Teneriffa 1
26. November - 02. Dezember 2023
Nach einer ruhigen Überfahrt gibt es am 26. November am frühen Morgen nach gut 30 Stunden Fährfahrt einen Zwischenstopp auf Gran Canaria. Viele Fahrzeuge verlassen hier die Fähre, aber es kommen auch wieder neue hinzu. Am frühen Nachmittag ist dann Teneriffa erreicht. Das Ausladen geht relativ zügig vor sich. Es ist Sonntag, und so ist nicht allzu viel Betrieb auf den Straßen.
Der Strand, der von vielen Reisenden für die erste Nacht nach der Fährfahrt empfohlen wird, ist dicht voll geparkt mit PKW und vielen Wohnmobilen (so abschreckend, dass wir noch nicht einmal ein Foto gemacht haben). Wir suchen uns deshalb einen Platz abseits, wo wir ruhig umgeben von interessanter Vegetation (Endemiten, d.h. die Pflanzen kommen nur hier vor) stehen können. Hier entdecken wir dann auch noch einen weiteren Endemiten, einen kleinen Kanarengecko.
Am nächsten Morgen fahren wir auf enger, kurviger Straße hinauf ins Anaga-Gebirge. In dieser regenreichen Gegend finden sich ausgedehnte Lorbeerwälder, teilweise dicht bedeckt mit Moosen, bewachsen mit Farnen. Die Vegetation fasziniert uns auch hier, sind uns die meisten Pflanzen doch fremd.
Wir bleiben für heute hier. Unser Platz liegt zwar direkt an der Straße, dafür aber mit großartigem Ausblick. Außerdem hoffen wir, dass nachts Ruhe herrscht. Das trifft dann auch zu, dass allerdings morgens ab 5 Uhr die ersten Fahrzeuge anrollen, haben wir nicht erwartet.
So bleiben wir auch nicht länger hier, starten früh, um ohne allzu viel Verkehr auf den engen Sträßchen mit vereinzelten Ausweichmöglichkeiten unterwegs zu sein. Bald rollt die Mietwagenwelle, der Verkehr nimmt heftig zu. Ganz schön ätzend!
Entlang der Straßen in den Ortschaften wachsen wahrhaft riesige Weihnachtssterne. Auch die Tulpenbäume stehen in voller Blüte.
Auf der Autovia geht es dann etwas zügiger voran. Die Küste ist mehr oder weniger zugebabelt; einen Küstenabschnitt entdecken wir dann doch, wo mal keine Bebauung vorhanden ist. Da wollen wir hin. Zunächst geht es in engen Serpentinen steil hinab, in den Kehren müssen wir halt teilweise rangieren, aber insgesamt kein Problem. Aber irgendwann wird der Weg enger und enger, führt durch Bananenplantagen mit Lavamauer und Zaun hindurch. Jetzt nur aufpassen, dass die Reifenflanken nicht von den Lavabrocken beschädigt werden! Dass die Spiegel an den Zaunpfählen vorbeischrammen lässt sich leider nicht komplett vermeiden. Wenden ist nicht mehr, da müssen wir jetzt durch. Irgendwie passen wir dann aber ohne größere Schäden doch durch. Kurz vor Ende des Weges mehrere Kanarische Drachenbäume.
Um etliche Kratzer „reicher“ gelangen wir letztendlich an einen schönen Platz über der Fels-/Lavaküste mit Blick auf den Teide (wenn er denn nicht in Wolken verhüllt ist). Wir unternehmen kleine Wanderungen. Die Vegetation mit den vielen endemischen Pflanzen ist faszinierend.
In der Lava sind zahlreiche Kanaren-Eidechsen (verschiedene Unterarten) unterwegs.
Angler kennen diesen Platz natürlich, aber die stören auch nicht. Zum Baden ist die Küste nicht geeignet. Trotzdem kommen immer mal wieder Touristen, die den gemieteten SUV ausführen müssen. Für kleine Vans ist die Zufahrt auch kein Problem, so dass wir bald Gesellschaft bekommen. Wir fürchten, dass am Wochenende bzw. am bevorstehenden Feiertag hier deutlich mehr Betrieb sein wird, zumal unterhalb des Platzes zahlreiche Einfachstunterkünfte an die Felswand gebaut sind.
So bleiben wir eine weitere Nacht, genießen einen Sonnenuntergang und fahren dann frühmorgens ab in der Hoffnung, dass wir keinen Gegenverkehr haben werden. Das klappt dann auch. Wir besuchen Verwandte in Puerto de la Cruz. Auf ihre Empfehlung hin wollen wir entweder in Garachico oder in Los Silos bleiben. Aber daraus wird nichts. In Garachico ist Hochbetrieb, das gleiche gilt für Los Silos. Wir können noch nicht einmal anhalten, Parkplätze Mangelware. Aber selbst wenn wir einen gefunden hätten – so wie hier die Wohnmobile stehen, nämlich in Parkbuchten am Straßenrand, Stoßstange an Stoßstange, ist absolut nicht unser Ding. Wir versuchen, durch die endlosen Bananenplantagen zur Küste zu gelangen, sind letztendlich froh, dass wir wieder herauskommen, denn plötzlich stehen wir ohne Vorwarnung vor einer Kettenabsperrung. Wenden gestaltet sich hier zu einem Kunststück. Auf der einen Seite eine Mauer und die typischen „Gewächshäuser“, auf der anderen Seite alles zugeparkt – ganz schön schwierig. Völlig genervt verbringen wir die Nacht dann auf dem Parkplatz eines Sportplatzes. Hier ist es zwar nicht schön, aber es hat zumindest genügend Platz. Und nachdem der Trainingsbetrieb gegen 22 Uhr geendet hat, ist es auch ruhig.
Zum Video zur Abfahrt zwei Hinweise: Die Uhrzeit stimmt nicht (wir hatten vergessen diese umzustellen). Es war früher und deshalb gab es noch wenig Licht und die Qualität ist nicht gut. Deshalb solltet Ihr dieses nicht im Vollbild-Modus anschauen.
Eigentlich wollen wir in den Teide Nationalpark und dort auf einem der kostenlosen Campgrounds bleiben. Schon seit Spanien versuchen wir, die notwendige Reservierung vorzunehmen. Wir kommen zwar jeweils nahezu bis zum Ende des Vorgangs, allein, es kommt niemals eine Bestätigung der Reservierung mit dem erforderlichen Link. Und ohne diese ist die Belegung nicht gültig, soll nach Information auf der Buchungsseite ohne Anklicken des Links nach fünf Minuten verfallen (obwohl es schon seltsam ist, dass die von uns versuchten Plätze anschließend nicht mehr zur Verfügung stehen). Von unseren Verwandten erfahren wir, dass das System derzeit nicht korrekt arbeite, man aber einfach hinfahren solle, wenn freie Plätze angezeigt werden. Aber es werden keine ausgewiesen. Dann müssen wir uns halt etwas anderes suchen, was bei den begrenzten Möglichkeiten hier aber gar nicht so einfach ist.
So fahren wir am nächsten Tag zwar hinauf in die Berge, können einen Blick hinunter auf den möglichen Womo-Stellplatz in Garachicos werfen. Heute ist hier Platz, aber auch jetzt möchten wir dort nicht bleiben. Wir wählen oben einen Platz außerhalb des ausgewiesenen Schutzgebietes. Hier stehen wir zwar auch direkt neben dem Weg, dieser ist aber eine Sackgasse und endet ein kurzes Stück weiter. Also gibt es zumindest keinen Durchgangsverkehr, und der Ausflugsverkehr hält sich mit einigen wenigen Fahrzeugen über den Tag verteilt absolut in Grenzen. Die große Kanaren-Kiefer macht einen imposanten Eindruck. Kanaren-Kiefern überleben durch ihre dicke Borke Waldbrände besser als andere Bäume und erreichen deshalb teilweise ein hohes Alter. Allgegenwärtig ist der Blick auf den Teide.
Eine Wanderung im Gebiet führt durch großartige Landschaft mit schönen Ausblicken. Im Kiefernwald entdecken wir an vielen Bäumen Spuren von Bränden, die den Bäumen wohl tatsächlich nichts anhaben.
In den aus Lavabrocken aufgeschichteten Mäuerchen entlang des Wanderweges tummeln sich unzählige Kanaren-Eidechsen. Wir können uns nicht erinnern, auf so begrenztem Raum jemals so viele Echsen gesehen zu haben.
In der Nacht regnet es etwas, und der Gipfel des Teide zeigt sich leicht schneeüberzogen. Aber das Wetter ist wieder gut, und so können wir die geplante Radtour zum Vulkan Chinyero unternehmen. Stetig bergan führt uns der Weg, schwarzer Sand/Asche und schwarze Lavabrocken, teilweise überzogen mit intensiv gelben Flechten umgeben den Vulkankegel. Die langen Bartflechten in den Kiefern zeugen von der hohen Luftfeuchtigkeit, die hier oft herrscht. Und auch wir erleben das hautnah: Gerade scheint noch die Sonne, urplötzlich ziehen Wolken und Nebel auf, teilweise ist nur noch wenig zu sehen, Zeit sich auf den Rückweg zum Großen Wagen zu machen, wo wir abends ein leckeres Essen genießen.
Ach ja, zum Abschluss dieses Berichts noch eine Anmerkung. Wir hatten auch versucht, den Campground am Vulkan Chinyero zu reservieren, aber siehe oben! Zuletzt wurde dieser als ausgebucht gemeldet, also sind wir nicht mit dem MAN hingefahren. Auf unserer Radtour haben wir uns diesen Platz dann auch angeschaut. Keine Camper und auch kein Wohnmobil da!!! Ist schon extrem ärgerlich, wenn ein Pflicht-Buchungssystem über längere Zeit absolut nicht funktioniert!
Weiter geht es mit Teneriffa 2