Chile 5: Entlang der Küste in den äußersten Norden
(Copiapó bis Arica)
15. März 2018
Bald sind wir wieder in Copiapó, wo wir uns für die nächste Zeit mit Vorräten eindecken. Bei Caldera erreichen wir die Küste. Nicht weit entfernt finden wir im sogenannten Zoo Rock Garden einen guten Platz inmitten skurriler Felsformationen.
In der Nähe von Chañaral sind unzählige Truthahngeier zu beobachten. Der schöne Sandstrand war durch die Minen in der Umgebung verseucht, soll angeblich inzwischen saniert sein. Wir ziehen aber einen Platz ein gutes Stück entfernt an der Felsküste vor. Hier wollen wir das Wochenende "aussitzen", bevor wir uns auf den Weg in einen nahegelegenen Nationalpark machen. Im Wind und bei Sonnenschein trocknet unsere Wäsche flott. Der Sonnenuntergang am Abend ist sehenswert.
Nach dem Wochenende fahren wir dann in den Parque Nacional Pan de Azucar. Hier im Gebiet gibt es etliche endemische Kakteen, d.h. sie kommen nur hier vor. Die Landschaft ist ganz schön, haut uns aber nicht unbedingt um. Von allen bisher besuchten Nationalparks hat dieser nach unserer Meinung am wenigsten zu bieten. Die Kakteen sind aber wirklich toll, aber diese finden sich auch außerhalb des Parks.
Aber immerhin können wir bei den Fischern frischen Fisch erstehen - das Abendessen ist gesichert. Die Fischabfälle locken zahlreiche Interessenten an. In einem kleinen Fischrestaurant lassen wir uns ebenfalls leckeren Fisch munden.
Zum Übernachten fahren wir an schöne Plätze außerhalb des Parks. Auf Campingplatz haben wir absolut keine Lust, zumal immer noch Ferienbetrieb herrscht. Wir hingegen stehen oberhalb eines ausgedehnten und recht einsamen Sandstrands und genießen die Ruhe. Alleine deswegen hat sich der Abstecher schon gelohnt. Peter nimmt dringend notwendige Reparaturarbeiten an unserem Kotflügel vor, den die Wahnsinns-Rüttelstrecken, die wir fahren, so langsam zerlegen.
Nach einigen Tagen zieht es uns aber doch weiter. Im netten Ort Tal-Tal können wir einkaufen. Besonders beeindruckend finden wir die zahlreichen schön gestalteten Murales, die überall im Ort zu finden sind.
Natürlich erstehen wir wieder fangfrischen Fisch. Auch hier warten Pelikane, Möwen und Seelöwen auf die Abfälle. Dem Seelöwenbullen sieht man die zahlreichen Rang-/Revierkämpfe an.
Ein Stück außerhalb des Ortes bleiben wir für die Nacht. Die Kakteen wachsen reichlich und bis ans Meer heran. Abends dann natürlich frischer Fisch und aus den Resten des Filetierens kochen wir direkt noch eine schmackhafte Fischsuppe.
Immer weiter geht es nach Norden. Die Felsküste gefällt uns meist sehr gut. Viele Geier, Kakteen und Eidechsen, die direkt am Meer in den Felsen auf Nahrungsjagd unterwegs sind oder sich einfach nur auf den dunklen Lavafelsen ausruhen bzw. aufheizen. Wären nur nicht überall diese riesigen Abfallmengen! Es ist absolut erschreckend, wie sorglos die Chilenen mit ihrer Umwelt umgehen. Überall, wo Menschen hinkommen, liegt Müll herum. An etlichen eigentlich schönen Plätzen direkt am Meer haben wir wieder umgedreht, weil die Abfallberge einfach unerträglich waren - auch viel zu viel zum Aufsammeln!
Irgendwann verlässt die Straße auf dem Weg nach Antofagasta die Küste. Nun fahren wir wieder durch endlose und eintönige Wüste. Ab und an ein Schwertransport, der auf die Minentätigkeiten hier in der gesamten Umgebung hinweist. Wir machen einen Abstecher zur Mano del Desierto, in den 90er Jahren von einem Künstler mitten in der Wüste erschaffen.
Bei Antofagasta lassen wir natürlich eine der Hauptsehenswürdigkeiten nicht links liegen: Die sehenswerte Küste mit dem Felsbogen La Portada lohnt den kurzen Abstecher. Für die Nacht begeben wir uns aber noch ein Stück weiter Richtung Isla Santa Maria, wo wir eine ruhige Zeit mit Vogelbeobachtungen verbringen.
Auf der Weiterfahrt an Strandabschnitten sind immer wieder die Zeltstädte zu sehen, die es in großer Zahl gibt - leider mit den schon beschriebenen negativen Auswirkungen der Abfallmengen. Abseits der Strände finden sich aber genügend einsamere Plätze.
Häufig sehen wir nun auch Ruinen und alte Friedhöfe - Überbleibsel aus der Zeit der vielen Minen.
Am Rio Loa-Loa müssen wir dann eine Grenze überqueren - nein, wir verlassen Chile nicht, aber zwischen zwei Regionen hier oben im Norden gibt es tatsächlich eine Grenze mit Kontrollen. Wir fahren Richtung Norden und werden mehr oder weniger durch gewunken.
Es folgen weitere Ruinen und immer wieder Vogelfelsen. Manchmal entdecken wir sogar schöne Gezeitentümpel. Bunte Krebse huschen in riesigen Mengen umher, aber fast in noch größerer Anzahl sind die Eidechsen vorhanden. Diese sind mit den Lava-Eidechsen auf den Galapagos-Inseln verwandt und jagen hier in den Gezeitentümpeln nach Nahrung. Wir sehen sie sogar ins Salzwasser springen, um kleine Krebse zu erbeuten.
Auch an Sandstränden finden sich teilweise erstaunliche Mengen an Vögeln. Neben verschiedenen Möwenarten unzählige Seeschwalben, dazwischen auch immer wieder Skimmer.
Bevor wir Iquique erreichen übernachten wir noch einmal. Durch die Stadt fahren wir dann nur durch. Sie ist schön gelegen, aber für uns gibt es in Städten häufig das Parkproblem. Am Rand weit oben hausen die Menschen teilweise unter schlimmen Bedingungen.
Die weitere Fahrt geht nun nicht mehr an der Küste entlang, sondern erfolgt weiter im Landesinneren. Die beiden verlassenen Salpeterstädte Humberstone und Santa Laura schauen wir uns natürlich an. Diese hießen oficinas, und sie waren nahezu 100 Jahre in Betrieb. 1960 wurden sie stillgelegt. Heute sind sie Industriemuseen, die allerdings ein wenig vernachlässigt wirken. Wir können uns bei einem Rundgang gut vorstellen, wie die Menschen hier in Humberstone gelebt haben.
Es ist schon später Nachmittag, als wir Humberstone verlassen. Da wir am nächsten Morgen das nahegelegene Santa Laura besuchen wollen, bleiben wir der Einfachheit halber nach Nachfragen direkt auf dem Parkplatz. Dieser Übernachtungsplatz wird im Overlander auch hoch gelobt, die Begeisterung können wir nicht teilen. Die mehrspurige Straße ist durchaus zu hören, viel schlimmer finden wir aber das häufige Gekläffe der vielen Hunde, die der Wächter hält. Am nächsten Morgen geht es dann nach Santa Laura, das mit dem gleichen Ticket zu besuchen ist. Allein - der Wächter will uns nicht einlassen, da das Ticket vom Vortag ist. Erst unsere Nachfrage am Kassenhäuschen und ein Telefonat mit dem Chef macht dann den Besuch ohne erneuten Eintritt möglich. Es wäre auch schade gewesen, diesen Bereich nicht anzuschauen. Uns gefallen die Anlagen hier fast noch besser als in Humberstone.
Bevor es weiter nordwärts geht, machen wir noch den Abstecher zum Gigante del Atacama. An der Westseite des Cerro Unita genannten Hügels inmitten eintöniger Wüstenlandschaft gibt es die angeblich größte menschliche Geoglyphen-Figur, die bisher gefunden wurde. 86 Meter ist sie groß, entstanden ist sie ungefähr im 9. Jahrhundert durch Abschaben der obersten dunklen Schicht des Wüstenbodens, so dass darunter die hellere Schicht zum Vorschein kam. Hier haben wir auch noch das Glück, den Giganten, der einen König oder Gott darstellen soll, im Licht des Vollmonds bewundern zu können.
Die Wüstenlandschaft im weiteren Verlauf unterscheidet sich von der bisherigen. Es gibt sogar auch einmal Bäume.
Leider folgt danach wieder öde Wüste. Wir sind halt in der Atacama-Wüste, eine der trockensten der Welt. Aber auch hier Geoglyphen. Die von Tiliviche sind durch eine andere Technik entstanden. Die dunklen Figuren wurden durch Auslegen von dunklen Steinen auf dem hellen Untergrund erschaffen. Auch auf der weiteren Strecke immer wieder Geoglyphen.
Vor Arica zweigen wir ein letztes Mal von der Panamericana ab. Die Bucht von Caleta Vitor soll sehr schön sein. Durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Schlucht fahren wir dorthin. Es ist eigentlich auch sehr schön dort, aber die Ferien enden erst an diesem Wochenende. Obwohl weit entfernt lässt uns die Party in einer Zeltstadt am anderen Ende der Bucht bis tief in die Nacht kein Auge zutun - das erste Mal Pech gehabt! Außerdem ist der Bereich hinter dem Strand regelrecht zugesch... - Tribut an die vielen Menschen, die hier ihre Ferien verbracht haben. So bleiben wir nur eine Nacht. Vor Arica noch ein Blick auf die großen Statuen, nun locken wieder die Berge und der Altiplano.
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Chile 4: Von 0 auf 4.700 m (Küste und Paso San Francisco)
24. Februar 2018
Nach so großer Höhe ist uns erst einmal nach Kontrastprogramm. Früh am nächsten Morgen erreichen wir den chilenischen Grenzposten. Hier gibt es getrennte Schalter für die Ein- und Ausreise. Auf unserer Seite sind wir die ersten, so dass die Abwicklung zügig erfolgt. Fast hätte man hier sogar vergessen, uns das Einreisedatum in den Pass zu stempeln, was bei der Ausreise Probleme hätte geben können. Aber wir passen auf, weisen die Dame auf den fehlenden Stempel hin. Die Lebensmittelkontrolle ist relativ gründlich, aber alles sehr korrekt und überaus freundlich. Also kein Problem! Durch das Elqui-Tal fahren wir runter an die Küste, die wir bei La Serena erreichen. Hier natürlich erst einmal ein Großeinkauf. Dann geht es auf der mautpflichtigen Straße nach Norden. Hier werden wir häufig als LKW eingestuft, aber auf unseren Hinweis, dass wir ein "Casa rodante" = Wohnmobil sind, erfolgt in der Regel ohne Probleme eine Reduzierung des zu zahlenden Tarifes. Allerdings gibt es keine Kategorie für Womos, so dass die Reduzierung jeweils unterschiedlich ausfällt, je nachdem, wo man uns dann einordnet. Mal sind wir ein Bus, mal ein PKW, was uns natürlich am liebsten ist.
Bald verlassen wir die Küstenstraße, um zum Punta Choros, wo sich die Reserva Nacional Pingüino de Humboldt befindet, zu fahren. Die ersten großflächigen Kakteenlandschaften tauchen auf. Im kleinen Ort Los Choros überraschenderweise ein freies WLAN. Es ist sogar recht flott, Gelegenheit, den längst fertigen Bericht hochzuladen, Mails zu checken usw. Die jungen Chilenen in ihrem Pickup freuen sich über unseren Aufenthalt auf dem Dorfplatz, haben sie doch so die Gelegenheit, nach ihrem Strandausflug problemlos wieder Luft in ihre Reifen zu bekommen.
In Punta Choros finden wir dann schöne Stellplätze inmitten der Kakteen, die bis ans Meer heranreichen. Einige blühen sogar.
Eine Bootstour machen wir nach längerer Beobachtung des Geschehens nicht. Viele kleine Boote fahren gut gefüllt hinüber zur Isla Damas, legen dort an, die Passagiere dürfen sich dort für eine Stunde die Beine vertreten bzw. sich auf den Füßen stehen (klar, es ist Hochsaison!). Dann geht es zurück. Die Humboldt-Pinguine, die wir eigentlich sehen wollen, sind auf der größeren Insel Choros, auf der nicht angelegt werden darf. Die Boote kommen aber noch nicht einmal in die Nähe dieser Insel. Egal, die schöne Küste mit guten Stellplätzen und das Treiben in dem kleinen geschäftigen Hafen waren den Abstecher wert.
Nach einigen Tagen machen wir uns auf den Rückweg, bleiben vor dem Erreichen der Ruta 5 noch im Schutzgebiet, das wir auf dem Hinweg nur durchfahren haben. Neben interessanten Gewächsen sehen wir hier auch wieder Guanakos.
Auch entlang der weiteren Küste ist es kein Problem, Stellplätze inmitten der Kakteenlandschaften zu finden. Aber es ist schlimm, wie viel Abfall überall herumliegt. Viele Chilenen haben leider keinerlei Umweltbewusstsein. Überall, wo Menschen hinkommen, bleiben Berge von Abfall zurück. Ein Jammer!
Wir brauchen neue Vorräte. Huasco soll einen Supermarkt haben. Aber wie so oft in Chile ist es für uns schwierig zu parken. Die Supermärkte liegen mitten im Ort, haben meist keinen eigenen Parkplatz, oder einen, in den wir aufgrund der Höhe oder Größe nicht hineinfahren können. In dieser kleinen Stadt finden wir zumindest in einer Nebenstraße eine Parklücke. Nach dem Einkauf bringt der Packer aus dem Supermarkt Christine mit dem vollen Einkaufswagen Gottseidank dorthin. Alleine wäre der Transport über Stufen usw. nicht zu schaffen gewesen. Wir nutzen die günstige Gelegenheit, lassen den Wagen stehen und laufen zum Fischerhafen - wo wir nämlich auch nicht parken könnten. Sehr ansprechende Murales hat es hier überall im Ort. Vor dem Fischmarkt ein kleiner Gemüsemarkt. Wir erstehen fangfrischen Fisch für mehrere Tage auf Vorrat. Hinter dem kleinen Hafen, der wie so oft hier in Chile von San Pedro beschützt wird, lauern Möwen und Pelikane auf die Abfälle.
An der Küste finden sich kleine (oder auch schon einmal größere) Feriensiedlungen. Abseits davon bleiben wir immer wieder mal für ein paar Tage an attraktiven Stellen, wie beispielsweise am Punta Lobos. Abends sitzen wir bei angenehmen Temperaturen noch draußen und schauen dem Sonnenuntergang zu.
Im Parque Nacional Llanos de Challe eindrucksvolle Felsformationen. Auch der winzige Fischerhafen von Carrizal Bajo wird natürlich von San Pedro bewacht. Die vielen Pelikane hier kommen sich auf der Jagd nach den Fischabfällen mit ihren langen Schnäbeln ins Gehege, der Seelöwe möchte auch seinen Anteil. Für die Menschen ist da der Imbisstruck eher zu empfehlen.
Oberhalb einer Bucht mit großartiger Aussicht und Angelmöglichkeit bleiben wir erneut für ein paar Tage hängen. Unten in der Bucht können wir an einem Tag das übliche Trauerspiel beobachten. Eine chilenische Familie hat hier gecampt, nun wird zusammengepackt. Nachdem alles verstaut ist, die sieben Personen irgendwie Platz im SUV gefunden haben, ist für den großen Abfallsack anscheinend kein Platz mehr vorhanden. Der fliegt also einfach heraus - mitten auf den Platz, wo man vorher gecampt hatte. Es ist wirklich nicht zu glauben! Ach übrigens, der wäre mit Sicherheit in jedem Fall herausgeflogen. So macht man das hier halt!
Die Kakteenlandschaft ändert sich, die Copiapoa-Kakteen sind endemisch, d.h. sie kommen nur hier vor. Teilweise bedecken sie komplette Hänge. Dazwischen oft blühende Blumen. Wir durchfahren Dünenlandschaften, entdecken Kanincheneulen, beobachten Reiher bei der Nahrungssuche, bestaunen große Kandelaberkakteen. Und das alles direkt am Meer - welche Gegensätze!
Bei Caleta Pajonales stehen wir direkt an Vogelfelsen, können so die Guanotölpel ausgiebig beobachten.
Barranquilla ist eine typische chilenische Feriensiedlung, für uns Gelegenheit, frisches Brot zu kaufen.
In Copiapó kaufen wir dann wieder "richtig" ein, bevor wir die Küste verlassen, um uns wieder in große Höhe zu begeben. Wir wollen hinauf zum Paso San Francisco, der annähernd so hoch ist wie der Agua Negra. Ein Schild weist auf die Entfernung zur nächsten Tankstelle hin, für uns kein Problem, sind doch unsere beiden Tanks frisch gefüllt. Zunächst ist die Straße noch asphaltiert, allerdings eine Großbaustelle. Später geht sie dann in eine Naturstraße über. Auch hier wird zunächst noch heftig an der Wiederherstellung gearbeitet, die Regenfälle haben Schaden angerichtet. Für den Hinweg biegen wir ab auf die Südroute, die C601, die uns durch enge Täler, vorbei an einem symbolischen Friedhof zum Parque Nacional Nevado de Tres Cruces bringen wird. Wir klettern kontinuierlich bergan. Auf etwa 2.300 m Höhe bleiben wir erst einmal, um nicht zu schnell in große Höhe zu gelangen. Da, wo es feuchter ist, wachsen ausgedehnte Bestände des riesigen Punagrases.
Weiter geht es steil bergan. Wir durchfahren den Nationalpark, suchen uns einen Übernachtungsplatz knapp unter 4.000 m Höhe in großartiger Umgebung direkt hinter der Parkgrenze. Die teure Campinggebühr für nichts im Park sparen wir uns lieber. Wir sehen einen Andenschakal, der auf Nahrungssuche sein Revier durchstreift. Eigentlich ist es eine Fuchsart, warum man diesen deutschen Namen gewählt hat wissen wir nicht.Diesmal haben wir nachts anders als beim Agua Negra leichte Probleme mit der Höhe, der Aufstieg von 0 hierher war wohl doch etwas zu schnell.
Bald ist die 4.000 m-Marke geknackt. Die Pisten, die wir fahren, sind teilweise übelstes Wellblech. Ganz schön nervig!
Umso erstaunter sind wir, als wir in der Gegend der chilenischen Zollstation am Camino Internacional auf beste Asphaltstraße treffen, die Richtung Pass führt. Aber die Herrlichkeit hört leider irgendwann wieder auf, durch Baustelle und üble Wellblech-/Schlaglochpiste wird unsere Geschwindigkeit wieder deutlich reduziert. Die Landschaft ist toll, wir genießen Ausblicke auf schneebedeckte Berge, allesamt mehr als 5.000 oder sogar 6.000 m hoch. Das Wetter ist gut, und so ist auch der Blick auf den höchsten Berg Chiles und den höchsten (oder zweithöchsten - da widersprechen sich die verschiedenen Bücher) noch aktiven Vulkan der Erde, den Ojos del Salado natürlich ein Erlebnis.
Die Laguna Verde liegt inmitten dieser fantastischen Bergwelt. Hier begegnen uns zum ersten Mal Vicuñas, zierlicher als die schon häufiger gesehenen Guanakos. Vicuñas sind perfekt an das Leben in größeren Höhen angepasst. Die Kälte macht ihnen aufgrund ihres speziell dichten Fells keine Probleme.
Wir fahren den Camino Internacional wieder zurück, nach Argentinien wollen wir im Moment noch nicht, sondern noch weiter Zeit an der Pazifikküste verbringen. Noch ein Blick auf den Ojos del Salado. Bald ist die Zollstation erreicht. Diese müssen wir nicht durchfahren, da wir ja nicht aus Argentinien kommen. Wir melden uns bei den Carabinieri, die uns das OK für das Passieren geben. Diesmal fahren wir vom Zollgebäude aus nicht wieder die C601, sondern bleiben auf dem Camino Internacional, der nun wieder als Naturstraße durch schöne Bergwelten führt.
In deutlich geringerer Höhe treffen wir Nicole und Stefan wieder einmal und verbringen einen netten Grillabend miteinander, bevor sich unsere Wege am nächsten Tag wieder trennen.
Wir fahren noch ein Stück tiefer, finden abermals einen guten Platz und lassen neugierig beobachtet von zwei (wilden/halbwilden?) Mulis eine weitere eindrucksvolle Fahrt durch die Kordilleren Revue passieren.
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Vom höchsten Berg Amerikas zu einem der höchsten Pässe weltweit
(Vom Aconcagua zum Agua Negra Pass)
07. Februar 2018
Nach unserem Abstecher zum Cerro de Siete Colores sind wir wieder in Uspallata angelangt. Tanken brauchen wir nicht, aber die schönen Murales schauen wir uns kurz an. Danach folgen wir wieder der stark befahrenen Ruta 7 in Richtung chilenische Grenze. Allerdings werden wir heute nicht die Grenze überqueren, sondern auf gleicher Strecke wieder zurückfahren, da noch weitere Ziele in Argentinien locken.
Unser heutiges Ziel ist der Parque Provincial Aconcagua. Hier wandern wir in etwas mehr als 3.000 m Höhe zu Aussichtspunkten, die einen Blick auf den höchsten Berg Amerikas und den höchsten außerhalb Asiens, den Aconcagua ermöglichen. Es blüht noch einiges, ein paar Vögel sind auch zu entdecken.
Aber besonders eindrucksvoll ist natürlich der Aconcagua. Gottseidank spielt das Wetter mal wieder mit. Gestern wäre der gewaltige Berg vor lauter Wolken nicht zu sehen gewesen.
Auf dem Rückweg stoppen wir kurz an der Puente del Inca. Hier spannt sich ein natürlicher Bogen über den Rio Mendoza. Die hier entspringende stark schwefelhaltige heiße Quelle führt zu den intensiven Verfärbungen des Gesteins. Leider ist alles eingezäunt, so richtig heran kommt man nicht. Dafür darf man aber gerne zwischen den Souvenirbuden umherschlendern.
Hier ist uns zu viel Betrieb. Wir fahren die Ruta 7 ein gutes Stück zurück und suchen uns einen Platz für die Nacht, der etwas tiefer liegt, vor allem aber ruhig ist.
Danach folgen wir entlang der Bergkette der Anden der Ruta 149 in nördliche Richtung. Wie so oft am Straßenrand ein Schrein für Difunta Correa (zur Bedeutung siehe hier: Nördliches Patagonien). Sträucher mit grünen Stämmen/Ästen kennen wir schon aus den Wüsten im Südwesten der USA. Dort nennt man sie Palo verde. Sie sind in der Lage, auch ohne Blätter die lebensnotwendige Photosynthese zu betreiben.
Wir sehen, dass es heftig geregnet haben muss. Und so nehmen wir auch Abstand davon, bei den schönen bunten Bergen zu übernachten, da alle halbwegs brauchbaren Plätze mehr oder weniger direkt im Flussbett liegen.
Eine gute Entscheidung, entdecken wir doch beim Cerro El Alcazár einen Platz mit fantastischer Aussicht.
Später fahren wir zur Ruta 40 zurück, die wir aber nach einiger Zeit Richtung Osten verlassen, um einen Abstecher zum Parque Ischigualasto zu machen. Vor allem das Valle de la Luna wollen wir uns anschauen. Schon auf der Anfahrt fallen uns außerhalb des Parks seltsame Felsformationen auf. Wir entdecken Kakteen, am Parkeingang ein riesiges Dinosaurier-Skelett - Hinweis auf spektakuläre Fossilienfunde hier in der Gegend.
Wir verstehen den Ranger so, dass am morgigen Tag keine Touren ins Tal des Mondes stattfinden werden. Die etwa 40 km lange Rundfahrt ist nur im Rahmen einer geführten Tour möglich. Man fährt mit dem eigenen Fahrzeug in Kolonne, ein Guide fährt im ersten Fahrzeug mit. Wir beeilen uns, zum Besucherzentrum zu kommen und können tatsächlich am späten Nachmittag noch die dreistündige Fahrt unternehmen.
Die Fahrt in der kleinen Kolonne (außer uns sind es noch 7 PKW) ist nun nicht unbedingt unser Ding, können wir doch so nicht überall dort anhalten, wo wir eigentlich die spektakuläre Landschaft bewundern möchten. Aber an besonders interessanten Stellen wie dem Valle Pintado (bemaltes Tal) oder Cancha de Bochas (Ballspielplatz) wird ein Stopp eingelegt, der Guide erklärt (leider nur auf Spanisch), aber so erhält man zumindest die Chance ausgiebig zu fotografieren.
Die Landschaft ist wirklich eindrucksvoll. Und da wir am Ende der Kolonne fahren, halten wir auf dem zweiten Teil der Rundtour zwischendurch einfach immer mal wieder kurz an, um schnell das eine oder andere Foto zu schießen.
Das Museum mit weiteren Dinosaurierskeletten ist bei unserer Rückkehr schon geschlossen. Etwas außerhalb des Parks übernachten wir, kehren am nächsten Morgen noch einmal zurück. Wie gut, dass wir gestern Nachmittag die Tour gemacht haben, heute ist alles grau in grau, es regnet auch schon einmal. Das Museum öffnet seine Pforten auch nicht. Aber zumindest können wir das (langsame) Internet noch einmal für unsere Mails und den Wetterbericht nutzen. Dann geht es auf gleichem Weg zurück. Wir fahren über Huaco, nehmen dann die 49 nach Jachal. Für LKW besteht auf dieser Straße ein Durchfahrtverbot, aber wir sind ja ein Wohnmobil. Die Straße ist allerdings stellenweise wirklich sehr eng, Gegenverkehr macht da nicht so viel Spaß. Aber die Landschaft um das Schutzgebiet La Cienaga ist eindrucksvoll, am Wegesrand gibt es an Sträuchern interessante Früchte und am Stausee Los Cauquenes finden wir einen guten Platz für die Nacht.
Am nächsten Morgen entdecken wir unter und zwischen den Sträuchern überall Kakteen mit sehr großen und auffälligen weißen Blüten.
Vorbei an netten kleinen Ortschaften geht es zum nächsten Stausee. Der Dique Cuesta del Viento ist viel größer und schöner als der letzte. So bleiben wir einige Tage hier, bevor wir uns auf die Fahrt zum Agua Negra, dem höchsten Grenzpass zwischen Argentinien und Chile (und einem der höchsten befahrbaren Pässe weltweit) machen.
Die Grenzformalitäten zur Ausreise aus Argentinien erledigen wir bereits 85 km vor der eigentlichen Grenze in knapp 2.000 m Höhe. Wir sagen bei der Gendarmeria Bescheid, dass wir im Niemandsland übernachten wollen - das ist wichtig, da alle Fahrzeuge dem anderen Grenzposten gemeldet werden, und wer dort nicht auftaucht, wird gesucht. Dann geht es los. Es geht stetig bergan, der Asphalt ist sehr viel weiter vorangekommen, als Karten oder GPS es anzeigen. Das hängt wohl damit zusammen, dass hier ein Tunnel geplant ist, der das Überfahren des Passes überflüssig machen wird.
Irgendwann geht der Asphalt in Naturpiste über. Die Bergwelt wird immer interessanter. Büßerschneefelder tauchen auf; Sonne und Wind haben die steil aufragenden Gebilde geformt.
Dann ist die Passhöhe erreicht und damit die Grenze zwischen Argentinien und Chile. Ein Schild gibt die Höhe mit 4.753 m an, unser Reiseführer meint 4.775 m, das GPS liegt mit 4.769 m dazwischen. Egal, es ist auf jeden Fall sehr weit oben: Rekord für uns und auch für den MAN. Mensch und Maschine kommen ohne Probleme damit klar. Ein Blick zurück auf die Piste zeigt, wie wir oder besser der MAN geklettert sind. Die Temperatur ist von recht großer Hitze beim argentinischen Grenzposten auf 6 Grad gesunken.
Auf der chilenischen Seite geht es dann in Serpentinen über eine recht schmale Straße steil bergab. Die Bergwelt wird immer bunter - unvorstellbare Farben! Was für eine Gegend!!!
An der Embalse La Laguna sind wir bei etwa 3.200 m Höhe angelangt und finden einen Nachtplatz. Hier lernen wir Sonja und Benno aus der Schweiz kennen, die mit ihrem schönen Bucher unterwegs sind. Gemeinsam verbringen wir die Zeit bei nun wieder angenehmen Temperaturen mit interessanten Gesprächen. Und anders als weiter oben finden sich hier dann auch wieder Blümchen.
Weiter geht es mit Chile 4: Von 0 auf 4.700 m - Küste und Paso San Francisco
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Ruta 40 mit Abstechern in nördliche Richtung
27. Januar 2018
Auf der Weiterfahrt sehen wir die Folgen des Gewitters, das wir von unserem Stellplatz in der Ferne beobachtet haben. Die Ruta 40, die hier im Bereich mal wieder Schotterstraße ist, ist verwüstet, teilweise völlig verschlammt, an etlichen Stellen von den Wassermassen "weggerissen". Es wird heftig gearbeitet, um sie wieder befahrbar zu machen. So gibt es Zwangspausen, in denen wir darauf warten müssen, dass der Weg wieder freigegeben wird.
Die Berge, an denen wir vorbeifahren, bieten einen schönen Anblick, und so fahren wir eine Seitenpiste hinauf. Oberhalb des Rio Grande bleiben wir für einige Zeit, haben einen nahezu Rundumblick auf Vulkane, bunte Berge, wandern durch das mit Lavabrocken verschiedenster Größe übersäte Gebiet.
Es ist sehr heiß, so dass wir im baumlosen Gebiet für Schatten für den MAN selbst sorgen müssen. Da bewähren sich unsere leichten Tarnnetze wieder einmal. Zum Weintrinken ist es zu heiß, aber es gibt ja leckeres Patagonia-Bier in verschiedenen Sorten. Abends sitzen wir noch lange draußen, die Temperatur wird ein wenig erträglicher, und so können wir die Ausblicke auf eine großartige Vulkanlandschaft genießen.
Die Berge entlang der Ruta 40 werden immer bunter. Ab und an eine Ortschaft. In Malargüe können wir endlich einmal wieder einkaufen, bevor wir etwa 30 km nördlich des Ortes die 40 für einen Abstecher verlassen. Unser Ziel ist das Skigebiet Las Leñas sowie das Valle Hermoso. Direkt nach dem Abzweig bleiben wir für die Nacht, sehen in der Ferne die Berge, die wir am nächsten Tag näher erkunden werden.
Schon auf der Anfahrt auf der Ruta 222 wird die Landschaft immer farbenprächtiger. Auch die Dolinen Pozo de las Animas sind interessant. Die Laguna de la Niña Encantada ist ganz nett, muss man aber nach unserer Ansicht nicht unbedingt gesehen haben, zumal ein (allerdings geringer) Eintritt zu zahlen ist. Zumindest können wir hier einige Vögel beobachten.
Bald ist der Wintersportort Las Leñas erreicht. Jetzt im Sommer ist er natürlich ziemlich verwaist. Von hier aus geht es auf steiler Piste bis auf mehr als 2.850 m Höhe hinauf in die Berge zum Valle Hermoso. Eine fantastische Bergwelt erwartet uns.
Was für eine Landschaft! Irgendwann drehen wir an geeigneter Stelle um. Die Straße 226, die auf den Reise Know How-Karten einen möglichen Rundweg signalisiert, existiert nämlich nicht. Wir halten oft an, um die vielen Blumen zu bewundern. Besonders ins Auge stechen die Spaltblumen, die auf Spanisch "Orquidea de los pobres" (Orchidee der Armen) heißen.
Von unserem Stellplatz aus haben wir Gelegenheit, die fantastische Bergwelt zu bestaunen, bevor wir uns am nächsten Tag auf den Rückweg zur Ruta 40 machen, die wir allerdings bald schon wieder verlassen werden.
Wir wollen den Cañon de Atuel in der Nähe von San Rafael erkunden. Zunächst bleiben wir aber oberhalb der Schlucht. Ein kurzes Gewitter bringt leichte Abkühlung - es ist mal wieder sehr heiß - und einen schönen Regenbogen.
Am nächsten Morgen fahren wir dann auf steiler Serpentinenpiste hinunter in den Canyon. Interessante Felsformationen und erste Kakteen erwarten uns.
Als der Ausflugsverkehr einsetzt, verlassen wir den Canyon wieder und finden oberhalb an Formationen, die uns an Torcal in Andalusien erinnern, einen guten Platz.
Letzter Höhepunkt dieses sehr schönen Abstechers ist die Embalse Valle Grande, die im Morgenlicht mit ihren kleinen Inselchen besonders eindrucksvoll wirkt.
Zurück geht es zur Ruta 40, die wir vor Mendoza aber schon wieder verlassen. Über die stark befahrene Ruta 7 geht es durch großartige Bergwelt nach Uspallata. Unterwegs immer wieder Schreine für Difunta Correa, zur Bedeutung siehe Nördliches Patagonien. Dieser hier ist der gewaltigste, den wir bisher gesehen haben.
Bevor wir uns auf den Weg zum höchsten Berg außerhalb Asiens, dem Aconcagua machen, lockt allerdings ein weiterer (kurzer) Abstecher. Wir fahren die alte Ruta 13 zum Cerro de Siete Colores. Wieder sind wir absolut begeistert von den Farben, die uns erwarten.
Mehrere Tage verbringen wir in dieser surrealen Welt, wandern ein wenig umher, sehen viele Kakteen, genießen die Aussicht auf die Andengipfel, sitzen abends am Lagerfeuer.
Als wir das Gebiet verlassen, haben wir wieder mit den Auswirkungen eines weit entfernten Gewitters zu tun. Die Piste ist verschlammt, aber Gottseidank geht es abwärts, so dass wir ohne Probleme zurück nach Uspallata fahren können.
Weiter geht es mit Vom Aconcagua zum Agua Negra Pass
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