Auf nach Sizilien
17. Februar 2022
Nach einer - bis auf die etwas länger andauernde Unruhe beim weiteren Beladen in der Nacht in Igoumenitsa - ruhigen Überfahrt laufen wir mit Verspätung in Bari ein. Das LKW-Deck ist noch rappelvoll geworden. Kein Wunder, dass das Einschiffen zu einer Verzögerung geführt hat! So dauert es auch recht lange, bis wir das Schiff und das Hafengebiet verlassen können. Zügig machen wir uns auf den Weg nach Süden, wir wollen von Villa San Giovanni nach Messina auf Sizilien übersetzen. An einem schönen, um diese Jahreszeit einsamen Strand verbringen wir eine ruhige Nacht, bevor es am nächsten Tag auf guter und sogar kostenloser Autobahn weitergeht.
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz für die nächste Nacht fahren wir zur Kirche St. Elia. Zugegeben, der Blick ist toll, aber als Nachtplatz ist es uns hier ein wenig zu unruhig. Da bevorzugen wir doch lieber den kleinen privaten Stellplatz in der Nähe des Ortes Scilla. Von hier aus haben wir unser morgiges Ziel bereits deutlich vor Augen.
Am nächsten Morgen sind wir dann schnell im Hafen, wo vor dem Ticketkauf erst einmal der Impfstatus penibel überprüft wird, da nur Personen mit dem sogenannten Green Pass inneritalienische Fähren benutzen dürfen. Zunächst will man uns kein Billett für Wohnmobile verkaufen, sondern das deutlich teurere für LKW, aber der Eintrag „Wohnmobil“ in unserem Fahrzeugschein führt dann letztendlich zum Erfolg. Zwei Minuten später sind wir auf der Fähre, die unmittelbar danach (nahezu leer) ablegt. Auch an Bord wird auf die Einhaltung der Coronaregeln geachtet.
Nach kurzer Fährfahrt sind wir nun auf Sizilien – und erst einmal geschockt. Dichter Verkehr in Verbindung mit einer eigentlich nur als kriminell zu bezeichnenden Fahrweise, dazu eine Küste, die völlig zugebaut ist, unvorstellbare Mengen an Müll! Eigentlich möchten wir am liebsten sofort wieder umkehren!
Wir beratschlagen, kommen zu dem Ergebnis, dass wir uns, da wir ja nun einmal hier sind, die Insel auch anschauen werden. Und wir haben dann auch durchaus schönere Ecken gefunden. Diese werden wir Euch in unseren Berichten zeigen. Aber soviel sei jetzt schon verraten - „unsere“ Insel wird es nicht werden. Die hässlichen Seiten und die Gründe, warum wir voraussichtlich nicht wieder hierher kommen werden, fassen wir am Ende der Tour in einem Fazit zusammen.
An der Küste wollen wir hier in der Gegend auf keinen Fall bleiben, also fahren wir hinauf in die Berge, wo wir an alten Ruinen fündig werden. Solche lost places haben durchaus immer etwas Faszinierendes. Aber am Abend dann ein ständiges Kommen und Gehen. Wir finden nicht heraus, ob es sich um einen Stricherort oder einen Handelsplatz für Drogen handelt, sondern packen bereits im Dunkeln zusammen und fahren noch höher hinauf.
Hier stehen wir im Nebel an einem eigentlich schönen Picknickplatz – wenn nur der Abfall nicht wäre, obwohl diese kleinen Mengen hier nichts sind gegen das, was wir unten an der Küste gesehen haben, wo der Müll in Riesensäcken abgeladen wird. So ruhig wie erhofft ist es leider auch hier nicht, immer wieder kommen Fahrzeuge. Den „Übeltäter“ sehen wir am nächsten Morgen. Hier gibt es einen Brunnen, anscheinend mit begehrtem Wasser. Selbst in der Nacht kommen die Menschen hierher um Wasser zu füllen.
Von der schönen Aussicht, die es hier haben soll, sehen wir leider nichts. Trotzdem fahren wir den Weg nun auch noch bis zu einem Heiligtum am Ende der Straße hinauf.
Das kommende Wochenende wollen wir trotz der niedrigeren Temperaturen in der Höhe an einem Platz mit Blick auf den Ätna verbringen. Also erst einmal wieder runter zur Küste, dann eine kurvenreiche Straße immer weiter hinauf. Ortsdurchfahrten in den Bergdörfern machen genauso viel „Spaß“ wie in Griechenland.
Hinter diesem Ort wäre dann für uns eigentlich Schluss. Ein recht neues Schild mit 6,5 t Beschränkung übersehen wir und kommen so nach viel Kurbelei in einem sogenannten Borgo, einem Ruinendorf, an. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf den Ätna, der sich zunächst noch hinter den Wolken verbirgt. Aber wir haben Glück, die dunkle Bewölkung reißt auf. Kleine Rauchwölkchen steigen auf, der Sonnenuntergang ist sehenswert.
Am nächsten Morgen dann ein völlig anderes Bild – ein Graupelschauer, vom Ätna ist wieder nichts zu sehen. Trotzdem wollen wir noch hier oben bleiben, um das Wochenende auszusitzen. Aber am Nachmittag erscheinen dann einige freundliche junge Männer, die uns darauf hinweisen, dass am nächsten Tag hier ein Event vorgesehen ist. Wir verstehen es so, dass ab dem frühen Morgen hier Paintball stattfinden wird. Es soll in der Nacht schneien, da wollen wir nicht in aller Herrgottsfrühe auf steilen schmalen Sträßchen unterwegs sein. Also packen wir zusammen und fahren davon. Bei deutlich angenehmeren Temperaturen verbringen wir dann eine ruhige Nacht.
Die Schlucht von Alcantara können wir leider nicht anschauen, alle kommunalen Eingänge sind geschlossen. Und den völlig überteuerten privaten wollen wir nicht benutzen. Also nun doch zur Küste. Auf einem grottenschlechten Weg, für den eigentlich Schrittgeschwindigkeit noch zu schnell ist, holpern wir entlang der Küste. Und hier soll man (zumindest in der Saison) auch noch Parkgebühr zahlen. Lächerlich! Es gäbe die eine oder andere Möglichkeit hier zu bleiben, aber wir haben kein so gutes Gefühl. Außerdem sind die Müllmengen absolut scheußlich. Ein anderes Expeditionsmobil blinkt zwischen den Büschen durch. Auf Nachfrage wird unser Eindruck bestätigt, abends und nachts ein Kommen und Gehen. Es handelt sich um den Strich und auch Drogen werden gehandelt. Aber das sei doch nicht störend. Das sehen wir allerdings ein wenig anders und holpern wieder davon. Wir werden auf einen Wohnmobilstellplatz fahren, von dem aus man einen tollen Blick auf den Ätna haben soll.
Als wir dort ankommen, ist dieser Platz gut gefüllt, allesamt Italiener, die hier das Wochenende verbringen. Am späten Nachmittag sind dann außer uns nur noch 2-3 Dauerbewohnern auf dem großen Platz. Allein die Aussicht ist die Gebühr von 10 Euro allemal wert. In regelmäßigen Abständen treten Rauchwolken aus dem Krater aus. Und wir haben absolutes Glück mit dem Wetter!
Auch für den nächsten Tag ist ähnliches Wetter vorhergesagt. Gelegenheit, soweit wie möglich hinaufzufahren! Zunächst quälen wir uns wieder durch den dichten Verkehr, je weiter wir nach oben kommen, desto weniger wird es. Oben auf dem Endparkplatz ist dann nicht viel los.
Wir genießen die eindrucksvolle Landschaft mit herrlichen Ausblicken, unterschiedlichen Lavaformationen. Es wäre jetzt wohl kein Problem, hier oben irgendwo zu bleiben, aber für die Nacht sind starke Schneefälle angesagt. Also geht es zurück auf den Stellplatz, von wo aus wir dann am nächsten Tag die Umrundung der Insel in Angriff nehmen wollen.
Weiter geht es mit Entlang der Ostküste nach Süden
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