Türkei - Von Kappadokien zurück in den Westen
21. Juni 2015
Wir verlassen Kappadokien. Auf der vierspurigen 300 geht es über Aksaray nach Konya. Die Straße ist in gutem Zustand; wir kommen flott voran. Eigentlich ist die Gegend nach dem landschaftlichen Highlight Kappadokien eher öde, aber durch die vielen Blumen am Straßenrand doch wieder schön. Später auf der Strecke Richtung Akşehir wird die Straße dann wieder deutlich schlechter. Links und rechts immer wieder ausgedehnte Blumenwiesen. In der Nähe einer Passhöhe in etwa 1600 m Höhe finden wir einen guten Stellplatz.
Wir genießen die ruhige Nacht ohne jeglichen Verkehrslärm. Am nächsten Morgen schauen wir uns die Ausgrabungen von Antiochia in Pisidien an - nicht wirklich spektakulär, aber durch die Einsamkeit und die vielen blühenden Blumen trotzdem den Besuch wert. Der schönste Teil der Anlage liegt außerhalb des eigentlichen Ausgrabungsgeländes. 1,5 km Schotterweg führen uns zum Aquädukt.
Im Bereich des Egirdir-Sees sehen wir wieder viele ausgedehnte Mohnfelder, teilweise schon mit dicken Kapseln. Mittlerweile haben wir gelesen, dass dies genehmigter Anbau von Schlafmohn zu pharmazeutischen Zwecken sein soll. Im Bergland nahe Uluborlu übernachten wir in großartiger Umgebung.
Es hat die ganze Nacht geregnet, und auch jetzt am Morgen regnet es weiter. So können wir die vielen Vögel am Işikli-See nur schwer fotografieren: brütende Blässhühner, Reiher, Kormorane, vor allem aber viele Weißbart-Seeschwalben. Schade - aber wir haben sie zumindest eine ganze Weile beobachtet.
Ein Abstecher soll uns an den "Grand Canyon der Türkei" führen. Aber es regnet und regnet. So sitzen wir den schlimmsten Regen erst einmal in einem kleinen Wäldchen aus. Als der Regen endlich aufhört machen wir uns auf den Weg. Mehrere unserer Reiseführer kennen den Ulubey-Canyon anscheinend gar nicht, in anderen wird er als völlig unerschlossen beschrieben. Ein anderes Bild erwartet uns: Die Erschließung ist in vollem Gange, aber noch nicht abgeschlossen. So können wir das gewaltige Einfahrtstor noch an geschlossenem Kassenhäuschen vorbei passieren, das neue große Restaurant ist ebenfalls noch nicht geöffnet. Und - wir können es kaum glauben - man hat sich einen Skywalk gegönnt. Auch hier sind die Drehkreuze noch nicht aktiviert; durch den völlig verschmutzten Glasboden kann man allerdings nahezu nichts erkennen.
Man könnte auf einer Lehmpiste hinunter in den Canyon fahren, aber das hat bei der Wetterlage absolut keinen Sinn. Wahrscheinlich ist der Weg so schlammig, dass er selbst mit einem Allradfahrzeug nicht passierbar ist. So fahren wir auf Asphaltstraße durch kleine Dörfer auf die andere Seite des Canyons. Mittlerweile ist die Bewölkung aufgerissen, die Lichtverhältnisse deutlich besser, so dass sich doch noch ein paar Fotos des Canyons lohnen.
Auf der Weiterfahrt passieren wir immer wieder anatolische Dörfer mit ihren Moscheen und Mohnfeld auf Mohnfeld.
Gar nicht so weit von Pamukkale entfernt liegt in absolut verschandelter Landschaft (Marmorsteinbruch neben Marmorsteinbruch, dazu passende Verarbeitungsanlagen) eine Höhle, die ein wenig wie ein unterirdisches Pamukkale wirkt. Allerdings zahlen wir hier in Kaklik anders als im natürlich viel größeren "Vorbild" nur ein geringes Eintrittsgeld und sind fast alleine unterwegs. Die Höhle ist wirklich schön, die Atmosphäre ein wenig unwirklich.
An einem kleinen Stausee in der Nähe von Tavas, dessen Namen wir nicht in Erfahrung bringen können, bleiben wir für die Nacht. Der Regen der letzten Tage hat natürlich auch sein Gutes, bewirkt er doch, dass viele Blumen blühen können.
Auf dem Hinweg haben wir sie ausgelassen, jetzt wollen wir sie uns aber anschauen - die Ausgrabungen von Aphrodisias. Wir werden auf den (teuren) Parkplatz geleitet und mit einem Shuttle-Traktor zum Eingang gefahren. Der Eintritt ist preiswerter als der Parkplatz!!! Das Gelände ist sehr weitläufig und die Ausgrabungen sind wirklich schön. Das Theater ist sehr gut erhalten, das trifft auch für das Sebasteion zu.
Spuren der ehemaligen Bildhauerschule gibt es zuhauf. Die Reste des Aphrodite-Tempels und das Tetrapylon sind beeindruckend. Aber das absolute Highlight ist das Stadion, das bis zu 30.000 Besuchern Platz geboten haben soll.
Wir hätten uns für den Besuch allerdings weniger Wolken gewünscht. Diese bringen dann - Gottseidank erst nachdem wir die Stätte verlassen haben - heftigen Regen. Wieder einmal sitzen wir den in einem Waldgebiet aus, warten bis das Wetter sich bessert und die Wege wieder weniger schlammig sind. Wie überall in der Türkei tauchen selbst hier nach kurzer Zeit mehrere Hunde auf, die uns sozusagen "adoptieren". Mitnehmen können wir sie nicht, aber für einige Tage haben sie wenigstens genug zu fressen.
Zwei Tage später scheint wieder die Sonne. Unterwegs begegnen uns in den Ortschaften Spuren des intensiven Wahlkampfs. Um dem Sonntags-Ausflugsverkehr zu entgehen, fahren wir in ein kleines Tal. Auf dem Weg dorthin zahlreiche Storchennester, in denen dichtes Gedränge herrscht. Die Jungvögel haben schon eine beachtliche Größe erreicht.
Das Çine-Tal gefällt uns wirklich gut. Der Oleander blüht, dazu die schöne Granitkuller-Landschaft, viele interessante Insekten. Wir sitzen in der Sonne und genießen den ruhigen Sonntag.
Am Bafa-See fahren wir über eine kleine Straße an den Nordrand. Die Gegend ist landwirtschaftlich intensiv genutzt. Die Granatapfelbäume stehen in voller Blüte. Die Felslandschaft im Hinterland ist auch hier sehr schön, einige Vögel sind zu sehen. In der Ferne erblicken wir sogar einige der seltenen Krauskopf-Pelikane.
In der Nähe von Didyma finden wir am Strand einen Platz für die Nacht, zwar nah an der Straße, aber unterhalb gelegen. Durch das Meeresrauschen hören wir vom Verkehr über uns nichts, und nachts fährt sowieso nichts. Früh am Morgen stehen wir im Ortszentrum von Didyma am Apollon-Tempel. Der Blick auf den Tempel von außen reicht uns völlig aus, ist sowieso der bessere. Also sparen wir uns den Eintrittspreis und fahren wieder an die Küste. Hier in der Gegend sind viele Hotelburgen entstanden; große Bereiche sind zugebaut. Über einen holprigen Schlaglochweg fahren wir direkt am Meer entlang und suchen uns ein Plätzchen und werden trotz der Bebauung fündig. Ein einsamer Küstenabschnitt, die Hotelbauten sind nur in der Ferne zu sehen. Aber leider ist die extrem laute Musikbeschallung der Hotelanimationen über das Meer hinweg schon sehr nervig. Also ziehen wir noch eine Bucht weiter. Hier sind wir durch Felsen, Bäume, Sträucher abgeschirmt und können eine ruhige Zeit verbringen.
Von hier aus fahren wir in die Menderes-Lagune, die zum Dilek Nationalpark gehört. Landschaftlich ist es ganz nett, wir hatten uns allerdings mehr Vogelbeobachtungen erhofft. Vögel sieht man mehr oder weniger nur in der Ferne, dafür blüht aber einiges.
Der lange Sandstrand von Pamuçak ist eine gute Adresse für den Besuch von Ephesos. Der Strand ist für türkische Verhältnisse ungewöhnlich sauber; anscheinend gab es gerade einen "Dreck-weg-Tag". Überall warten gefüllte Müllsäcke auf den Abtransport. Sehr wohltuend, einen Strand ohne Abfallmengen, Glasscherben usw. zu sehen! Am Nachmittag und Abend nutzen einige wenige Familien und Angler die Gelegenheit zum Picknick. Am nächsten Morgen liegt überall dort, wo sie gewesen sind, Müll herum - alle Reste des Picknicks inklusive Styropor-Verpackungen, Papptellern, Glasflaschen usw. bleiben einfach liegen. Es wird also wohl nur kurze Zeit dauern, bis der schöne Strand wieder völlig verschmutzt ist - eine Schande!
Am nächsten Morgen passieren wir Ephesos. Obwohl wir sehr früh dran sind, sehen wir Bus um Bus die Parkplätze ansteuern. Schade - wir hätten uns die berühmte und sicherlich sehr sehenswerte Ausgrabungsstätte gerne angeschaut. Aber auf diese Massenansammlungen und den Kommerz haben wir absolut keine Lust, zumal wir sehr schöne Stätten wie beispielsweise Sagalassos, Aphrodisias und andere mehr ohne den Touristenrummel erlebt haben.
Wie auf dem Hinweg wollen wir den Großraum Izmir meiden. Als Alternative wählen wir das kleine Sträßchen, das durch den Spil Daği Nationalpark führt. Leider spielt das Wetter nicht mit; alles ist wolkenverhangen, trüb. Eine Serpentinenstraße bringt uns hinauf bis in etwa 1500 m Höhe. Oben liegt der Wald im Nebel. Plötzlich ein imposantes Tor, die Einfahrt zum Picknickgelände. 45 TL würde es für uns kosten, ein stolzer Preis! Also umgehen wir das Gelände außen am Zaun entlang auf einem unbefestigten Weg. Im Nebel tauchen die ersten hier lebenden Wildpferde auf. Später reißt es dann doch noch ein wenig auf, wir sehen weitere Herden. Außerdem entdecken wir zahlreiche blühende Pflanzen. Eine schöne Gegend hier oben, bei besserem Wetter wären wir gerne etwas länger geblieben.
Zurück an der Küste. Im Bereich von Foça gibt es viele Feriensiedlungen; die schönen Felsbuchten, die wir von oben sehen, sind entweder nicht anzufahren oder von Militär, Beach Clubs, Campingplätzen oder dergleichen belegt. Deshalb wählen wir diesmal einen Platz oberhalb an einer schönen Blumenwiese, auf der wir auch zahlreiche interessante Insekten entdecken.
Für das Wochenende brauchen wir nun einen Platz ohne allzu viel Ausflugsverkehr. Eine Lehmpiste führt uns ein Stück hinter Assos an einen Strand. Tatsächlich verbringen wir das komplette Wochenende hier alleine; die Zufahrt ist wohl nicht so leicht zu finden, außerdem fehlen Schattenbäume! Demzufolge gibt es hier auch nahezu keinen Abfall. Flussregenpfeifer mit ihren Jungen "wohnen" in unserer Nachbarschaft. An einem kleinen Feuchtgebiet sehen wir sogar Schwarzstörche.
Mit der Fähre geht es dann von Eceabat zurück nach Çanakkale. Bei Ankunft fahren quasi alle Fahrzeuge gleichzeitig los, speziell die Busse versuchen, eine günstige Position für ihre Besichtigungsfahrt auf der Gelibolu-Halbinsel zu erlangen. Überhaupt fahren nicht nur die Trucker, sondern speziell auch die Busfahrer wie die Geisteskranken. Mehrfach werden wir bei der Weiterfahrt im Überholverbot kurz vor nicht einsehbaren Kurven von vollbesetzten Bussen überholt.
Den Gallipoli Nationalpark haben wir auf der Hinfahrt besucht (Türkei Mittelmeerküste), wir nehmen uns jetzt den restlichen Teil der Halbinsel vor. Die Gegend ist landwirtschaftlich genutzt. Ein Feldweg führt uns an einen kleinen Platz oberhalb des Meers. Was bewegt sich denn da alles auf dem Boden? Käfer? Irgendwelche Hüpfer? Beim genaueren Hinsehen erkennen wir, dass unzählige kleine Kröten unterwegs sind. Viele totgefahrene Exemplare bieten anderen Tieren, wie z.B. großen Spinnen Nahrung. In Höhlen um uns herum leben etliche Erdhörnchen. Und - natürlich liegt auch hier wieder wie überall extrem viel Abfall herum!
Eigentlich wollen wir noch einmal für einige Tage in unser Vogelparadies von der Anreise (Türkei Mittelmeerküste). Aber heftige Regenfälle führen dazu, dass die Zufahrt durch die Eichenlandschaft bereits weiter oben völlig verschlammt ist. Wie soll es dann erst an dem steilen Gefälle hinunter in die Bucht aussehen?! Schade - also wird das nichts. Immerhin sehen wir unterwegs noch einen Steinkauz und etliche Storchennester mit Jungvögeln.
Als Alternative schauen wir uns die türkische Seite des Evros-Deltas an. Zwar ist der Abschnitt hier auch bebaut mit Feriensiedlungen, aber mit etwas Suchen findet man doch noch die Möglichkeit gut zu stehen, zumal die Feriensaison noch nicht begonnen hat. In einer kleinen Lagune in der Nähe noch einmal Gelegenheit zur Vogelbeobachtung.
Das Delta wird auf türkischer Seite vorwiegend für den Reisanbau genutzt. Auch hier noch einmal viele Vögel. Bald ist die Grenze erreicht. Wir verlassen die Türkei Richtung Griechenland.
Weiter geht es mit Türkei - Rückreise durch Griechenland