Sardinien im Südwesten

16. - 24. Oktober 2024

 

Wie angekündigt fahren wir Richtung Küste. Bei bedecktem Himmel eine kurze Stippvisite zum Golf von Oristano, wo die Kuhreiher es nicht so genau nehmen, sondern gerne auf den zahlreichen Schafen thronen. Wir entdecken schöne Blumen, Opuntien voller Früchte, sogar einige Kraniche, leider aber immer wieder auch unfeine Hinterlassenschaften – ob von Campern (die Plätze stehen allesamt bei P4N) oder von Tagesbesuchern, wer weiß??? Auf jeden Fall eine große Sauerei!

 

 

 

 

Direkt an der Küste ist viel Betrieb, also nehmen wir für die Weiterfahrt in südliche Richtung Straßen, die mehr im Landesinneren liegen und durch eindrucksvolles Bergland führen. Auf mehr oder weniger guten Schotterwegen sind wir auch schon einmal unterwegs, vor allem auf der Suche nach geeigneten Stellplätzen.

 

 

In einem Geisterdorf nahe eines großen Minenkomplexes bleiben wir für heute, werden aufmerksam beobachtet von den hier weidenden Ziegen, die über einsturzgefährdete Treppen sogar in den ersten Stock hinaufsteigen, um von den dort wachsenden Sträuchern zu speisen.

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen schauen wir uns noch kurz den Minenbereich von außen an. Für eine Besichtigung ist es noch zu früh – geschlossen.

 

 

 

Weit fahren wir heute nicht, kennen wir doch einen weiteren lost place. Hier verbringen wir den Tag und auch die kommende Nacht, können einige Eidechsen beobachten und sehen auf der entfernten Straße viele, viele Camper auf dem Weg zur Küste. Tief hängen die Wolken über dem Bergland, aber bisher haben wir Glück. Wenn es einmal regnet, was die Natur natürlich freut, dann nachts.

 

 

 

 

 

Nun wollen wir aber doch eine Küstenstrecke fahren, die wir aus früheren Besuchen gut kennen und in sehr guter Erinnerung haben.

Das Capo Pecora lassen wir (leider) aus, da wir gehört haben, dass hier regelmäßig geräumt, auch kassiert wird. Und wenn man das „Glück“ hat, dass man bleiben kann, dann stehen die Womos auf dem nicht abgesperrten Bereich dicht an dicht. Entlang des schönen Sandstrandes vor Buggerru stehen die Camper am Straßenrand geparkt, was anscheinend geduldet wird, wenn man denn nur parkt. Nichts für uns – fahren doch hier auch ständig Autos direkt ganz nah am Fahrzeug vorbei. Der wenig attraktive Stellplatz in Buggerru ist auch mittags noch recht gut besucht, wird sich zum Abend hin weiter füllen.

 

 

Wir kennen von früher einen gedeckten Platz, den wir ansteuern wollen, aber leider nicht mehr erreichen können. So stehen wir etwas sichtbarer in der schönen Landschaft. Vor allem aber ist nicht weit entfernt ein P4N-Platz, so dass immer wieder Kastenwagen und Vans ankommen, sich teilweise nah heran stellen, dies dank der einschlägigen App bis weit in Dunkelheit und Nacht hinein. Jede Ansammlung provoziert, und so fahren wir nach zwei Tagen und kürzeren Wanderungen im ehemaligen Minengelände davon.

 

 

 

 

 

Die Bergwelt und die Küste sind nach wie vor toll, aber es ist einfach zu voll. In Masua mit seinem tollen Felsen Pan di Zucchero stehen die Wohnmobile teilweise ziemlich schräg, eng geparkt am Straßenrand, haben dort augenscheinlich die Nacht verbracht. Wir sind froh, dass wir überhaupt noch drehen können. Auch im weiteren Verlauf der Küste auf den Parkplätzen immer wieder große Womo-Ansammlungen.

 

 

 

Ein Kommentar zu einem Platz bei P4N beschreibt die Situation sehr treffend:

„Einst ein schöner ruhiger Platz mit schönem Strand.. heute ein übervoller, lauter „Hotspot“ mit zig Wohnmobilen... enttäuschend! Zeigt wohin die Reise für Sardinien diese einst wunderschöne Insel geht...traurig.“

Wir lassen die Küstenbereiche deshalb außen vor, schauen uns ein wenig abseits den großen Nuraghenkomplex von Seruci an. Es soll eine der größten Stätten aus der Bronzezeit auf Sardinien sein. Neben der Nuraghe gibt es auf dem Gelände ein „Dorf“ mit etwa 200 Gebäuden. Hier ist trotz Sonntag fast nichts los. Mit Schutzhelmen ausgestattet dürfen wir alleine herumstöbern.

 

 

 

 

 

Der Blick auf das umgebende Bergland ist faszinierend, die Bäume auf dem Gelände erinnern uns an Patagonien, zeigen sie doch deutlich die überwiegende Windrichtung an. (Bei Interesse schaut Ihr hier und hier.) Auf den Felsen und Steinblöcken tummeln sich viele Eidechsen.

 

 

 

 

 

 

Auf dem Parkplatz bleiben wir für heute, sitzen einen kleinen Regenschauer aus, beobachten anschließend viele Mauergeckos, die auf, nein eher an den Felsen „kleben“.

 

Nach einem mal wieder fälligen größeren Einkauf wollen wir nun zum Abschluss unseres Sardinien-Aufenthalts ins Iglesiente fahren. Allein dem stehen die teilweise schlechten, vor allem aber für die Größe unseres Fahrzeugs zu stark zugewachsenen Wege entgegen. Nach einigen Kilometern brechen wir ab. Es ist schon Nachmittag, weit fahren wollen wir nicht mehr. Also geht es noch einmal zu „unserem“ Platz hinter Buggerru, diesmal allerdings zu einer gedeckten Stelle, die wir bei unseren Wanderungen entdeckt haben. So verbringen wir auch eine ruhige Nacht ohne Störung durch Spätankommer.

 

Unsere Zeit auf Sardinien neigt sich dem Ende entgegen. Wir sind sozusagen aus Nostalgiegründen noch einmal hierher gereist. Allzu lange wollten wir eh nicht bleiben, wären aber durchaus gerne etwas länger geblieben, auch mal mehrere Tage an der Küste. Aber nicht zu den Bedingungen. Am Straßenrand im Wagen zu hocken, nur um an den Strand zu können, auf kahlen Betonflächen in der Sonne brüten etc. - das entspricht einfach nicht unserer Vorstellung. Die Insel ist unbestritten schön, aber leider speziell im Küstenbereich viel zu voll. Und dabei waren wir diesmal von ein, zwei Ausnahmen abgesehen, noch nicht einmal an den Hotspots! So fahren wir noch einmal ein wenig hinauf in die Berge, wo es deutlich besser war. Wir wollen zu einem schönen Platz von früher. Aber auch dieser ist für uns nicht mehr erreichbar, zu stark zugewuchert. Wir schauen uns einige Alternativen an, sind auch hier teilweise entsetzt ob der Mengen an Hinterlassenschaften, Clopapier, vor allem aber an nicht verrottenden Feuchttüchern. Letztlich finden wir dann einen ohne solche und verbringen einen angenehmen Tag in der Sonne.

 

 

Für die letzte Nacht haben wir uns für das Castello di Acquafredda entschieden, können uns aber nicht dazu aufraffen, den steilen Aufstieg anzugehen, sondern belassen es mit dem Blick auf den imposanten Felsen mit den Ruinenresten. Abends gibt es ein leckeres Abschiedsessen.

 

 

 

 

Bis zum nächsten Nachmittag bleiben wir hier, fahren dann zum Hafen von Cagliari. Die Ausschilderung ist zumindest an einigen Stellen etwas chaotisch, einmal verfahren wir uns, aber kommen ohne größere Probleme trotz dichtem Verkehr wieder zur richtigen Zufahrt zurück. Die Europa Palace, mit der wir früher unter dem Namen Superfast VI von Ancona nach Patras gefahren sind, liegt bereits im Hafen. Nach längerer Wartezeit vor der Hafeneinfahrt, wo Schnorrer unterwegs sind, können wir endlich in den Hafenbereich einfahren, wo wir dann wieder warten, warten, warten müssen. Es herrscht das in Häfen typische italienische Chaos. Endlich steht der MAN auf Deck 5, wir beziehen unsere Kabine. Nicht besonders groß, aber in Ordnung. Vor allem die Betten sind von guter Qualität, so dass einer ruhigen Nacht nichts im Wege steht. Pünktlich legt die Europa Palace ab. Nun wollen wir aber endlich essen gehen. Das Self Service Restaurant hat den Charme einer Kantine oder Jugendherberge, vor allem aber steht hier vor dem engen und kleinen Ausgabebereich bereits eine lange Warteschlange. Wirklich anregend sieht das Essen auch nicht aus. Was besonders störend ist, dass auch hier, genau wie bereits auf der Fähre der Moby Lines von Livorno nach Olbia Hunde anscheinend in allen Bereichen zugelassen sind. Selbst an der Essensausgabe kläffen einen die Köter an, sitzen auch im Essensbereich. So entschließen wir uns, ins Restaurant zu gehen. Auch keine gute Entscheidung. Wir sind noch nie für teures Geld so hungrig wieder aufgestanden. Aber zumindest schlafen wir gut, es ist absolut ruhig, wenn man vom einmaligen Hundekläffen aus einer der Kabinen einmal absieht. Am nächsten Morgen gibt es dann Frühstück im noch leeren Self Service. Die Qualität ist wie erwartet – muss man nicht haben. Da werden wir für die nächste Fährfahrt vorsorgen, denn auch diese wird wieder mit Grimaldi sein. Die Entscheidung ist gefallen. Von hier geht es zunächst nach Neapel, dann von Brindisi weiter nach Igoumenitsa, Griechenland. Diesmal soll es in jedem Fall auch nach Kreta gehen.

 

 

 

 

Weiter geht es mit Erste Tage in Epirus und Mittelgriechenland

 

 

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