Lanzarote 3: Der Norden und Fährfahrt
26. Februar – 11. März 2024
Im Norden der Insel liegt oben auf den Klippen des Risco de Famara eine kleine Wallfahrtskapelle, die Ermita de las Nieves. Obwohl es stark bewölkt ist ist der Blick von hier hinunter zur Küste äußerst eindrucksvoll. Immerhin fallen die Klippen etwa 600 Meter steil zum Meer hin ab.
Auch hier gibt es Höhlen, die wir erkunden wollen. Es ist zwar windig, aber nicht so sehr, dass einer kurzen Wanderung am Klippenrand entlang nicht möglich wäre. Allerdings werden wir unterwegs ein wenig nass, denn plötzlich regnet es etwas. Das wird in den kommenden Tagen übrigens immer mal wieder geschehen. Die Natur freut sich, obwohl die Regenmenge so gering ist, dass es sprichwörtlich sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Wir entdecken mehrere kleine Höhlen, nicht so eindrucksvoll wie La Catedral, aber die Ausblicke aus den Höhleneingängen hinunter zur Küste sind ganz nett.
Speziell bei der dritten Höhle finden sich dann zusätzlich auch noch schöne Felsformationen. Hinzu kommen blühende Pflanzen, natürlich alles Endemiten. In der Zwischenzeit hat der Regen aufgehört, die Bewölkung ist aufgerissen, die Sonne zeigt sich, so dass zwischen den Blumen auch etliche Bienen unterwegs sind.
Bei nun etwas besserer Sicht schauen wir noch einmal bei der Kapelle vorbei. Heute bleiben wir hier oben, drehen den MAN in den Wind und können so die Nacht verbringen, ohne durchgeschüttelt zu werden.
Am nächsten Morgen ist der Himmel wieder blau. Wir fahren nach Haría, einem schönen weißen Ort mit unzähligen Kanarischen Dattelpalmen. Die im Ort vorhandenen Parkplätze können wir allerdings nicht anfahren. Die engen Straßen sind so zugeparkt, dass für unseren MAN kein Durchkommen möglich ist. So fahren wir an den Ortsrand, stellen den Wagen auf dem Parkplatz des Friedhofs ab und laufen zurück.
Haría teilt sich mit einem anderen Ort den Titel „schönstes Dorf der Insel“. Und tatsächlich gefällt es uns sehr gut. Das Angebot in der kleinen Markthalle ist allerdings sehr überschaubar.
Weiter geht es zum Mirador de Guinate. Mittlerweile haben Bewölkung und vor allem der Wind wieder stark zugenommen. Also nur ein schneller Blick hinüber zur Insel La Graciosa. Dann suchen wir Windschutz hinter einer hohen Mauer. Hier ist es halbwegs erträglich. Den Rest des Tages verbringen wir mit Fotoauswahl und Schreiben von Reiseberichten.
Morgens weht immer noch ein heftiger Wind, so dass wir die angedachte Wanderung entlang des Klippenrandes lieber ausfallen lassen. Dort ist es nahezu unerträglich und macht absolut keinen Spaß. So bleibt es bei einem weiteren Blick vom Aussichtspunkt aus auf die Küste und La Graciosa. Aber einen längeren Spaziergang in der Umgebung können wir trotzdem unternehmen. Mit viel Aufwand wird hier versucht, Wein anzubauen, Felder zu bestellen. Wir entdecken Feigenkakteen mit den typischen Wachsausscheidungen der Cochenille-Schildlaus. Feigenkakteen wurden früher auf den Kanarischen Inseln in großem Umfang angebaut, dies zunächst natürlich wegen der Früchte. Später entdeckte man dann, dass sie sich hervorragend für die Zucht der Schildlaus eignen, aus deren Blut ein roter Farbstoff gewonnen werden kann. Dieser fand Verwendung für die Färbung von Textilien, in Lippenstiften und sogar in Campari! Mit der Entdeckung von chemischen Farbstoffen durch BASF fand das boomende Geschäft hier ein jähes Ende. Heute gibt es wieder ein Zentrum für die Nutzung dieses Farbstoffs in den Produkten von Lanzaloe (siehe weiter unten). Den Rest des Tages ist dann wieder Aussitzen angesagt.
Am nächsten Tag geht es weiter. Am hochgelobten Mirador del Rio können wir noch nicht einmal parken. Alles abgesperrt! Na ja, Eintritt hätten wir eh nicht bezahlen wollen, ist doch die Aussicht hier nicht besser als an anderen Stellen. So fahren wir vorbei an ausgedehnten Feldern mit Blick auf Monte Corona und La Quemada de Órzola in nördliche Richtung.
Bei Lanzaloe, der größten Bio-Aloe-Vera-Plantage auf den Kanarischen Inseln ist noch nichts los. Hier kann man durch einen Teil der 10 Hektar Anbaufläche schlendern und erhält auf Schautafeln Informationen zu Anbau und Nutzung der Pflanze. Lanzaloe rühmt sich, das einzige Unternehmen auf den Kanaren zu sein, das vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zum Vertrieb der Produkte alle Schritte in eigener Hand hat. Wir finden den Besuch sehr interessant, verbringen einige Zeit hier auf der schönen Anlage, wo sich neben Aloe Vera noch viele weitere exotische Pflanzen bewundern lassen. Als der erste Bus (Kreuzfahrtschiff im Hafen!) eintrifft, verlassen wir die Plantage und fahren weiter zum Ort Órzola.
Im kleinen Supermarkt kaufen wir ein paar Dinge ein. Das Angebot ist auch hier sehr überschaubar, aber für die nötigsten Dinge reicht es. Dann geht es erst einmal an den Strand Playa de la Cantería. Dieser ist schön, aber zum Baden aufgrund der starken Brandung nicht geeignet.
Direkt in der Nähe des Strandes stehen schon einige Womos/Vans. Wir suchen uns lieber etwas weiter entfernt einen Platz, bei dem wir erstens alleine stehen und zweitens auch nicht so salzig werden. Der Blick auf die Felswand des Risco de Famara ist eindrucksvoll. Wir unternehmen Spaziergänge in der Umgebung, verkrümeln uns ansonsten in den Windschutz des MAN – da es natürlich mal wieder/immer noch sehr windig ist.
Nach zwei Tagen dann hat sich der Wind so weit gelegt, dass der Besteigung des Vulkankraters des Monte Corona nichts im Wege steht. Zwar ist es stark bewölkt, aber besser als im Sturm am Kraterrand zu stehen. Der Blick hinunter in den Krater lohnt den Aufstieg. Auf dem Rückweg werden wir allerdings ganz schön nass. Regen und Wind sind zurück.
Als wir an unserem letzten Platz ankommen hat sich das Wetter wieder beruhigt. Gelegenheit, noch einige Wüstengimpel zu beobachten.
Wir folgen nun der Küste mehr oder weniger in südliche Richtung. Vorbei geht es an der Caleta del Mojon Blanco sowie ausgedehnten Lavafeldern mit Blick auf den Monte Corona.
Wir fahren mehrere Stellen an der Küste an, aber so wirklich überzeugend finden wir diese nicht. An einem Naturpool könnte man sogar baden, aber die Temperaturen sind gesunken, so dass wir dazu keine Lust verspüren. Letztendlich landen wir an den Salinen von Los Cocoteros, die nur noch teilweise in Betrieb sind. Der hier dicht an dicht stationierten Womo-Ansammlung können wir durch eine schlechte Piste ausweichen.
Wir haben vor Abfahrt unserer Fähre noch einige Tage Zeit, so beschließen wir, noch einmal in Richtung des Parque Natural de Los Volcanes zu fahren. Hier geht es zunächst an den schönen Platz in der Lava, wo die vielen Lanzarote-Aeonien zu finden sind. Bei deutlich besserem Wetter als beim letzten Mal wandern wir durch die eindrucksvolle Lava, entdecken bei einem einzigen Aeonium Blütenknospen. Schade, die eindrucksvollen Blüten hätten wir gerne gesehen.
Wir suchen den Eingang zum Lavatunnel Cueva de los Naturalistas, den wir schließlich auch finden. Aber dieser ist gesperrt. Schilder weisen deutlich darauf hin. So steigen wir nur hinab und belassen es bei einem kurzen Rundumblick.
Wir wandern durch die Lava und an den typischen Weinfeldern vorbei zurück zum MAN. Den Rest des Tages bleiben wir hier an diesem schönen Platz.
Früh am nächsten Morgen starten wir. Die Caldera de los Cuervos ist unser Ziel. Diese ist, wie wir mehrfach gesehen haben, immer gut besucht, der Parkplatz oft voll. Aber heute sind wir die ersten, können problemlos parken und die Wanderung durch die fantastische Vulkan- und Lavalandschaft ohne Menschenmassen genießen.
Dieser Vulkan war der erste, der im Jahr 1730 beim Timanfaya-Ausbruch ausgebrochen ist. In den Krater kann man auf einfachem Weg hineingehen. Ein eindrucksvolles Erlebnis.
Von hier aus fahren wir nach Norden an die Küste nach La Santa. Hier soll es viele Vögel zu beobachten geben. Aber außer unzähligen Surfern sehen wir nichts, so dass wir über Pisten wieder mehr in die Einsamkeit holpern. Wir steigen hoch zum Krater des Montaña Bermeja, suchen den dort in der Nähe liegenden Lavabogen Arco del Picacho. Erst als wir schon fast drüber gegangen sind, entdecken wir den großen Bogen, der sich aber nicht so eindrücklich fotografieren lässt. Dafür sind aber zahlreiche Rote Klippenkrabben in den Felsen unterwegs.
Danach suchen wir uns einen Platz, an dem wir für zwei Tage bleiben werden. Für die angedachte Radtour am nächsten Tag ist es uns allerdings – Ihr ahnt es vielleicht schon – viel zu windig.
Da wir nun sowieso in der Nähe sind fahren wir doch noch zur Caleta de Famara mit Dünen und Strand. Sicher ist die Bucht schön, aber diese Menschenmengen sind uns deutlich zu viel.
So belassen wir es beim Kurzbesuch, fahren auf Pisten in Richtung der sichtbaren Vulkankegel. Auf den Kraterrand des Montaña Cavera steigen wir hinauf, genießen von hier die fantastische Aussicht auf die wüstenartige Vulkanlandschaft sowie auf die Inseln.
Nun geht es aber wieder weg von der Küste. Wir fahren noch einmal nach Teguise, wo heute keine Kreuzfahrttouristen unterwegs sind, so dass der Bummel durch den Ort deutlich mehr Spaß macht als letztes Mal. Außerdem nutzen wir die Gelegenheit der freien Waschstation, den MAN vor der Fährfahrt noch einmal von Salz und Staub zu säubern.
Auf der Weiterfahrt zur Ciudad Estratificada, wo wir im Februar schon einmal waren, entdecken wir die ersten Auswirkungen der (wenn auch nicht sonderlich ergiebigen) Regenfälle der letzten Zeit. Am Straßenrand blühen mittlerweile zahlreiche Blumen.
So beschließen wir, auch noch einmal in das Barranco de Tenegüime zu wandern. Vielleicht zeigt ja dort der Regen auch Auswirkungen auf die Vegetation. Dies ist allerdings nicht der Fall, dafür war die Wassermenge wohl zu gering. Außerdem ist der Zugang zur eigentlichen Schlucht mittlerweile für die Brutsaison von Vögeln gesperrt. Zumindest kriegen wir noch einige Ostkanareneidechsen zu sehen.
Die restlichen Tage verbringen wir an unserem schönen Platz in der Nähe der Ciudad Estratificada, können auch hier am Straßenrand eine Vielzahl an blühenden Blumen bewundern. Wir bedauern wieder einmal, dass im Winter der Regen ausgeblieben ist, und können uns gut vorstellen, wie eindrucksvoll die Blüte hier gewesen sein könnte.
Am letzten Tag haben wir dann einen Sonne-Wolken-Regen-Mix, bevor wir uns auf den Weg Richtung Hafen machen. Im Hafen gibt es kaum Parkmöglichkeiten vor dem Abfertigungsgebäude. Für ein Fahrzeug unserer Größe schon einmal gar nicht. Ein Polizist weist uns darauf hin, dass wir uns in einer Nebenstraße einen Platz suchen sollen. So stellen wir uns ein Stück entfernt vom Hafenbüro hinter ein anderes geparktes Womo. Im Laufe des Abends treffen immer weitere Fahrzeuge ein, stellen sich weiter vorne teilweise längs über mehrere Parkbuchten, werden allesamt weggeschickt. Unsere „Reihe“ füllt sich, bald ist der Seitenstreifen voll. Ins eigentliche umzäunte Hafengelände mit einigen Wartespuren darf niemand, auch nicht die zahlreichen Fahrzeuge mit teilweise großen Bootstrailern – Abreiseverkehr von der Segel-WM in Playa Blanca.
Kurz nach 22 Uhr läuft dann die Ciudad de Valencia ein. Super schlecht organisiert ist alles. Es gibt ganze zwei Fahrer, die zunächst etliche Kastenwagen aus dem Schiff holen, danach dann PKW. Es dauert und dauert, denn es sind viele PKW! Außerdem ist einer der beiden nur mit Transport des anderen Fahrers zurück zum Schiff beschäftigt, so dass tatsächlich nur einer entlädt! In der Zwischenzeit öffnet man nun aber zumindest den Bereich neben der Fähre, so dass die Wartenden teilweise dorthin aufrücken können. In einem weiteren Schritt darf man dann noch näher ans Schiff heran, was sich aber auch wieder als hervorragend durchdacht herausstellt. Denn nun stehen die Fahrzeuge den beiden Fahrern, die mittlerweile angefangen haben,Trailer vom Schiff zu holen im Weg und diese müssen umständlich drumherum kurven. Eine so schlechte Organisation haben wir noch in keinem Hafen/bei keiner Fährgesellschaft erlebt – und wir sind wirklich schon viel mit Fähren unterwegs gewesen. Aber das passt ins Bild der chaotischen Buchungssituation online, die ja in der Regel bei Armas auch nicht funktioniert. Die ersten Womos, die dann aufs Schiff dürfen, müssen rückwärts die steile Rampe hinauf fahren, was natürlich entsprechend lange dauert. So fahren dann später die restlichen vorwärts hoch. Das wird beim Ausladen ein schönes Chaos geben! Wir können die Rampe noch ganz hinauffahren und stehen gerade, viele Fahrzeuge bleiben danach total schräg auf der steilen Rampe stehen. Dabei wäre, wie wir später sehen, auf dem Oberdeck noch viel Platz, das ist halb leer. Muss man nicht verstehen!
Mit eineinviertel Stunde Verspätung legen wir ab. Nun aber nur noch schnell ins Bett. Die Fährfahrt ist dann nur noch furchtbar. Klar, das liegt nicht in der Verantwortung der Fährgesellschaft, fürs Wetter können sie nichts. Das Sturmtief der letzten Tage macht die Überfahrt zu einer unerträglichen Geschichte. Im Restaurant fegt es das Essen mitsamt Geschirr von den Tischen und der Theke. Das Personal ist gut mit Auffegen von Scherben, Essensresten usw. und Putzen beschäftigt. Stabilisatoren scheint die Fähre nicht zu haben, denn damit könnte man die Auswirkungen deutlich lindern. Wir sind ziemlich seefest, haben eigentlich nie Probleme. Aber was zu viel ist ist zu viel. Wir lassen die im Fährpreis enthaltenen Mahlzeiten mehr oder weniger ausfallen, verbringen die Zeit liegend auf dem Bett (wo man darauf achten muss, dass man nicht herausfällt) und entgehen so der Seekrankheit. Gottseidank haben sie ab er wenigstens sämtliche Fahrzeuge verzurrt, und das sogar richtig, nämlich unten an den Rädern.
Am Montagmorgen hat sich der Seegang so weit beruhigt, so dass wir zumindest frühstücken können. Mit Verspätung legt die Ciudad de Valencia in Cadiz an. Und dann geht das nächste Chaos los. Zwei Stunden sitzen wir im MAN, nichts tut sich auf dem gesamten Deck. Wir gehen nachschauen, wieso kein einziges Fahrzeug von hier runter kann. Die Womos, die weiter unten stehen, können den Übergang von der steilen Rampe zur Mole nicht bewältigen, sie drohen sämtlich aufzusetzen. Auch die Fahrzeuge mit den Bootstrailern haben große Probleme. In Griechenland werden in solchen Situationen beispielsweise dicke Tampen untergelegt, hier gibt es nichts dergleichen. Es dauert und dauert, denn nur mit viel Hin- und Herrangieren und Schrägfahren gelingt das Ausladen. Wieder ein Zeugnis für die tolle Organisation!!! Irgendwann kommt man dann auf die Idee, erst einmal die Fahrzeuge herauszulotsen, die die Abfahrt ohne nennenswerte Probleme schaffen können. Und da sind wir natürlich mit dabei.
Die Ausfahrt aus dem Hafen geht dann flott, es gibt bei uns keine Kontrolle durch die Guardia Civil und den Zoll, lediglich stichprobenartig werden einzelne Fahrzeuge herausgezogen.
Weiter geht es mit Fazit zur Überwinterung auf den Kanaren