorbremsen verboten. Das ist dann schon fairer. Aber wenn es um den Lärm geht: Nirgendwo haben wir ein Schild gesehen, dass es den Easy Ridern auf ihren Höllenstühlen verböte, durch den Ort zu fahren.
Delay of more than 5 vehicles unlawful
Und noch ein Schmankerl aus dem Bereich Autoverkehr. An kurvenreichen Strecken findet sich immer wieder dieses Schild: das Aufhalten von mehr als soundso viel Fahrzeugen ist ungesetzlich. Dies ist ja wohl die absolute Lachnummer und nur so zu erklären, dass bei den Amis eben das Recht des Stärkeren eine riesengroße Rolle spielt. Natürlich lassen wir, wenn wir auf Sightseeing-Tour sind und die Landschaft genießen wollen die sich hinter uns angestauten Fahrzeuge, wann immer es geht, passieren bzw. überholen. Aber wenn ich sowieso schon schneller als erlaubt fahre - und das ist eigentlich häufig so - und damit gegen ein Geschwindigkeitsverbot verstoße, wie kann es dann ungesetzlich sein, andere Fahrzeuge, die diese Vorschrift noch mehr missachten, zu verzögern? Denn würden die sich an die zulässige Geschwindigkeit halten wären sie nicht hinter mir. Und ich soll jetzt anhalten?!?
Viertes Ärgernis: Hunde
Vorab: dieses Thema ist bei uns in Europa (speziell in Frankreich, aber auch Deutschland) genau so aktuell. Es geht auch weniger um die Hunde als vielmehr um die Halter, und wie immer natürlich nur um diejenigen, die sich nicht an die Spielregeln halten. Und das sind nach unseren Beobachtungen und Erlebnissen leider viel zu viele. Es scheint so zu sein, dass die Zahl der ignoranten Hundehalter in Amerika besonders groß ist. Es sind vor allem zwei Verstöße, die uns immer wieder begegnen: das Ignorieren genereller Hundeverbote sowie das Nicht-Anleinen der Hunde.
Generelles Hundeverbot besteht vielfach in Nationalparks und Naturschutzgebieten, dort besonders auf den Wanderwegen. Trotzdem begegnen uns immer wieder Wanderer mit Hund, manchmal ist das Tier angeleint, oft aber auch nicht. Wir wollen eigentlich die Landschaft genießen und nicht ständig nach unten blicken müssen um nicht in Hundeschei... zu treten. Die - teils bedrohte - Tierwelt hat sich natürlich längst verdünnisiert, von den streunenden Hunden verjagt oder auch nur vom Geruch oder dem Bellen, egal. Und damit genau dies nicht geschieht werden diese generellen Hundeverbote doch wohl erlassen, zum Schutze der Natur und der in ihr lebenden Tierwelt. Echte Naturfreunde verhalten sich anders und lassen ihren Hund an diesen Stellen zumindest im Auto, besser aber zu Hause. Und wenn man sie darauf anspricht, vielleicht weil der streunende Hund einen gerade bedrohlich anspringt, und man dann z.B. einen Stein aufhebt (wirkt in Afrika und in Griechenland fast immer), so heißt es dann.: "You dont like my dog?".
Generelles Verbot für Hunde sollte nach unserer Auffassung auch für Strände gelten. Dass der Hund angeleint wird ist aber das Mindeste, was man erwarten kann. Meistens gibt es nämlich gerade hier mehr als einen Hundehalter und mehr als nur einen Hund. Und vielfach können es die unterschiedlichen Köter nicht miteinander. Wir haben gesehen, wie sich Hunde gegenseitlich fast zerfleischt haben, auf Zuruf ihres Besitzers reagieren sie nicht mehr, wenn sie es denn jemals vorher getan haben, was wir bezweifeln. Auch für andere Strandgäste werden diese Hunde zur Gefahr, so hat ein solcher nicht angeleinter Hund nicht nur einen anderen Hund blutig gebissen, sondern die Frau eines uns bekannten Ehepaares angefallen und in den Bauch gebissen. Aber die Besitzerin beharrt: "He's a friendly dog." Auch nach diesen Vorfällen bleibt der Hund ohne Leine. Bei unserem Morgenspaziergang am Strand nimmt er eine deutlich bedrohliche Haltung ein. Darauf die Frau: Bleiben Sie einfach stehen, bis mein Hund weg ist! Übrigens - die Halter des anderen verletzten Hundes haben es dann vorgezogen, entgegen ihrer ursprünglichen Planung eine Woche früher abzureisen, um weiteren Gefahren zu entgehen.
Im übrigen: wenn das Tier nicht angeleint ist, dürfte es wohl auch schwer fallen, hinter ihm aufzuräumen, "to clean up after your dog". Und das sollte eigentlich auch selbstverständlich sein - überall, nicht nur am Strand. Schließlich sch...e ich auch nicht einfach so in das Environment.