Lettland 2: Entlang der Ostseeküste
13. Oktober 2019
Wir verlassen Riga und werden von nun an mehr oder weniger Straßen entlang der Ostseeküste befahren. Erste Station ist der Kanieris-See im Kemeri-Nationalpark, wo wir mit dem Fernglas vom Vogelbeobachtungsturm große Vogelschwärme sichten, aus der Nähe allerdings weniger als erhofft.
Vorbei an den ausgedehnten Sandstränden der Halbinsel Kurland fahren wir durch nahezu endlose Wälder in nördliche Richtung. Unser Ziel ist das Kap Kolka.
Das Kap Kolka, das zum kleinen Nationalpark Slītere gehört, bildet den nördlichsten Punkt dieser Halbinsel. Im kleinen Ort Kolka gefällt uns vor allem die Orthodoxe Kirche gut. Es gibt schmucke Häuschen hier, aber wie wir auf dieser Reise schon sehr oft festgestellt haben, selbst in solch kleinen Ortschaften auch hässliche Plattenbauten aus der Sowjetzeit.
Am Kap Kolka treffen die Wellen von zwei Meeren, nämlich der Ostsee und der Rigaer Bucht aufeinander. Ein Spaziergang entlang des Sandstrandes lohnt sich in jedem Fall. Die vielen Baumstämme am Strand zeugen vom für die sonst eher ruhige Ostsee ungewöhnlichen Wellengang und heftigen Winden.
Ein Abstecher führt uns einige Kilometer von der Küste weg zu einem Leuchtturm. Der Slītere-Leuchtturm liegt mehr als 5 km von der Küste entfernt in den sogenannten Blauen Bergen. Er kann auch von innen besichtigt werden und aus 30 m Höhe hat man einen schönen Ausblick auf die umgebende Landschaft. Das große Insektenhotel am Naturpfad imponiert uns ebenso wie die riesigen alten Eichen.
Ein kurze Wanderung führt am Naturpfad Peterezers durch eine mit Wald bedeckte Dünenlandschaft mit langgestreckten, parallel verlaufenden Dünen und das Hochmoor von Peterezers.
Nun folgen wir wieder dem Verlauf der Küste. Wir treffen auf schöne alte Holzhäuser, wie so oft auf Gebäuderuinen, Dünenlandschaften. Abends häufig sehenswerte Sonnenuntergänge.
Der Leuchtturm Mikelbaka ist der höchste im Baltikum, kann aber nicht besichtigt werden. In Oviši finden wir den ältesten noch funktionierenden Leuchtturm Lettlands.
In einem ehemaligen militärischen Sperrgebiet der Sowjetarmee bei Irbene befindet sich das Internationale Zentrum für Radioastronomie von Ventspils. Hier wurde während des Kalten Krieges die gesamte satellitengestützte Kommunikation des Westens abgehört. Der Komplex "Sternchen" wurde in den 90er Jahren von Lettland übernommen, die Radioteleskope umfassend saniert. Heute führt der Weg vorbei an verfallenden Gebäuderuinen der Sowjets zum größten Radioteleskop Europas.
Die Hafenstadt Ventspils hat bereits zweimal beim weltweiten Kunstprojekt "Cow Parade" teilgenommen. Hierbei gestalten Künstler Kuhskulpturen, die für einige Monate in der Stadt aufgestellt, anschließend versteigert werden. Einzelne Kühe, insgesamt sollen es 17 sein, sind aber in der Stadt verblieben.
Aber auch sonst hat der Ort einiges zu bieten. Die Nikolaikirche bietet einen prächtigen Anblick. Auch die Altstadt mit ihren teilweise schön restaurierten Gebäuden schauen wir uns natürlich an. Als sehr wohltuend empfinden wir es, dass man hier beispielsweise im Hafenbereich mit den witzigen Abfallbehältern auch mit einem großen Fahrzeug überall ausreichende und sogar kostenlose Parkmöglichkeiten findet.
Im gesamten Hafenbereich lassen sich viele Vögel beobachten, wobei bei den Möwen im Schlicht- oder Jugendkleid eine Bestimmung teilweise sehr schwer ist.
Außerhalb im Wald finden wir wieder einmal einen ruhigen Platz für die Nacht, genießen, da es mittlerweile kühler geworden ist, auch ein leckeres Fondue.
Unser nächster Stellplatz liegt an der Abbruchkante der Steilküste nördlich von Liepaja. Das Wetter war in der letzten Zeit sehr wechselhaft. Aber hier endlich einmal wieder ein komplett schöner Tag - Gelegenheit, die Holzvorräte aufzubrauchen.
Liepaja erleben wir dann in strömendem Regen. Aber ein Besuch des Petermarktes muss sein. Er ist nicht annähernd so groß wie der Zentralmarkt in Riga, zudem sind jetzt am Sonntag viele der Stände geschlossen. Trotzdem lohnt auch dieser Markt den Besuch.
Rund 20 km südlich von Liepaja befindet sich der Naturpark Pape. Im großen Gebiet hat man Wildpferde und Heckrinder (Abbildzüchtungen der Auerochsen) angesiedelt. Ein Besuch ist nur mit einem Ranger möglich. Angesichts der Nachsaison ist allerdings bei unserem Aufenthalt keiner da, so dass uns nur der Blick vom kleinen kostenlosen Campground bleibt. Die Rinder können wir recht gut beobachten, die Pferde leider nur in größerer Entfernung und verdeckt. Einmal sehen wir sie frühmorgens, als es für gute Fotos eigentlich noch zu dunkel ist, relativ nah.
Bald ist die "Grenze" zu Litauen erreicht. Wir verlassen Lettland, das uns wie zuvor bereits Estland ausgesprochen gut gefallen hat.
Weiter geht es mit Litauen - Unterwegs im Großraum Klaipeda