Texas
16. Dezember 2012
Bei Port Arthur erreichen wir wieder Texas. Mehr noch als in Louisiana fallen hier die großen Erdöl-Raffinerien sowie andere Öl- und Gaseinrichtungen auf. Wir entschließen uns, immer mehr oder weniger die Küste entlang zu fahren. So umgehen wir den Großraum Houston und finden am Strand mehrere brauchbare Stellplätze.
Die Fähre von der Bolivar Peninsula nach Galveston ist kostenlos. Galveston scheint das Seebad für reiche Texaner zu sein, wie man unschwer an den Häusern erkennen kann. Im San Bernard National Wildlife Refuge sichten wir einige stattliche Alligatoren.
Nächstes Ziel ist das Aransas National Wildlife Refuge. Wie in allen Wildlife-Gebieten vorher schon ist es auch hier viel zu trocken, die meisten Trails sind gesperrt. Anders als beim letzten Mal (Bericht 2010) sehen wir wohl deshalb sehr viel weniger Tiere.
Wir übernachten im Goose Island State Park bei Rockport. Neben zahlreichen Pelikanen und anderen Wasservögeln können wir hier sogar einige der seltenen Schreikraniche beobachten. Allerdings sind diese für ein gutes Foto zu weit entfernt. Auch hier sind Geier allgegenwärtig.
In Rockport gelingt es uns endlich auch, unsere leere Tankgasflasche füllen zu lassen, im südlichen Louisiana haben wir keine entsprechende "Propane"-Fülleinrichtung gesehen. Über die wiederum kostenlose Fähre bei Port Aransas und Mustang Island erreichen wir Padre Island National Seashore, wo wir am Strand bei schönem Wetter einige Ruhetage verbringen. Allerdings ist es zunächst windig - wie gut, dass wir unseren Windschutz haben!. Es bieten sich immer wieder Gelegenheiten, Vögel zu beobachten, da die Tiere mit Ausnahme der Pelikane nicht scheu sind und teilweise nah ans Fahrzeug herankommen. Am Strand und in den Dünen finden sich unzählige große und kleine Löcher, in jedem Loch wohnt ein großer oder kleinerer Krebs. Am Strand finden sich teilweise bizarr-schöne Quallen.
Auf den Bienenschwarm, der sich plötzlich an einem Spätnachmittag unseren Großen Wagen als Rast- oder Wohnstätte ausgesucht hat, hätten wir allerdings lieber verzichtet. Alle Versuche ihn loszuwerden bringen nichts, so dass wir am nächsten Morgen eine Rangerin um Rat fragen. Sie funkt zwei Spezialistinnen heran, die in entsprechender Schutzkleidung das Problem für uns lösen.
Die Adventzeit ist bei uns immer auch Fonduezeit. Und so gibt es auch hier abends von Zeit zu Zeit ein leckeres Fondue - das schmeckt auch bei warmen Temperaturen. Außerdem wird leckere Cranberry-Marmelade gekocht- Dank an Elke für den Tipp!
Bei der Abreise von Padre Island gibt es in einer deutschen Bäckerei endlich mal wieder "richtiges" Brot zu kaufen. Auf kürzester Strecke machen wir uns auf zum Big Bend National Park, d.h. über Del Rio. Hier übernachten wir am Amistad Reservoir, das ebenfalls unter dem Wassermangel zu leiden scheint. Der Ort bietet die Möglichkeit zum Großeinkauf für die Zeit im Big Bend, auch tanken wir zu recht guten Preisen noch einmal voll.
Im Big Bend National Park angekommen besorgen wir uns als erstes im Visitor Center an der Panther Junction das erforderliche Permit zum Backcountry-Camping. Hierfür zahlt man einmalig 10 Dollar, egal ob man eine oder die maximal möglichen 14 Nächte wählt. Dabei darf man allerdings nicht an jeder beliebigen Stelle bleiben, sondern es gibt ausgewiesene Campsites, die man vorab für das gewünschte Datum reserviert. Es gibt einen dicken Ordner mit Infos und Fotos zu den einzelnen Möglichkeiten, so dass man nicht "die Katze im Sack kauft". Außerdem besteht jederzeit die Möglichkeit, die vorgenommene Reservierung kostenfrei zu ändern.
Die Plätze, die wir gewählt haben, sind über häufig etwas holprige, teilweise enge, manchmal auch sandige Pisten zu erreichen. Bei dem herrschenden trockenen Wetter stellen sie für uns absolut kein Problem dar. Bis auf die Old Maverick Road würden wir allerdings normalen Wohnmobilen abraten.
Das Wetter ist hervorragend, teilweise haben wir Temperaturen von 30 Grad. Wir haben uns andere Plätze und andere Wanderungen als beim letzten Besuch ausgesucht (Bericht 2010). Gemeinsam ist allen Plätzen die schöne Lage in großartiger Wüstenlandschaft, und da nahezu kein Verkehr herrscht, ist es fast schon unheimlich ruhig.
Wir lassen es eher ruhig angehen, genießen neben der Stille ganz einfach die schöne Landschaft der Chihuahua-Wüste, beeindruckende Berglandschaften, schöne Sonnenuntergänge.
Erstaunlicherweise finden wir blühende Pflanzen, die Unmengen von Schmetterlingen anlocken, sogar auch blühende Yuccas mit ihren großen weißlichen Blüten. Selbst die endemische Lechuguilla-Agave blüht vereinzelt.
Nach zehn Tagen verlassen wir den Nationalpark. In der Nähe liegt Ghosttown Terlingua, die inzwischen aber wieder zu neuem Leben erwacht. Besonders interessant der alte Friedhof.
Wir folgen dem Rio Grande und erreichen als nächstes den Big Bend Ranch State Park. Der State Park dürfte wohl ein Geheimtipp sein, vor allem dann, wenn es im Nationalpark zu voll ist. Die Straße führt bergauf - bergab einer Achterbahn gleichend am Rio Grande entlang. Die Landschaft ist ebenso eindrucksvoll wie die im Nationalpark. Wie auch im Nationalpark gibt es hier "primitive campsites", für die man sich an der Rangerstation registrieren muss. Allerdings ist es mit 8 Dollar pro Nacht deutlich teurer.
Interessant an der Strecke sind auch mehrere sogenannte "Moviesets", Drehort u.a. für den Film "Streets of Laredo" mit James Garner. Mittlerweile sind die Pappmaché-Bauten dabei zu zerfallen.
In dem dichten Ufergestrüpp des Rio Grande halten sich häufig größere Herden von Javelinas auf, die wir auch schon im Nationalpark gesehen haben. Und im übrigen hat das stolze Texas hier auch seinen eigenen Slot-Canyon und seine eigenen Hoodoos.
Im Hinterland des State Parks gibt es zahlreiche gravel roads, 4x4-Pisten und primitive campsites, die sicherlich auch einen Besuch wert gewesen wären. Das sparen wir uns für ein anderes Mal auf, unsere schwindenden Vorräte treiben uns weiter. Fort Leaton war niemals ein echtes Fort, sondern Heimstatt der Leaton-Familie sowie ein befestigter Handelsstützpunkt. Das große Gebäude im Adobe-Baustil und zahlreiche erhalten gebliebene Gegenstände vermitteln einen guten Eindruck vom Leben am Chihuahua-Handelsweg Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts.
Im Gegensatz hierzu war Fort Davis ein wichtiger Armeestützpunkt zur Zeit der Indianerkriege. Einige der Bauten hat man mittlerweile restauriert und im Stil der damaligen Zeit ausgestattet.
Last but not least legen wir einen kurzen Stopp am McDonald Observatorium ein. Leider ist es geschlossen, die nächste Sternenparty findet erst in einigen Tagen statt.
Zusammenfassend stellen wir fest, dass Texas mehr ist als Dallas, J.R. und Erdölindustrie. Der zweitgrößte Bundesstaat der USA hat - wie Ihr wohl zugeben müsst - viel, viel mehr zu bieten.
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Es gibt auch einen neueren Reisebericht aus 2015: Texas - Tor zum Westen