Kappadokien - Traumlandschaft aus Tuffgestein

06. Juni 2015

Auf direktem Weg geht es weiter nach Kappadokien. Ein riesiger Schwarm Vögel kreist über uns. Schnell gestoppt und geschaut: so viele Störche auf einen Streich haben wir bisher noch nicht gesehen. Entlang der Straße außerdem zahlreiche blühende Pflanzen. Erste Tuffsteinformationen zeigen, dass wir uns unserem Ziel nähern. Wir besuchen zunächst den nicht ganz so touristischen Südteil dieser grandiosen Landschaft.


Das mehrstöckige Felsenkloster von Selime ist erste Station für uns. Es liegt schön eingebettet zwischen sogenannten Feenkaminen. Allein - hier ist uns zu viel los. Etliche Busse haben Scharen von Touristen ausgeladen - im Gänsemarsch durch die Anlage ist uns zu blöd. Da verzichten wir lieber. Aber schon von außen ist die Anlage durchaus sehenswert. Auf dem gegenüberliegenden Friedhof ist irgendeine berühmte Persönlichkeit in eindrucksvoller "Türbe" begraben.

Nicht weit entfernt liegt Güzelyurt. Hier schauen wir uns zunächst eine Kirche an, die Yüksek Kilise. Das Innere der Kirche ist nicht besonders sehenswert, wohl aber die Lage in weiter, eindrucksvoller Landschaft.

Eine weitere Kirche ist nur einige Kilometer entfernt. Die Rote Kirche oder Kizil Kilise ist eigentlich nur noch eine Ruine. Schade, dass man solch schönen Bauten so einfach dem Verfall preisgibt. Hier erleben wir übrigens das erste (und bislang auch einzige) Mal, dass wir von einem Kind nach "money" gefragt werden.

In Güzelyurt lassen wir uns natürlich das Klostertal nicht entgehen. Durch Bauarbeiten können wir uns bei unserem Besuch allerdings nur den Bereich direkt unterhalb der Ortschaft anschauen, aber wir genießen das Umherstreifen in den alten Gemäuern. Immer wieder kleine Kirchen; die Fresken sind allerdings zumeist stark zerstört. Die große Kirche, die auf den Fotos zu sehen ist, wurde umgewidmet; heute ist das Gebäude eine Moschee.

Natürlich wagen wir uns auch ein Stück in die Unterirdische Stadt hinein. Die Gänge sind teilweise sehr niedrig. Als es dann über eine kurze, aber steile Holzleiter und im Anschluss daran über in den Stein geschlagene Trittstufen fast senkrecht weiter in die Tiefen gehen soll, streikt Christine.

Für die Nacht fahren wir zurück zur Yüksek Kilise. Noch lange sitzen wir draußen, schauen den Agamen zu, die die Felsen hier bevölkern. Am nächsten Morgen ist die Sicht ein wenig besser, so dass man in der Ferne die schneebedeckten Gipfel des Hasan Daği etwas deutlicher als am Vortag sieht.


Am nächsten Tag machen wir uns auf ins Soğanli-Tal. Unterwegs immer wieder Anzeichen des stattfindenden Wahlkampfes. Am Eingang des Tals bezahlen wir den (niedrigen) Eintrittspreis. Dann stellen wir den MAN ab und wandern durch das Tal mit seinen zahlreichen Felsenkirchen.


Die einzelnen Kirchen im Tal sind jeweils ausgeschildert. In einigen findet man Fresken; oft sind allerdings zumindest die Gesichter zerkratzt, es findet sich viel "Graffiti", im Boden häufig Grabstätten.


Je weiter wir ins Tal vordringen, desto mehr blüht es. Die Landschaft ist grandios und wir sind nahezu alleine unterwegs; auf der gesamten Wanderung haben wir keine Handvoll Leute gesehen.

Von den Frauen im Tal erstehen wir zwei handgefertigte Puppen - nein, natürlich nicht diese großen. Den Platz im MAN brauchen wir selbst. Aber zwei kleine Exemplare reisen von nun an mit uns. Erst gegen Ende der Wanderung treffen dann zwei Busse ein.

Nun muss aber noch ein schönes und ruhiges Plätzchen für die Nacht her. Das finden wir gar nicht weit entfernt am Akköy-See. Auch hier blüht sehr viel. Riesige Schafherden suchen die natürliche Tränke auf.

Göreme - eigentlich das Synonym für Kappadokien. Sicher hätten wir auch hier einen freien Platz finden können. Aber wir brauchen unbedingt gut funktionierendes WLAN, wollen hier auch viel wandern, so dass uns ein Campground als brauchbare Alternative für einige Tage erscheint. Wir steuern den Camping Kaya an, der von vielen Reisenden hoch gelobt wird. Oh je, was ist hier los? Haben wir bisher auf unserer gesamten Tour lediglich ein einziges Wohnmobil gesehen, wimmelt es hier regelrecht von Womos und Wohnwagen-Gespannen. Des Rätsels Lösung - eine geführte Holländergruppe ist für einige Tage hier. Wir überlegen schon, wieder zu fahren und doch etwas anderes zu suchen. Aber dann kriegen wir einen schön gelegenen Randplatz mit großartiger Aussicht auf die Landschaft. Also bleiben wir, was sich für unsere Zeit hier als gute Entscheidung herausstellt. Morgens können wir nun je nach Windrichtung startende oder landende Ballons in großer Anzahl ganz aus der Nähe sehen; unzählige von ihnen befinden sich kurz nach Sonnenaufgang am Himmel.


Nicht verschweigen wollen wir, dass dieses Spektakel auch seinen Preis hat, und damit meinen wir nicht die Euro, die das kostet. Nein, verbunden ist das Ganze mit einer erheblichen Lärmbelästigung. Hundert Ballons und mehr müssen zum Startpunkt gebracht werden, später wieder abgeholt werden. Das gilt natürlich auch für die Touristen, die sich ein solches Vergnügen gönnen. Und so geht es morgens irgendwann nach 4 Uhr bereits los. Nicht zu vergessen das Fauchen der Gasbrenner. Natürlich finden auch wir es eindrucksvoll, wenn die Ballons knapp über uns hinweg gleiten, aber nicht unbedingt jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe. Wir haben im Übrigen auf eine solche Fahrt verzichtet. Mit mehr als 20 Personen eingepfercht zu sein, macht uns keinen Spaß! Auf dem kleinen Foto könnt Ihr die Zahl wahrscheinlich nicht erkennen. Dieser Korb hat eine maximale Kapazität von 28 Personen!!!


Die Tipps, die wir vom Verwalter des Campingplatzes erhalten, erleichtern unsere Unternehmungen vor Ort erheblich. Am ersten Tag laufen wir einfach los, wollen hinunter ins Meskendir-Tal. Der zuerst gewählte Weg wird plötzlich extrem steil. Hinzu kommt, dass auf dem glatten Tuff zahllose kleine runde Steinchen liegen - eine extrem rutschige Angelegenheit. Christines Handgelenksbruch vom letzten Jahr reicht - wir drehen um. Der "richtige" Weg hinunter ins Tal lässt sich dann problemlos bewältigen.



Für die nächsten Ziele erhalten wir jeweils genaue Beschreibungen, die uns beispielsweise den richtigen Einstieg oder Ausstieg wählen lassen. Als nächstes nehmen wir uns die etwas längere Wanderung durch das Red und das Rose Valley vor. Eindrucksvolle Feenkamine erwarten uns, dazu kommen zahlreiche kleine Felsenkirchen. Auch in ihnen finden wir wieder mehr oder weniger zerstörte Fresken.


Mitten im Nirgendwo, beispielsweise an einer der Felsenkirchen, dann eine Rastmöglichkeit. Frisch gepresster Orangensaft in schöner Umgebung mundet nach längerer Wanderung besser als das mitgeführte Wasser.


Endpunkt der Wanderung ist Çavuşin, das wir vorbei am Friedhof erreichen. Der Burgberg ist zwar schön, aber uns ist es hier viel zu touristisch. Mit einem Taxi fahren wir für recht kleines Geld zurück zum Campingplatz.


Morgens um 8 Uhr sind wir am Göreme Open Air Museum. Noch ist fast kein Betrieb, so dass wir ohne Wartezeit in die zahlreichen kleinen Felsenkirchen hinein können. Fotografieren in den Kirchen mit ihren teilweise schönen Fresken ist verboten, die Aufenthaltszeit begrenzt. Welcher Unterschied zum Soğanli-Tal! Auch wenn hier die besseren Fresken zu sehen sind, uns hat das weniger besuchte Tal sehr viel besser gefallen als das kleine begrenzte Areal hier.

Als wir das Museum verlassen, sehen wir, was einen erwartet, wenn man ein wenig später unterwegs ist. Da streifen wir lieber noch ein wenig in der Umgebung des Museums umher. Und hierher verirren sich die Touristenscharen nicht!


Absolute Spitze ist das Zemi-Tal mit seinen imposanten Formationen. Auf dem Weg dorthin gibt es zwar auch einen Souvenirstand, der ist aber geschlossen.


Im Zemi-Tal dann an einem kleinen "Café" die Gelegenheit, handgefertigten Schmuck zu bewundern. Hanife stellt wunderschönen Häkelschmuck her. Zu einer Kette, die wir ausgesucht haben, fehlen die passenden Ohrringe. Kein Problem - wenn wir etwas Zeit haben, fertigt sie diese schnell an. Die Wartezeit verbringen wir mit einem frisch gepressten Orangensaft und leckeren Knabbereien. Wenn Ihr in der Gegend seid, können wir Euch einen Besuch bei ihr nur empfehlen. Sie hat übrigens auch eine Website, auf der man schöne Stücke finden kann: www.otantikbazaar.com

Auch die direkte Umgebung des Campingplatzes bietet sich für kürzere oder längere Spaziergänge an. Von der Aynali-Kirche aus folgen wir einfach den Pfaden, die die Bauern hier zum Erreichen ihrer Felder angelegt haben. Eine wahre Blütenpracht erwartet uns, außerdem sehen wir einige Vögel.

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in der Gegend von Göreme wandern wir noch durch das Liebestal. Dem Ratschlag folgend nehmen wir ein Dolmuş (Sammeltaxi) zum Ausgangspunkt der Wanderung an der Straße nach Nevşehir und wandern von hier aus nach Uçhisar (und nicht umgekehrt, wie einige Reiseführer empfehlen). Übrigens - der Name des Tals erklärt sich eigentlich von selbst.


Am Ende unseres Weges weitet sich das Tal. Wir sehen, dass der Rat gut war. Denn der Aufstieg ist steil, wieder sehr rutschig. Runter hätte Christine hier nicht gehen wollen. Der Blick auf Uçhisar ist schön, aber wir können uns nicht aufraffen, auch noch dort hin zu laufen. Denn wir müssen ja auch noch nach Göreme zurück. Auf diesem Abschnitt verkehrt kein Dolmuş. In Göreme finden wir dann sogar einen kleinen Shop, in dem wir Zwiebeln kaufen können - Souvenirs kann man nicht essen. Peter findet das Restaurant-Schild bemerkenswert. Aufgrund der Größe wieder schwer zu erkennen: Korean, Chinese and Turkish Cuisine.


So gut es uns hier gefällt, nach etlichen Tagen müssen wir uns doch langsam auf den Weg machen. Einerseits wollen wir wieder frei stehen, andererseits ist der Weg zurück nach Westen ein weiter. Und auch dort gibt es noch viel zu entdecken. Wir haben uns nämlich entschieden, dass Kappadokien für diese Reise unser östlichster Punkt sein soll. Den Osten der Türkei heben wir uns für unsere nächste Reise auf.


In Nevşehir dann Gelegenheit zu einem Großeinkauf in einem gut sortierten Supermarkt. Unsere Vorräte gehen nämlich langsam zur Neige. Hier werden wir vom Geschäftsführer zum Tee eingeladen. Serviert wird uns ein üppiges Frühstück - anschließend bedankt sich der Gastgeber bei uns, dass wir seine Gäste waren. Ein Beispiel türkischer Gastfreundschaft!


Weiter geht es mit Türkei - zurück in den Westen


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