Entlang der estnischen Nordküste zum Peipussee
08. - 12. Juni 2024
Der Regen hat aufgehört, es ist allerdings stark bewölkt. Entlang der Nordküste führt uns der Weg nun weiter nach Osten. Wir wollen noch einmal nach Narva.
Den kleinen Abstecher zur Burgruine von Toolse lassen wir natürlich nicht aus. Im 15. Jahrhundert erbaut ist sie heute dem Verfall preisgegeben. Anders als beim letzten Mal (siehe hier) können wir diesmal aber auch in das Ruinengelände hinein.
Draußen vor der Küste sind unzählige Schwäne, Kormorane und Möwen zu sehen.
Später finden wir dann direkt an der Ostsee einen guten Stellplatz. Abends gibt es den im kleinen Laden auf Muhu gekauften Räucheraal.
Früh am nächsten Morgen sind wir dann in Narva, können direkt unterhalb der Festung parken. Auf der einen Seite des Grenzflusses Narva liegt die estnische Hermannsfeste, direkt gegenüber die russische Festung Iwangorod. Ein riesiges Plakat bezieht Stellung zum Verhältnis Europa und Ukraine, dies wird untermauert durch große aufgehängte Flaggen (Estland, EU und Ukraine) an der Festungsmauer. Wir lesen, dass vor kurzem für einen Tag dort auch ein Plakat gehangen hat, das Putin als Kriegsverbrecher bezeichnete.
Der früher so quirlige Grenzübergang ist für Fahrzeuge derzeit nicht mehr möglich, lediglich Fußgänger können die Brücke im kleinen Grenzverkehr passieren.
Später nutzen wir die Gelegenheit, im riesigen und gut sortierten Lidl unsere Vorräte aufzufüllen, denn entlang der nun kommenden Strecke sind die Einkaufsmöglichkeiten eher bescheiden. Zunächst geht es wieder ein Stück gen Westen. An der Gedenkstätte auf den Blue Hills zur Schlacht zwischen der Roten Armee und der deutschen Wehrmacht im Jahr 1944 schauen wir uns ebenso wie am nahe gelegenen Friedhof kurz um.
Von hier aus fahren wir zunächst noch etwas weiter westwärts, und dann in südliche Richtung. Auf der Strecke zum Peipussee lohnt eine Fahrtunterbrechung beim Ort Kuremäe, wo wir das Kloster Pühtitsa besuchen.
Auch am Kloster Vasknarva, das allerdings dem Besucher nicht offen steht, schauen wir vorbei. Überall in Grenznähe fallen uns Plakate auf, die auf Verhalten bei Sichtung von Drohnen hinweisen. Und nun ist uns auch klar, wieso es im Kloster Pühtitsa ein wenig Ärger gegeben hat. Genau als wir dort waren musste irgendein Idiot seine Drohne über dem Kloster kreisen lassen. Und eine Bewohnerin hat gemeint, es wäre unsere. War gar nicht so einfach, sie davon zu überzeugen, dass es nicht unsere ist. Das Wetter ist mies, es regnet, vor allem aber weht ein heftiger Wind. So suchen wir uns einen windgeschützten Platz im Wald. Mücken hin oder her, bei dem Wetter wollen wir eh nicht draußen herumlaufen geschweige denn sitzen.
Auf der Fahrt zu einem RMK Camp hinter den Dünen am Ufer des Peipussees am nächsten Tag sichten wir dann am Straßenrand zahlreiche Orchideen. Die Lichtbedingungen sind für Fotos allerdings nicht besonders gut.
Auf dem RMK Camp ist im Moment niemand. Also werden wir hier bleiben. Mit einer Handpumpe kann man Wasser fördern, das sicherlich nicht als Trinkwasser geeignet ist. Brauchen wir ja im Moment auch noch nicht, aber für eine kleine Wäsche nehmen wir es gerne.
Auf der Weiterfahrt mal mit mehr, mal mit weniger Abstand zum See passieren wir blühende Wiesen, schöne Kirchen, sehen so einiges Getier. In den Gräben entlang der Straßen blühen unzählige Orchideen.
In netten Ort Mustvee nutzen wir dann das gute Wasser am Hafen, um den Vorratstank wieder komplett aufzufüllen. Das sollte nun einige Zeit reichen. Hier am Strand begegnet uns wieder einmal einer der National Geographic Rahmen, die uns im vorigen Jahr schon an etlichen Stellen im Land aufgefallen sind. Diese kennzeichnen einen Ort als besonders besuchenswert.
Und wieder geht es weiter durch kleine Ortschaften, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Die Dörfer sind russisch geprägt, auch sollen hier über 90 Prozent der Einwohner nur russisch sprechen. Was für ein Gegensatz dann das eindrucksvolle Schloss Alatskivi. Dieses wurde im späten 19. Jahrhundert nach dem Vorbild der königlichen Residenz Balmoral in Schottland wieder aufgebaut.
An einem weiteren Platz direkt am See bleiben wir danach für den Rest des Tages und natürlich auch für die Nacht. Am Seeufer, vor allem aber an der großen Wasserpfütze direkt vor unserem Eingang, können wir zahlreiche Vögel beobachten. Rauch- und Mehlschwalben holen sich hier das erforderliche Material für den Nestbau.
Auch auf der weiteren Fahrt gibt es immer wieder sehenswerte alte Dörfer mit teils liebevoll gestalteter Dekoration.
Im Ort Varnja bewundern wir die kleine Kirche sowie den Friedhof. Ein Storch lässt sich bei seiner Nahrungssuche von uns nicht stören.
In Tartu regnet es dann, genau wie bei unserem letzten Besuch. Da aber Städte in der Regel sowieso nicht unser Ding sind, fahren wir halt nur schnell durch, um baldmöglichst unser nächstes Ziel, den Soomaa Nationalpark, zu erreichen.
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