Landschaft, Dinos und lost places
16. - 20. Oktober 2025
Nach einer ruhigen Nacht erreichen wir am nächsten Morgen den Ibañeta-Pass in Navarra. Nahezu zeitgleich kommt ein vollbesetzter Reisebus an, so dass wir nur schnell ein paar Fotos machen und die Weiterfahrt in Angriff nehmen. Unsere Planung sieht so aus, dass wir zunächst Ziele im gebirgigen Landesinneren ansteuern werden und die Küstengegend für die Rückfahrt im Dezember/Januar vorsehen. Wir durchfahren schmucke Ortschaften und eine schöne Pyrenäenlandschaft.





Unser erstes Ziel ist ein lost place. Die Ruinen der königlichen Munitionsfabrik von Orbaitzeta liegen nah der Grenze zu Frankreich und sind auf einer schmalen asphaltierten Straße zu erreichen. Gut, dass wir noch recht früh hier ankommen, ansonsten hätten wir auf dem kleinen Parkplatz den MAN nicht mehr abstellen können, stehen doch jetzt schon einige Fahrzeuge hier.


Nach ausführlicher Besichtigung geht es weiter. Wir entdecken interessante Felsformationen, blühende Herbstkrokusse, schöne Dörfer.

Das Wetter ist gut, und so suchen wir uns einen Übernachtungsplatz, wo wir noch länger in der Sonne sitzen können, bevor es dann am frühen Abend ein leckeres Raclette gibt.



Auch am nächsten Tag ist das Wetter gut, die Sonne scheint. Tief unter uns liegt das Tal noch im Nebel. Im kleinen Dorf Salvatierre de Esca kaufen wir beim Bäcker im traditionellen Holzofen gebackenes Brot und schauen uns bei der Gelegenheit natürlich auch ein wenig um.






Mittlerweile sind wir in Arragon angekommen und besuchen eins der vielen verlassenen Dörfer hier. Esco wurde in den 60er Jahren aufgegeben, nachdem die Bewohner durch den Bau des Yesa-Staudamms ihre Existenzgrundlage verloren hatten. Wir durchstreifen die auf einem Hügel gelegenen Ruinen, entdecken blühende Herbstzeitlosen. Tief unten sehen wir einen Teil des 18 km langen Stausees Embalse de Yesa, der zumindest in diesem Bereich aufgrund der langen Dürreperiode komplett trocken ist.

Auf der Weiterfahrt entlang stark erodierter Hänge in Richtung der Staumauer gibt es dann später doch etwas Wasser im See.


Zurück in Navarra lohnt ein Stopp an der Ermita San Zoilo, eine im gotischen Stil Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete Einsiedelei. Leider ist die Kirche (wie meist hier in Spanien) verschlossen. Ein Stück weiter verbringen wir dann den Nachmittag und natürlich die Nacht an einem Platz mit großartiger Aussicht. Hoch oben über uns kreisen viele Geier.



Falls Ihr Euch wundert, dass wir eine berühmte Sehenswürdigkeit, die gar nicht weitab unserer Strecke liegt, auslassen – die Halbwüste Bardenas Reales haben wir schon zweimal erkundet. Im Moment sind französische Herbstferien, da wird dort wie bei unserem letzten Besuch ganz schön Betrieb herrschen. Bei Interesse an diesem Gebiet schaut hier und hier.
Das Geisterdorf Turruncun in La Rioja ist unser nächstes Ziel. Der einst blühende Ort mit mehr als 300 Einwohnern liegt auf einem Hügel und ist anscheinend seit den 70er Jahren verlassen. Mittlerweile sind die Gebäude im Verfall und teilweise eingestürzt. Die Kirche wurde mit Graffiti „verziert“. Eigentlich finden wir Murales sehr schön, aber die künstlerische Qualität hier gefällt uns nicht so besonders.

Auf dem großen Picknickplatz am Zugang des Dorfes herrscht Hochbetrieb – klar, es ist Wochenende. Das ist uns für eine Übernachtung zu unruhig, und so suchen wir uns einen Platz in einem Steineichenwald. Hier ist es ruhig, und wir sitzen noch länger in der Sonne, erhalten Besuch von einer großen Gottesanbeterin, leider aber auch noch von irgendwelchen Beiß-/Stechviechern.

Als weitere Attraktion haben wir uns bedeutende Fossilienfunde ausgesucht. Aber auf der Strecke dorthin geht es zunächst durch eine beeindruckende Felslandschaft. Haltemöglichkeiten sind hier rar, und so können wir nur an einigen wenigen Punkten anhalten, ansonsten bleibt uns nur das Schauen während der Fahrt. Hinzu kommt, dass plötzlich die Hauptstraße gesperrt ist, und wir über einige Kilometer über ein schmales Sträßchen geleitet werden, Gottseidank ampelgeregelt, denn Gegenverkehr wäre hier fatal. Anhalten natürlich absolut unmöglich.


In Rioja hat man Tausende von Dinosaurierspuren.entdeckt. Eine bedeutende Anzahl (derzeit wohl die Fundstätte mit den zahlreichsten Dinospuren) findet man in der Nähe des Ortes Munilla im Yacimiento La Canal. Über eine schmale Schotterpiste fahren wir stetig bergan und sind froh, keinen Gegenverkehr zu haben. Oben angekommen stellen wir den MAN ab und erkunden das Gelände. Neben den Fußabdrücken gibt es imponierende lebensgroße Dinoskulpturen zu sehen.
Auch im Umkreis des Dorfes Enciso im Süden von La Rioja sind viele Spuren entdeckt worden. Direkt beim Ort ist eine Fundstätte, die bei Forschern große Bedeutung hat. Neben Fußabdrücken sind auch Schleif- und Kratzspuren vorhanden, die man von einem Holzsteg aus sehen kann. Wir persönlich fanden La Canal aber eindrucksvoller.
Von Enciso ist es nicht weit zu einem weiteren Geisterdorf. Allerdings ist der ausgeschilderte Weg dorthin für den MAN nicht wirklich geeignet. Es wird immer kurviger und enger, Drehen zunächst unmöglich. Dann finden wir aber doch eine geeignete Stelle und fahren mit etlichen neuen Kratzern zurück zum Abzweig. Also geht es nun per pedes dorthin, wobei wir dann feststellen, dass man den zweiten Weg, der in die Richtung führt, hätte ein Stück weit noch fahren können. La Escurquilla ist schon länger verlassen und verfällt. Im Zentrum des Dorfes befindet sich die Kirche Santa Ana aus dem 17./18. Jahrhundert, die allerdings in katastrophalem Zustand ist. Teile des Gewölbes sind bereits eingestürzt. Aber die Lage am Hang mit sich verfärbenden Bäumen lohnt den Abstecher.


Bäume in unterschiedlicher Intensität der Verfärbung begleiten uns auch auf der Weiterfahrt. Das Bergdorf Yanguas befindet sich bereits in Kastilien-León. Neben der alten Brücke Puente de Santa Maria, die den Fluss Cidacos überspannt, imponiert vor allem die gotische Kirche Santa Maria. Hier haben wir Glück, es findet gerade eine private Führung in der Kirche statt. So haben wir zumindest kurz die Gelegenheit, ins Innere zu schauen.



Eigentlich wollen wir uns ein weiteres verlassenes Dorf anschauen und dort nach Möglichkeit auch übernachten, aber die Straße nach Aldealcardo ist wegen Bauarbeiten voll gesperrt. So fahren wir zu einer gewaltigen Dinoskulptur nahe Villar del Rio, wo wir dann auch gut beschützt die Nacht verbringen.
Nun steht ein Natur-Highlight auf dem Programm, der Naturpark Cañón del Rio Lobos. Es handelt sich um eine spektakuläre Kalksteinschlucht mit steilen Wänden, die teilweise bis zu 100 m aufragen. Nahe des kleinen Ortes Ucero am Südende des Parks haben wir Gelegenheit, einen römischen Kanal (Teil eines ehemaligen Aquäduktes) zu begehen. Hoch über dem Ort thront die Ruine des Castillos.

Aber die eigentliche Attraktion ist der Weg in die Schlucht hinein, den wir teilweise auch mit dem MAN zurücklegen können.
Am Ende des Fahrweges stellen wir den Wagen ab und machen uns nun zu Fuß auf zur im 13. Jahrhundert erbauten Ermita de San Bartolomé. Natürlich leider wieder verschlossen, aber die absolut großartige Umgebung allein lohnt bereits den Weg hierher.
Neben der Einsiedelei klettern wir hinauf zum „El Balconcillo“, ein natürlicher Bogen mit Panoramablick auf den Canyon.




Wieder unten angekommen lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, auch noch in die große natürliche Höhle direkt nebenan hineinzugehen.





Zum Abschluss unseres Besuchs fahren wir über eine Serpentinenstraße hinauf zu einem nur drei Kilometer entfernten Aussichtspunkt, von dem aus wir die Ausmaße der Schlucht und die tolle Landschaft aus der Vogelperspektive bewundern können. Leider ist der Wind hier oben so stark und vor allem auch kühl, dass längeres Beobachten der kreisenden Geier entfällt.
Im Naturpark darf nicht übernachtet werden, und so fahren wir ein Stück hinaus und bleiben für heute auf einer großen Lichtung in einem Waldgebiet.










