Lanzarote 2: Im Inselinneren rund um Teguise
20. - 26. Februar 2024
Im Süden der ehemaligen Hauptstadt Teguise liegt der Vulkan Montaña Blanca. In der Flanke des Berges entstanden vulkanische Risse, die Las Grietas. Dieses Highlight ist gut bekannt, ein Touristenmagnet und sehr stark besucht. Also heißt es früh sein! Insgesamt gibt es drei dieser Spalten, Bei der ersten, die wir entdecken, sind wir trotz der Tatsache, dass sie ganz hübsche Formationen aufweist, ein wenig enttäuscht, haben wir doch nach den Fotos mehr erwartet. Die zweite ähnelt dann schon mehr einem Slot Canyon. Achtet mal auf die Fotos – selbst hier in diesem Naturphänomen finden sich die schrecklichen Feuchttücher! Abartig!
Die eigentliche Hauptspalte ist dann wirklich toll. Und wir haben Glück. Da wir früh unterwegs sind ist außer uns nur eine weitere Person anwesend, und diese verhält sich sehr kooperativ, so dass beide Seiten problemlos ihre Aufnahmen machen können.
Von hier aus fahren wir zu einem Großeinkauf, der dringend erforderlich ist, runter an die Küste, bevor es dann Richtung Teguise geht. Auf dem Weg dorthin entdecken wir blühende endemische Natternköpfe. Beim Monumento al Campesino - ein von César Manrique entworfenes Denkmal zu Ehren der Landwirte - finden wir so gerade noch einen Parkplatz, es ist ja mittlerweile auch fast Mittag. So halten wir uns hier nur kurz auf.
In Teguise bleiben wir erst einmal an einem Platz außerhalb. Es liegt ein Kreuzfahrtschiff im Hafen, keine gute Zeit um den hübschen Ort zu besuchen. In der Abenddämmerung dann plötzlich ein Geräusch. Quetscht sich doch tatsächlich ein Van zwischen Mauer und uns hindurch und will scheinbar direkt vor unserer Eingangstür stehen bleiben. Die Leiter zum Ein- und Aussteigen hätten wir dann nicht mehr anbringen können. Aber dann fährt er doch noch ein wenig weiter nach rechts und ein paar Meter vor. Das übliche Schiebetürengeknalle – und dann ist man erst einmal zum Ort hin verschwunden. Schade, wir hätten uns gerne mit diesem Volk einmal unterhalten. Denn es gibt Platz genug hier herum. Wenn ich auf einem Parkplatz o.ä. übernachte muss ich damit rechnen, dass ein Sch...-Kuschelcamper einem auf die Pelle rückt – aber doch nicht dort, wo es genügend Raum gibt! Wir ärgern uns und ziehen es vor, unsere Sachen zusammenzupacken und uns noch schnell vor Dunkelheit einen neuen Platz zu suchen. Denn auf ständiges Türengeknalle usw. haben wir absolut keine Lust.
Den neuen Platz erreichen wir über eine kurze Piste und verbringen die Nacht in wohltuender Ruhe. Am nächsten Morgen dann ein eindrucksvolles Erlebnis. Kragentrappen sind in der unmittelbaren Umgebung unterwegs auf Futtersuche und verschwinden erst, als die ersten Hundeausführer erscheinen. Eine gute Beobachtungsmöglichkeit der seltenen Vögel – im Nachhinein müssen wir ja eigentlich dem unverschämten Kuschelcamper-Volk fast noch dankbar sein.
Jetzt sehen wir auch so richtig, dass wir in schöner Umgebung mit Blick auf Vulkane und Teguise stehen. Auf den Pflanzen entdecken wir zahlreiche Schnecken, die die trockene Zeit gemeinsam im „Trockenschlaf“ verbringen.
Heute ist mal ausnahmsweise kein Kreuzfahrtschiff im Hafen, so dass wir uns zunächst die Burg Castillo de Santa Barbara oberhalb von Teguise anschauen. Eine steile Straße führt hinauf. Das Piratenmuseum innen ist nun nicht unbedingt der Bringer, aber die restaurierte Burganlage aus dem 16. Jahrhundert ist ganz nett. Vor allem der Ausblick lohnt aber unbedingt einen Besuch.
Anschließend bummeln wir durch die engen Gassen der ehemaligen Inselhauptstadt. Natürlich ist der Ort durchaus touristisch, aber das unter Denkmalschutz stehende Zentrum gefällt uns gut.
Dies gilt auch für die aus Lavasteinen erbaute Kirche Nuestra Señora de Guadalupe.
Am Ortseingang gibt es eine Tankstelle mit einer Möglichkeit, auch größere Fahrzeuge zu waschen. Nach vielen Monaten unterwegs nutzen wir nun endlich die Gelegenheit, beim MAN (so schmutzig und salzig war er schon lange nicht mehr!) Salz und Calimastaub zu beseitigen. Anschließend fahren wir wieder an unseren gestrigen Platz, wo wir den Rest des Tages mit Arbeiten im Fahrzeug verbringen. Zum Draußensitzen ist es seit Tagen leider viel zu windig.
Nicht weit entfernt zwischen Teguise und Guatiza wartet ein weiteres Highlight auf uns. In den Karten findet sich die Bezeichnung „Stratified City“. In Wirklichkeit heißt es aber Antigua Rofera de Teseguite. Hier wurde früher Picon (Vulkanasche) abgebaut. Ergebnis dieser Abbautätigkeiten und Erosion ist eine Landschaft mit bizarren Felsformationen, kleinen Höhlen. Leider gehen auch hier Besucher nicht unbedingt achtsam damit um. Einritzungen auf glatten Flächen sind zumindest vereinzelt zu finden. Und die Höhlen werden gerne als natürliche Toilettenhäuschen genutzt. Ekelhaft! Das muss doch wirklich nicht sein.
Wir suchen uns in der weiteren Umgebung einen windgeschützten Platz. Endlich mal wieder Gelegenheit draußen zu sitzen und natürlich die schöne Umgebung zu genießen.
Große Entfernungen muss man auf Lanzarote nicht zurücklegen. Alles ist relativ nah beieinander. Und so sind wir auch frühmorgens wieder an unserem nächsten Ziel. Das Barranco de Teneguime ist für seine artenreiche Vegetation bekannt. Wobei – große Hoffnung machen wir uns nicht, ist es doch, wie schon erwähnt, extrem trocken. Trotzdem machen wir die kurze Wanderung. Über blattlose Pflanzen hinweg können wir einen Blick hinüber nach Guatiza mit dem Jardin de Cactus - letztes Großprojekt des bekannten Künstlers César Manrique - werfen. Mit dem Fernglas erkennen wir, dass der Parkplatz für dieses Touristenziel schon am frühen Vormittag hoffnungslos überfüllt ist. Klar, es liegen mal wieder direkt zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen. Deshalb die vielen Busse. Aber es sind auch unzählige Miet-PKW zu sehen. Wir würden dort auf keinen Fall mehr einen Parkplatz kriegen. Und auch wenn das Gelände weitläufig ist, bei so vielen Menschen kann man sich dort wahrscheinlich nur noch im Pulk hindurch bewegen. Wir werden deshalb auf den Besuch dort verzichten. Hier im Barranco sind wir bis auf eine englische Naturbeobachterin alleine unterwegs. Viele Pflanzen sind kahl und zeugen von der Trockenheit. An Stellen, wo im Untergrund noch ein wenig Wasser vorhanden ist, gibt es aber sogar einmal blühende Pflanzen. So wächst und blüht hier in großer Zahl u.a. die endemische Kanaren-Krummblüte. Wenn Ihr die Fotos genau anschaut erklärt sich der Name von selbst. Die Blütenröhre ist nahezu rechtwinklig abgeknickt. Anschließend fahren wir zurück zu unserem Platz mit Windschutz bei den Steinformationen, denn nach wie vor bläst es ganz schön heftig.
Den folgenden Tag sitzen wir aus, da es immer mal wieder regnet. Die Natur wird sich freuen, wenn es auch von der Menge her eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Am übernächsten Tag fahren wir durch Guatiza, da wir an der Tankstelle unsere Brauchwasservorräte auffüllen wollen, natürlich nachdem wir hier auch getankt haben, stellt diese doch das Wasser kostenlos zur Verfügung. Außerdem können wir im kleinen Supermarkt im Ort unsere Vorräte etwas ergänzen. Am Kaktusgarten, der noch geschlossen ist, halten wir kurz für zwei Fotos, noch ist der Parkplatz leer.
Wir machen uns auf den Weg zu einem anscheinend weniger bekannten Ziel. Im Netz findet man dazu wenig, bei Google Maps gibt es die Piconhöhlen, die wir uns anschauen wollen, gar nicht. Doch dafür heißt es zunächst mal wieder Piste fahren, bevor wir den Großen Wagen in schöner Berglandschaft am Wegesrand abstellen. Terrassen zeugen von früherer (und teilweise auch noch heutiger) landwirtschaftlicher Nutzung. Wahnsinn, wenn man bedenkt, welcher Aufwand hier für einen Weinstock betrieben wird. Wir kommen vorbei an blühenden Pflanzen, erreichen die ersten Höhleneingänge. Aber das sind noch nicht die Kathedralen (La Catedral), für die wir gekommen sind.
Dann ist der enge, eher unscheinbare Eingang in die Höhle erreicht. Staunend stehen wir in der hohen Halle mit den riesigen Säulen – deshalb teilweise auch Hochformataufnahmen. Wir kommen uns klein vor, sind wirklich beeindruckt.
Anschließend suchen wir uns einen etwas windgeschützten Platz in einem Tal – hatte ich schon erwähnt, dass es immer noch sehr windig, wenn nicht stürmisch ist? Dort stehen wir zwar direkt am Weg, auf dem aber für den Rest des Tages bis auf zwei MTB-Fahrer und eine Joggerin niemand unterwegs ist – wenn man von den drei Quadtouren absieht, die vorbeifahren. Aber die sind schnell weg, und wir können hier noch etwas wandern und die schöne Vegetation bewundern. Wir sehen vereinzelt Felder, auf denen versucht wird, etwas Ertrag zu erzielen. Einige Vögel kriegen wir auch noch zu Gesicht, außerdem Ostkanareneidechsen. Auch hier wieder zahlreiche Theba-Schnecken im "Trockenschlaf".
Am nächsten Morgen fahren wir auf holpriger Piste vorbei an blühenden Wolfsmilchgewächsen hinauf zum Risco de Famara, von wo aus wir den Norden der Insel erkunden werden.
Weiter geht es mit Lanzarote 3: Der Norden und Fährfahrt