Fahrt nach Osten - Antike Stätten und Natur vom Feinsten

23. Mai 2015

Wir verlassen Europa. In Eceabat nehmen wir die Fähre nach Canakkale. Wir haben Glück: Wir können direkt aufs Boot fahren; das Schiff legt unmittelbar danach ab.

In Canakkale erwartet uns dann ein absolutes Verkehrschaos. Die Busse, die versuchen in Richtung Fähre zu gelangen, können wir gar nicht zählen. Wir hatten ja auf Gallipoli schon die vielen Busse gesehen - es muss etwas mit dem Hundertjährigen der Schlacht von 1915 zu tun haben. Siehe auch Türkei Mittelmeerküste

Aber letztendlich können wir die Stadt verlassen und fahren mehr oder weniger entlang der Mittelmeerküste Richtung Osten. Unsere Fahrt führt uns durch ausgedehnte Olivenhaine. Troja schenken wir uns, es soll eh nicht allzu viel zu sehen sein, und außerdem gibt es Besseres in der Gegend. Direkt an der Strecke eine kleine, relativ unbekannte Ausgrabungsstätte: Alexandreia Troas. Es kostet keinen Eintritt, keine Touristen hier - wir können auf Entdeckungsreise gehen. Das Bad des Herodes Atticus ist in dieser kleinen Stätte das eindrucksvollste Fotomotiv.

Nicht weit entfernt finden wir einen schönen Platz direkt an der Küste und beschließen zu bleiben, obwohl es noch sehr früh ist. Wir stehen mit toller Aussicht und erhalten Besuch von Vögeln und Eichhörnchen.

Auf der Weiterfahrt nach Assos plötzlich Dampf - was kann das sein. Wir schauen genauer hin, es ist tatsächlich ein Thermalgebiet. Wieder und wieder führt unsere Fahrt durch kleine Dörfer - und jedes hat mindestens eine Moschee.


In Assos sind wir am Sonntag, viele Türken sind auf Ausflugstour. Durch schmale Gassen vorbei an unzähligen Souvenirständen steigen wir zum Burgberg hinauf. Der Blick von hier oben auf die griechische Insel Lesbos und auf die Küste ist eindrucksvoll, zumal die Überreste eines Tempels ein schönes Motiv im Vordergrund darstellen.


Überall wird gepicknickt, gar nicht so einfach, an einem Sonntag ein ruhiges Plätzchen für die Nacht zu finden. Aber in einem Kiefernwald mit gewaltigen Granitkullern werden wir dann doch fündig.

Unser nächstes Ziel ist Pergamon. Eigentlich wollen wir mit dem MAN hinauffahren, das geht aber nicht mehr. Durchfahrt verboten! Wir werden geleitet zur Seilbahnstation - ja, ihr lest richtig, eine Seilbahn führt hoch zur Akropolis. Da wir wieder früh unterwegs sind, ist noch nichts los. Wir zahlen unsere Parkgebühr - wie wir mittlerweile wissen, muss man fürs Parken an den bekannteren Stellen fast überall zahlen - kaufen unser Seilbahnticket und los geht es.

Oben angekommen erstehen wir dann das Eintrittsticket und können die berühmte Stätte noch ohne große Touristenscharen besichtigen. Man muss schon zugeben, dass das alles sehr beeindruckend ist. Natürlich schauen wir uns auch das riesige Theater an, lassen es uns nicht nehmen, ganz bis unten zu steigen.


Was ist das? - Ein jämmerliches Määäh, das gar nicht wieder aufhört. Aber zu sehen ist nichts. Nach genauerer Inspektion findet Christine dann den Verursacher des Jammerns. Ein kleines Lämmchen ist in ein tiefes Loch gefallen und kann nicht wieder hinaus. Christines Arme sind leider zu kurz, um das Tier zu erreichen, aber Peter schafft es, den Kleinen herauszuheben.

Eigentlich wollen wir in Pergamon noch das Asklepieion besuchen, aber in den engen Gassen verfranzen wir uns immer mehr. Letztlich geben wir auf.

Den Großraum Izmir und damit auch Ephesus lassen wir zunächst einmal links liegen. In Ephesus soll es extrem viele Besucher geben. Und auf Besucherscharen haben wir absolut keine Lust, außerdem wollen wir nun unbedingt weiter nach Osten. Wir verlassen die Küste, umfahren Izmir großräumig. Über Manisa geht es via Turgutlu und Salihli Richtung Pamukkale. Wir haben gelesen, dass es in Sardes eine schöne Tempelruine sowie ein großes Gymnasion geben soll. Von hier hat einst der sagenumwobene König Krösus geherrscht. Da es sowieso quasi an unserer Strecke liegt, fahren wir dort vorbei. Keine Parkgebühren, ein kleiner Eintrittspreis für beide Stätten zusammen. Der Marmorhof der Sportstätte ist vollständig rekonstruiert. Uns beeindrucken außerdem die teilweise noch gut erhaltenen Bodenmosaiken.

Einen guten Kilometer entfernt findet man dann in großartiger Lage den Artemis-Tempel, der einst gewaltige Ausmaße gehabt haben muss. Wir sind froh, diese relativ unbekannte Stätte besucht zu haben.

Die Gegend ist landwirtschaftlich intensivst genutzt, ein rot blühender Strauch weckt unsere Aufmerksamkeit. Blühende Granatapfelbäume haben wir noch nie gesehen. Die intensive Nutzung ist natürlich keine guten Voraussetzung für Stellplätze. Mit einem kleinen Umweg gelingt es uns dann aber, oberhalb des Afsar-Sees einen halbwegs brauchbaren Platz zu finden. Am Berghang etliche schöne Blumen.

Auf der Weiterfahrt auf oft vierspuriger Straße von unterschiedlicher Qualität haben wir wie immer mit dem heftigen Truck-Verkehr zu kämpfen. Es herrscht ein Wahnsinns LKW-Verkehr, und die unter Zeitdruck stehenden Trucker fahren teilweise wie die Irren.


Pamukkale - eins der Top-Ziele in der Türkei. Natürlich wollen auch wir dorthin. Wir parken auf dem nördlichen Parkplatz, lösen unser Ticket. Auf den Shuttlebus zu den Sinterterrassen verzichten wir, sondern gehen lieber durch die Totenstadt Hierapolis. Wir sind nahezu alleine unterwegs und sind tief beeindruckt von der Stätte. Ein Reiz liegt natürlich auch darin, dass derzeit vieles blüht. Zahllose Agamen huschen über die Gräber oder sitzen an exponierten Stellen.


Als wir uns dann den Terrassen nähern, sind wir schon ein wenig erschrocken. Unzählige Touristen sind hier unterwegs, viele in äußerst "dezenter" Kleidung. Der Sprache nach viele kleine Putins oder Putines. Die meisten Terrassen sind trocken, deshalb grau und unansehnlich. Einige werden durch ein Bewässerungssystem künstlich bewässert, um zumindest die Illusion der leuchtend blauen Pools im Kleinen wieder erstehen zu lassen. Ein schmaler Pfad ist für die Begehung freigegeben. Nein, danke! Das tun wir uns nicht an. Nichts wie weg hier!

Wir schauen uns noch das Theater an, bevor wir uns über die antike Frontinus-Straße und durch die Totenstadt auf den Weg zurück zum Großen Wagen machen. Der Abstecher hierher hat sich gelohnt, allerdings nicht wegen der Sinterterrassen, sondern wegen Hierapolis.

Bei der Fahrt durch den Ort noch einmal ein, zwei blaue Pools, die "Krönung" ist der dahinter liegende Natural Park - Kitsch as Kitsch can! In der Umgebung finden wir einen akzeptablen freien Stellplatz und verbringen eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen bei der Abreise sehen wir dann, dass es hier auch nichts nutzt, früh zu erscheinen. Bereits um 8 Uhr ist der Hauptparkplatz von zahlreichen Bussen besetzt.

Zur Weiterfahrt nach Süden - wir wollen zur 330 Richtung Burdur - müssen wir durch Denizli, eine größere Stadt, fahren. Wie üblich in den Städten herrscht viel Verkehr. Außerdem ist die Ampelschaltung grundsätzlich so, dass man an jeder, wirklich jeder Ampel steht. Unterwegs plötzlich große Felder mit Mohn, der anscheinend angepflanzt wird. In der Literatur haben wir dazu unterschiedliche Angaben gefunden, einerseits wird geschrieben, es sei für den Mohnsamen. Andererseits liest man, dass es sich um den Anbau von Schlafmohn für pharmazeutische Zwecke handelt. Oder???

Wasser fassen ist auf unserer Reise überhaupt kein Problem. In keinem anderen Land haben wir so viele Brunnen am Wegesrand gesehen, und das Wasser scheint auch von guter Qualität zu sein, denn bisher haben wir keinen Dünnpfiff davon bekommen.

Am Salda-See bleiben wir für heute. In den schilfigen Randbereichen des Gewässers tummeln sich unzählige Wasserfrösche. Auf der Weiterfahrt sehen wir dann immer wieder Steinbrüche. Hier wird Marmor im großen Stil abgebaut.

Hinter Burdur zweigen wir auf eine kleine Querverbindung ab. Das ist der Landschaftstyp, der uns deutlich besser gefällt. Die Pflanzenwelt wird abseits der intensiven Landwirtschaft abwechslungsreicher, man entdeckt auch schon einmal seltsame Heupferde - unheimlich gut getarnt!

Von Aglasun aus fahren wir einen etwa 7 km langen Abstecher hinauf in die Berge. Schon die Strecke ist überaus interessant. Hier oben liegt, bisher kaum besucht, eine Ausgrabungsstätte, die es durchaus mit den überrannten Ausgrabungen aufnehmen kann. Aber hierher nach Sagalassos verirren sich bisher (Gottseidank) nur recht wenige Besucher. Fürs Parken bezahlt man nicht, der Eintrittspreis ist niedrig.

Die Lage von Sagalassos kann eigentlich nur als umwerfend bezeichnet werden. Und die Ruinen in dieser großartigen Umgebung sind ebenfalls absolut sehenswert. Natürlich gibt es auch hier ein Theater. Das absolute Highlight ist aber das rekonstruierte Nymphäum.




Zwischen den Säulen, Mauerresten usw. immer wieder Eidechsen - eine sieht aus, als hätte man ihr den Schwanz abgehackt. Außerdem Schildkröten und jede Menge Hardun-Agamen. Wir sind absolut begeistert und froh, diese abgelegene Stätte besucht zu haben.

Am Kovado See bleiben wir für heute. Auch hier unzählige Wasserfrösche, die uns in der Nacht ein ohrenbetäubendes Konzert bescheren, außerdem Rallenreiher.


Zur Weiterfahrt nach Beysehir geht es nun richtig in die Berge. Schon von weitem, allerdings noch bei schlechterer Sicht, bieten sich immer wieder großartige Ausblicke auf den schneebedeckten Gipfel des Dipoyraz.

Wir entdecken viele Blumen, darunter auch Orchideen. Hebt man einen Stein hoch, kann es durchaus vorkommen, dass man einen Bewohner stört.


Wenn Ihr genau hinschaut, könnt Ihr auch unseren Stellplatz inmitten dieser grandiosen Berglandschaft sehen. Bei besserer Sicht genießen wir die großartige Aussicht auf die schneebedeckten Berge.

Für die Weiterfahrt nach Beysehir müssen wir eine kleine Straße am Beysehir-See entlang nehmen. Zunächst ist das auch kein Problem. Aber dann plötzlich ein Gesperrt-Schild: Bauarbeiten. Eine Umleitung gibt es nicht; wir können doch nicht die ganze Strecke zurückfahren, so schön sie auch war. Also beschließen wir weiterzufahren, noch bemerken wir auch nichts von irgendwelchen Bau-Aktivitäten. Aber dann plötzlich doch. Die Arbeiter schauen verdutzt auf, wenn wir vorbeikommen, aber viele winken sogar freundlich. Egal, wir erreichen die Verbindung nach Beysehir.


In Beysehir soll es die angeblich schönste Moschee in der Türkei geben. Bei der Esrefoglu-Moschee handelt es sich um eine Holzsäulen-Moschee. Sie gefällt uns ausgesprochen gut. Vor dem Eingang bieten Frauen handgestrickte Strümpfe, Socken, Füßlinge an. Dem Angebot können wir nicht widerstehen. Im Umfeld der Moschee gibt es etliche alte Gebäude zu entdecken.


Auf dem weiteren Weg Richtung Osten passieren wir die konservative Stadt Konya. Auch hier ist Wahlkampf. Nicht nur die Beflaggung in den Ortschaften weist darauf hin. Zusätzlich fahren zahllose Wagen bestückt mit riesigen Lautsprechern überall in der Gegend umher und betreiben lautstarke Wahlwerbung.


Die 330 bringt uns nach Karapinar. Hier in der Nähe gibt es einen Kratersee, den man gesehen haben muss - zumindest nach unserer Überzeugung. Der Meke Gölü ist ein riesiger Krater, in dessen Mitte sich ein Kegel (Sekundärkrater) erhebt. Eine zwar öde, aber absolut beeindruckende Landschaft. Leider liegt wie so oft in der Türkei überall Abfall herum - eine Schande für die Landschaft. Auf einem recht gut fahrbaren Weg kann man hinunter an den salzigen See fahren. Auf einer Piste, die allerdings partienweise nur für 4x4 zu empfehlen ist, kann man den Krater umrunden. Hier verbringen wir das Wochenende, entdecken viele blühende Pflanzen, auch schöne Schmetterlinge, bevor wir uns auf die letzte Teilstrecke nach Kappadokien machen.


Weiter geht es mit Kappadokien


Aktuelles

 

 

Überwintern auf den Kanaren 2023/2024

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Für die Rückreise beschließen wir, mehr oder weniger die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg zu fahren, allerdings mit einigen Abweichungen. Wir wollen nämlich noch uns bisher nicht bekannte Ziele ansteuern.

 

 

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Nach 105 Tagen auf den Kanaren haben wir unsere Erfahrungen zusammengefasst. Vieles war positiv, aber insgesamt überwiegen die negativen Eindrücke zu einer Überwinterung mit dem Wohnmobil auf den Kanarischen Inseln.

 

 

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