Von Montevideo zu den Walen von Valdés
06. Oktober 2017
Aufgrund unserer Probleme mit den Zweitbatterien brauchen wir für die ersten beiden Nächte dringend einen Platz mit Stromversorgung. Freie Plätze an den Stränden Uruguays fallen deshalb aus. Eine gute Alternative stellt das Hotel Suizo in Nuevo Helvecia dar, das an der von uns zu fahrenden Strecke nach Argentinien liegt. Es ist noch Vorsaison, und so sind wir alleine auf dem schönen Gelände, können uns einrichten für unsere Tour. Die ersten interessanten Vögel sind zu beobachten. Im guten Restaurant essen wir lecker zu Abend.




Mit vollgeladenen Batterien starten wir dann zwei Tage später. Ein Umweg führt uns noch nach Colonia del Sacramento, wo wir einen Bummel durch den Touristenort unternehmen.


Fürs Übernachten haben wir uns hier einen Strand nicht weit entfernt ausgeguckt. In schöner Vegetation verbringen wir eine absolut ruhige und ungestörte Nacht.

Die nächsten Tage sind Fahrtage. Bald ist die Grenze bei Fray Bentos erreicht. Eine lange Brücke führt uns über den Rio Uruguay nach Argentinien. An der Grenze das totale Chaos. Hunderte LKW stehen hier herum. Auf jeden Fall verpassen wir den Grenzposten auf der Uruguay-Seite und landen direkt bei den Argentiniern. Hier werden wir sehr freundlich empfangen, aber wir haben nun ein Problem. Wir müssen die Einfuhrbescheinigung für den Wagen nach Uruguay unbedingt bei den Grenzern abgeben, damit das Fahrzeug auch offiziell wieder ausgereist ist. Der sehr freundliche, sogar perfekt Englisch sprechende argentinische Grenzer hilft uns hierbei. Er schickt einen anderen Beamten mit dem Dokument zur richtigen Stelle. Wir können hierbleiben und mit seiner Hilfe die Grenzformalitäten schnell erledigen. Für den MAN erhalten wir eine temporäre Erlaubnis, die acht Monate gültig ist. Ein kurzer Blick ins Fahrzeug, aber eher wohl, um hineinschauen zu können. Das war's! Wir haben die berüchtigte Provinz Entre Rios, der man eine besonders rabiate und korrupte Polizei nachsagt, erreicht. Aber um es vorwegzunehmen: Wir werden bei allen Polizeikontrollen freundlich durch gewunken, es gibt keine Probleme - ehrlicherweise müssen wir allerdings sagen, dass wir die bekannteste Kontrollstelle nach einem Tipp umfahren haben.

Über die 14 und die 12 fahren wir Richtung Zarate - da waren wir doch vor einigen Tagen schon einmal! Dort darf aber das Fahrzeug leider das Schiff nicht verlassen, das hätte uns einige Tage Schifffahrt erspart. Buenos Aires umfahren wir großräumig - auf Stadt haben wir keine Lust! Später folgen wir der Ruta 5 bis Santa Rosa. Abends finden wir auch entlang der stark befahrenen Route jeweils gute und vor allem ruhige Übernachtungsplätze.

Nun folgen wir der 35 durch die eintönige Pampa. Der Verkehr hat deutlich nachgelassen. Am Straßenrand gibt es immer wieder kleinere oder größere Gedenkstätten, die die Eintönigkeit ein wenig auflockern. Am Rio Colorado erreichen wir Patagonien. In der Provinz Rio Negro finden wir am gleichnamigen Fluss einen guten Platz für die Nacht.




Die 251 bringt uns an die Küste, wo wir in der Nähe von San Antonio Oeste zwei Tage am Meer verbringen. Wir haben einen windgeschützten Platz gewählt, so dass wir draußen in der Sonne sitzen und die Greifvögel beobachten können.


Die Ruta 3 führt dann (wie bei so vielen Straßen) auf langen Strecken schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen nach Süden. In Puerto Madryn tätigen wir einen Großeinkauf im Carrefour - endlich mal wieder ein etwas größerer Supermarkt. Unterwegs waren die Einkaufsmöglichkeiten teilweise eher bescheiden. Unser Proviant muss nun für längere Zeit reichen, wir wollen auf die Halbinsel Valdés. Aber zunächst bleiben wir noch außerhalb des Schutzgebietes am Golfo Nuevo. An einem Strand finden wir trotz Sonntag noch ein recht ruhiges Eckchen. Ganz in der Nähe liegt der Playa Las Canteras, wo man die Wale nahe am Ufer beobachten kann. Ein Waljunges liegt tot am Strand - Futterquelle u.a. für zahlreiche Riesen-Sturmvögel.






Hier ist recht viel Betrieb, deshalb fahren wir auf staubiger Schotterstraße für die Nacht ein Stück weiter an einen ruhigen, windgeschützten Platz.




Früh am nächsten Tag erreichen wir das Kassenhäuschen für die Reserva Faunistica Peninsula Valdés. 415 Pesos sind pro Person zu berappen. Bereits am Visitor Center sehen wir, dass viel Ausflugsverkehr herrscht, ein Bus nach dem anderen macht Station. Alle fahren in den Touristenort Puerto Piramides, der total auf die Wale eingestellt ist. Von hier starten vollbesetzte Boote zu Walbeobachtungstouren.



In der Nähe gibt es einen Beobachtungspunkt, von dem aus man mit Glück Seelöwen zu sehen bekommt. Zwischen diesen eine Seltenheit - ein Weißgesicht-Seidenschnabel, eigentlich ein Antarktis-Bewohner, der hier nur Gast ist.


Eine Waltour mit dem Boot machen wir nicht - wozu auch. An schönen Dünen vorbei fahren wir in die Bucht von Pardelas, wo wir die Südlichen Glattwale vom Ufer aus ausgiebig beobachten können. Wir stehen an wechselnden Plätzen. Zu Beginn, als in der Bucht aufgrund des "spring breaks" noch relativ viel Betrieb herrscht, stehen wir am Mirador, von wo wir einen fantastischen Überblick über die Bucht und die Wale haben. Von hier sind wir auch schnell unten am Ufer, wenn die Wale sich nähern. Und das tun sie regelmäßig.














Später treffen wir unten in der Bucht Tina und Werner, die wir bereits aus Deutschland kennen, mit ihrem Mobil Mustang Sally und verbringen einen interessanten Tag und Abend zusammen.


Wir machen auf staubigen Schotterstraßen einen Ausflug nach Caleta zur kleinen Kolonie von Magellan-Pinguinen. Hautnah kommen wir an die putzigen Gesellen heran, sehen sogar eine Paarung. Die Patagonien-Spottdrossel ist überhaupt nicht scheu und kommt nahe heran.







Unterwegs viele Guanakos, die zu den Kamelen gehören, und die ersten Maras = Pampashasen, die aber nicht mit den Hasen verwandt sind, sondern in die Familie der Meerschweinchen eingeordnet sind.




Die Punta Norte finden wir jetzt nicht so lohnend. Einige wenige See-Elefanten liegen in größerer Entfernung am Strand. Orkas sind seit Tagen keine gesehen worden.


Da gefällt uns doch die Bucht von Pardelas viel besser. Der Wind hat nachgelassen, es ist fast kein Betrieb mehr, so können wir auch gut unten in der Bucht stehen und weiter beobachten. Wir entdecken sogar ein weißes Jungtier.








Für das Wochenende ziehen wir wieder hinauf zum Mirador, da dann mit Ausflugsverkehr zu rechnen ist. Mittlerweile ist es windstill, so dass wir es hier oben sehr gut aushalten können. Beobachtungspausen nutzt Peter auch schon einmal für technischen Dienst am Großen Wagen. Wir sehen blühende Blumen, schöne Vögel, auch einige Eidechsen, abends Gürteltiere.



Und vor allem sehen wir auch immer rechtzeitig, wann es sich lohnt, hinunter an die mit Fossilien übersäte Küste zu gehen. Das Wasser ist ruhig, und so sind gute Beobachtungen möglich.








Irgendwann müssen wir dann aber weiter. Pardelas verabschiedet uns mit schöner Lichtstimmung - zur richtigen Zeit ein fantastisches Fleckchen Erde.


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Eine Seefahrt, die ist ... (Teil 2): Noch 20 Tage bis Montevideo
22. September 2017
Nach dem Ablegen aus Freetown wird die See ein wenig unruhiger, die Temperaturen sind aber weiterhin sehr angenehm. Bordleben wie üblich ist angesagt. Natürlich unternehmen wir auch wieder einen Kontrollgang zum MAN - Gottseidank alles OK. Morgens geht es nun jeweils auf die Brücke. Mehrmals wird die Zeit verstellt - hierüber werden wir jeweils durch unseren Messman informiert (oder aber durch das aufgehängte Schild auf der Brücke). By the way - Kirby wird immer kreativer, was die Verzierungen auf dem Cappuccino angeht.




Die Überquerung des Äquators am frühen Morgen (wir haben uns extra den Wecker gestellt) verläuft dann ziemlich unspektakulär. Irgendwie hat man dort, wo wir waren, die Markierung durch die gelbe Linie vergessen. Wir haben gesucht und gesucht, letztlich gesehen haben wir sie nicht. Wie gut, dass wir unser Navi dabeihaben!!! Ach ja, ob sich ab jetzt das Wasser in der Kloschüssel wirklich anders herum dreht, wissen wir auch nicht. Haben vergessen zu schauen. Eine Äquatortaufe gibt es an Bord leider auch nicht. Aber wir haben vorgesorgt und feiern die Überquerung in unserer Kabine mit einem leckeren Sekt, der noch aus Portugal stammt! Und der von Freunden geschenkte Linie Aquavit hat nun auch wieder den Äquator gequert. Den südamerikanischen Kontinent hat er später noch erreicht, aber dann hat auch sein letztes Stündlein geschlagen.




Heute ist Großreinemachtag. Die Decks werden mit Hochdruckreiniger gesäubert, überall wird angestrichen. Gestelle für große Tische werden geschweißt und mit großen Platten versehen. Und das alles in sengender Sonne. Die Crew tut uns leid. Wir bleiben bis auf kurze Unterbrechungen mehr oder weniger in der Kabine. Es ist sehr heiß, die senkrecht stehende Sonne würde uns sicherlich schnell verbrennen, obwohl wir durch den vielen Aufenthalt im Freien hier auf der Schiffsreise mittlerweile ganz gut an die Strahlung gewöhnt sind. In der Sonne ist es zu heiß, im Schatten leider zu kühl, da diese Schattenseite dummerweise die Windseite ist. Und der Wind hat heftig zugenommen, die See wird zusehends unruhiger.
Auch am nächsten Tag wird überall gewerkelt. Die Stimmung ist sehr gut, die Mannschaft macht einen fröhlichen Eindruck. Eine große Plane wird gespannt und sehr gut befestigt. Am Abend gibt es ein Barbecue. Es gibt leckeres Bier aus Sierra Leone. Und nun wissen wir auch, warum die Langusten in Freetown an Bord gekommen sind. Was so ein Kapitänswechsel ausmacht!




Dies zeigt sich auch am nächsten Tag. Wir erhalten zunächst eine Führung in den Maschinenraum - auch für Nicht-Technikbegeisterte sehr lohnend. Spannend auch die Führung durch die Ladedecks der Grande America. Unzählige Neuwagen (BMW, Porsche, Land Rover, Smart, Minis und viele mehr) sind sicher verstaut. Was hier für Werte herumstehen! Direkt im Anschluss gibt es wieder eine Feuerübung. Diesmal "brennt es in der Laundry". Von all dem dürfen wir keine Fotos anfertigen - aber es war auf jeden Fall ein interessanter Tag.
Noch 14 Tage bis Montevideo. Trotz stärkerem Seegang sind wir absolut fit. Irgendwie hat man sich durch die Dauer der Schiffsreise wohl an das nun heftige Schaukeln gewöhnt. Mahlzeiten müssen wir nicht auslassen, lassen höchstens das Frühstück einmal kürzer ausfallen, um an Deck Delphine, Wale, Basstölpel zu beobachten. Wir nähern uns Vitoria in Brasilien, wo wir zunächst wieder einmal vor der Küste ankern müssen. Die Kulisse ist schon sehr schön. Später ist dann die Einfahrt in den Hafen von Vitoria absolut beeindruckend, zumal die Bewölkung rechtzeitig aufgerissen ist. Nun verstehen wir auch, wieso oberhalb des Schornsteins der Beleuchtungsmast abgeklappt werden musste, mit ihm hätten wir wohl nicht unter der Brücke durch gepasst.






Wir liegen mit gutem Blick auf die Stadt, ein farbenfroher Anblick - und welch Unterschied zu Freetown.


Am nächsten Tag verlassen wir zum ersten Mal seit vier Wochen das Schiff. Erstaunlicherweise reicht für das Verlassen des Hafengeländes eine grottenschlechte Kopie unseres Reisepasses aus. Das Original haben wir ja nicht, das wird beim Kapitän verwahrt. Mit einem Taxi lassen wir uns zusammen mit Nicole und Stefan aus der Schweiz, mit denen wir uns angefreundet haben, hinauf zum Convento da Penha bringen. Die Anlage hoch oben auf einem Hügel hatten wir bereits bei der Einfahrt gesehen und bestaunt. Nun führt uns die Fahrt durch einen schönen Wald hinauf. Oben eine große Kirchenanlage. Neben der tollen Aussicht können wir außerdem Eidechsen und Rabengeier bewundern.








Wir sind sehr froh, diesen Ausflug unternommen zu haben und lassen den Tag an Deck mit einem leckeren brasilianischen Bier ausklingen. Im Hafen bestaunen wir die alten VW Bullys, die hier in großer Anzahl zu sehen sind.


Bis zum Cabo Frio ist die See noch ein wenig unruhig, danach verläuft die Fahrt Richtung deutlich ruhiger. Informationen auf dem Schiff ändern sich ständig. Zuerst heißt es, wir würden Rio de Janeiro erst am Abend erreichen - also nichts mit einer Tour. Aber dann laufen wir plötzlich doch schon am frühen Nachmittag ein. Die Fahrt zum Hafen bietet uns schöne Ausblicke auf die Millionenstadt.





Mit Hilfe des Ersten Offiziers können wir nach dem Anlegen dann kurzfristig eine Tour durch Rio in einem Kleinbus organisieren. Um 16 Uhr geht es los. Wir fahren zum Maracaná-Stadion, besuchen das Sambadrome, fahren durch Favelas hinauf zum Corcovado (Christusstatue). Hier erleben wir den Wechsel von Dämmerung zur Dunkelheit. Rio bei Nacht mit Vollmond - was will man mehr!










Natürlich lassen wir auch die Copacabana nicht aus, bewundern die bunten Kacheltreppen in Lapa. Weitere Stopps gibt es am Parlamentsgebäude, am Theater und am Museum of the Future. Zum Abschluss geht es noch zu den riesigen Murales, die wir schon vom Schiff aus bestaunt haben. Ein gelungener Trip - gegen Mitternacht sind wir zurück auf dem Schiff.








Am nächsten Morgen sollen wir eigentlich um 7 Uhr ablegen, aber zunächst passiert mal wieder nichts. Ein großer Containerfrachter blockiert die Ausfahrt. Gelegenheit, die unzähligen Fregattvögel, die hier über dem Schiff kreisen, ausgiebig zu beobachten. Außerdem erhalten wir so noch Einblicke in das Treiben hier im Hafen. Unvorstellbare Mengen an Fahrzeugen warten auf ihre Verschiffung. Mittags verlassen wir Rio de Janeiro.







Noch 10 Tage bis Montevideo. Nächster Hafen ist Santos in Brasilien. Es ist Nationalfeiertag - aus diesem Grunde wird auf dem Schiff geflaggt. Wir werden allerdings von den Feierlichkeiten an Land nichts mit kriegen, denn wir können mal wieder nicht einlaufen. Arbeit im Hafen an einem Feiertag würde zusätzliche Gebühren kosten. Diese will Grimaldi anscheinend nicht tragen. Und so müssen wir wieder draußen ankern. Irgendwie schade, aber da kann man halt nichts machen. Zumindest ist das Meer ruhig, so können wir mal wieder Delphine und Wale beobachten.

Nach zwei Tagen laufen wir dann in Santos ein. Christine kriegt von diesem Hafen nichts mit. Sie liegt mit hohem Fieber, Halsschmerzen und einem hartnäckigen Husten im Bett - ein Souvenir, das auch mehrere weitere Passagiere aus Rio mitgebracht haben. Auch Peter geht es nicht besonders gut. Nach einigen Tagen geht es langsam wieder besser. In der Zwischenzeit ist es deutlich kühler geworden.

Noch sechs Tage bis Montevideo. Das Meer ist sehr unruhig. Von der Brücke aus schauen wir auf das kabbelige Meer. Raus dürfen wir nicht mehr - zu gefährlich. Mittlerweile haben wir Windgeschwindigkeiten von 120 km/h. Die Geschwindigkeit des Schiffes ist stark reduziert, es schaukelt heftig. Einige leere Container hat es sogar umgeworfen. Da wir immer noch nicht wieder so richtig fit sind, verbringen wir einfach den Rest des Tages im Bett. Abends beruhigt sich die See Gottseidank wieder.




Beim Essen gibt es nun seit langer Zeit endlich mal wieder frischen Salat und auch etwas Gemüse. Das ist wohl in Santos an Bord gekommen. Zuvor eine längere "Durststrecke", in der Fisch und Fleisch einfach solo, ohne irgendwelche Beilagen serviert wurden. Vom Schiff aus sehen wir bereits Uruguay, aber wir werden hier vorüberfahren und noch nicht anlegen. Also immer noch fünf Tage bis Montevideo. Denn zunächst geht es den Rio Paraná hinauf nach Zarate in Argentinien. Diese Fahrt ist aber durchaus nicht unattraktiv. Spannend ist es, auf der Brücke zu stehen und zu sehen, wie der Lotse arbeitet. Leider erfolgt der größte Teil der Fahrt bei Dunkelheit. Morgens gegen 4 Uhr legen wir an. Am nächsten Morgen sehen wir dann, wo wir gelandet sind. Ein recht schmaler Fluss mit ein, zwei Anlegestellen, ein Hafengelände vollgepfropft mit Fahrzeugen aller Art. Wahnsinn!





Gegen Mittag erhalten wir dann endlich unsere Pässe - hier brauchen wir sie - , können von Bord. Wir nutzen die Gelegenheit, in den Ort zu gehen und zunächst einmal Medikamente zu besorgen, um endlich wieder richtig fit zu werden, vor allem, den lästigen nächtlichen Husten loszuwerden. Hier ist es deutlich aufwändiger als in Brasilien, den Hafen zu verlassen, aber alles ist gut organisiert und funktioniert reibungslos. Zunächst melden wir uns an einem kleinen Häuschen in der Nähe des Schiffes. Dort werden alle Daten umständlich festgehalten, eventuelle Kameras, Laptops etc. werden notiert. Dann wird ein Shuttle-Fahrzeug herbeigeholt. Dieses bringt uns zum Ausgang. Hier eine Sicherheitskontrolle, wiederum Festhalten der Daten. Dann können wir den Hafenbereich verlassen. Auf Wunsch telefoniert man sogar ein Taxi herbei.
Zurück auf der Grande America gehen wir auch noch einmal hinunter zum Großen Wagen. Die vielen Wochen im dunklen Schiffsbauch und irgendwelche Verbraucher, die Strom gezogen haben, fordern ihren Preis. Unsere Innenraumbatterien sind leer. Mit Erlaubnis lassen wir den Motor laufen - die Fahrzeugdecks werden hier im Hafen belüftet - und versuchen das Schlimmste, nämlich einen Komplettausfall zu vermeiden.
Da wir noch den ganzen nächsten Tag hier liegen, gehen wir noch einmal von Bord. Im kleinen Park im Zentrum schöne Vögel und blühende Tillandsien. Wir nutzen das gute Internet im Ort, um endlich den Bericht über die erste Etappe hochzuladen, außerdem essen wir im Restaurant Don Juan lecker zu Mittag. "Unser" Koch ist zwar gut, aber so langsam können wir keine Pasta mehr sehen!





Nachmittags sind wir zurück, dann noch ein Besuch beim "Bordfriseur", der eigentlich Steuermann ist, sich das Haare schneiden selbst beigebracht hat. Nun ist Ruhe für die nächsten Wochen.

Früh am kommenden Morgen legen wir ab. Diesmal fahren wir erfreulicherweise am Tag durch die enge Passage. Nur noch ein Tag bis Montevideo. Später sehen wir in der Ferne die Skyline von Buenos Aires.





In der Nacht gegen 23 Uhr legen wir in Montevideo an. Am nächsten Morgen stehen wir zeitig auf. Aber zunächst geschieht ... nichts. Wir warten, warten. Der Kapitän fragt erstaunt, ob wir nicht ausschiffen. Wie denn - ohne Pässe, Impfausweise und Informationen??? Gegen 10.30 Uhr erhalten wir dann die Nachricht, dass die Grimaldi-Agentin mit unseren Dokumenten schon seit einiger Zeit unten an der Rampe bereitstehe. Diese Information hat uns mal wieder nicht erreicht. Nun können wir die Grande America verlassen. Nach 40 Tagen sieht der Große Wagen erstmals das Tageslicht wieder. Die Zollformalitäten sind total einfach und überraschend schnell geregelt. Für die vier Fahrzeuge insgesamt eine knappe Stunde - und es könnte sogar noch schneller gewesen sein, wenn nicht der Computer zweimal ausgefallen wäre. Mittags sind wir und die anderen Reisenden fertig - das große Abenteuer Südamerika kann endlich beginnen.




Ein Fazit zu unseren 40 Tagen auf See: Die Fahrt war kurzweiliger als wir es erwartet haben. Langeweile ist erstaunlicherweise überhaupt nie aufgekommen. Im Gegenteil hatten wir oft das Gefühl, der Tag könne mehr Stunden haben, denn unser vorgenommenes "Programm" haben wir oft nicht geschafft. Die Tage waren ausgefüllt mit den Mahlzeiten, Sportprogramm, Spanisch lernen, Gespräche mit Mitreisenden, lesen, ganz einfach nur schauen, Vorbereitungen für Südamerika. Das Essen war reichhaltig und erstaunlich gut - obwohl wir irgendwann keine Pasta mehr sehen wollten und obwohl nach etwa der Hälfte der Fahrt die frischen Zutaten ausfielen. Etwas mehr Salat und auch einmal Gemüse hätten wir uns schon gewünscht. Aber zumindest gab es nach jeder Mahlzeit frisches Obst, so dass zumindest die Vitamine nicht komplett weggefallen sind. Die frisch gebackenen Brötchen, Foccaccia und Gebäck zum Frühstück waren schon genial. Die wenigen Landgänge waren Highlights. Nach dem Kapitänswechsel konnten wir auch enger mit der Besatzung in Kontakt treten und Einblick in ihren Arbeitsalltag nehmen: Der Messman arbeitete beispielsweise morgens von sechs bis mittags eins, dann wieder von vier bis abends neun. Der zweite Offizier hatte Brückenwache von morgens vier bis acht, danach Bürodienst bis mittags, dann wieder Brückenwache von nachmittags vier bis acht - und das alles sieben Tage die Woche! Kein Wunder, dass es insgesamt auf dem Schiff sehr ruhig war, die dienstfreie Mannschaft schläft. Tauschen möchten wir mit ihnen auf keinen Fall. Speziell Christine war vor Reisebeginn sehr skeptisch, aber nun auch angenehm überrascht. Diese entschleunigte Art des Reisens muss man einmal erlebt haben! Auf jeden Fall ein gelungener Auftakt für diese Reise!

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Eine Seefahrt, die ist ...
04. September 2017
Am Montagmorgen stehen wir zeitig auf. Der Abfahrttermin ist gegenüber dem letzten Fahrplan, der unten abgedruckt ist, zwei Tage vorgezogen. Bei Unikai im Hafen gehen wir zunächst zum Abfertigungsgebäude und melden uns im Eingangsbereich bei der Wache. Nach Vorzeigen unserer Reisepässe erhalten wir zügig unseren Einfahrtschein. Ein Fahrzeug der Hafen-Security fährt vor uns her zur Grande America. Den Großen Wagen müssen wir zunächst noch am Rand abstellen. Wir selbst können sofort an Bord gehen, wo wir schon unten an der Rampe vom Kapitän und dem für Passagiere zuständigen Steward (=Messman) begrüßt und nach oben begleitet werden. Die Kabinen liegen auf Deck 12. Wir richten uns in unserer geräumigen Eignerkabine ein wenig ein, schauen von oben kurz nach dem MAN. (Könnt Ihr ihn entdecken?) Dann geht es schon zum Mittagessen, das bereits um 11 Uhr serviert wird. Auf dem schön gedeckten Tisch erwartet uns nun (fast) jeden Tag der ausgedruckte Speiseplan; das Essen wird vom italienischen Koch Salvatore zubereitet und ist gut und reichhaltig. Bisher sind wir angenehm überrascht.






Nachmittags können wir dann den MAN an Bord holen. Nun ist abgesehen von einer ersten Sicherheitsbelehrung, bei der wir auch die Brücke besuchen, nichts mehr zu tun. Wir verbringen Stunden an Deck bei angenehm warmem Wetter, genießen die Ausblicke auf Hamburg, schauen aber vor allem dem quirligen Treiben zu. Container werden verladen, riesige Paletten mit Maschinen und Holz werden aufs Schiff gebracht. Vor allem aber werden unzählige PKW auf die einzelnen Decks gefahren, darunter viele Neufahrzeuge, aber auch viele ältere Modelle bis hin zu solchen, die bei uns ausgemustert werden.





Es heißt, das Schiff würde irgendwann zwischen 20.30 Uhr und Mitternacht ablegen. So bleiben wir nach dem Abendessen noch lange auf Deck, aber es tut sich nichts. Zumindest erleben wir einen fotogenen Sonnenuntergang. Letztendlich gehen wir dann ins Bett. Um 3 Uhr in der Nacht wachen wir auf - wir haben gerade abgelegt. Aus unserer Kabine bewundern wir die eindrucksvolle Kulisse. Die Fahrt führt uns langsam und erstaunlich nah an schön beleuchteten Gebäuden vorbei. Nach Tagesanbruch sitzen wir bis mittags bei gutem Wetter auf Deck. Wir verlassen die Elbe, der Lotse geht von Bord. Das Schiff nimmt nun mehr Fahrt auf. Später zieht es sich zu, es fängt an zu regnen. Die See bleibt erstaunlich ruhig.


Bei Sonnenaufgang laufen wir in Tilbury, dem Hafen von London ein. Wir werden bis morgen hier liegen, es wäre also Zeit genug, nach London zu fahren. Aber es zieht sich immer mehr zu, der Wetterbericht sagt Regen voraus. So bleiben wir hier, wollen später vielleicht auf das andere Themseufer nach Gravesend fahren, das ganz nett aussieht. Aber daraus wird nichts. Es regnet, mal mehr, mal weniger, später schüttet es regelrecht. So verbringen wir den Tag mit dem Austausch von Informationen mit unseren Mitreisenden.




Am nächsten Tag hat sich das Wetter wieder ein wenig gebessert. Wir denken noch einmal darüber nach, an Land zu gehen, um Gravesend einen Besuch abzustatten. Aber das Schiff wird im Laufe des Vormittags ins Containerterminal verlegt werden; so bleiben wir dann doch an Bord und lernen ein wenig Spanisch. Später verbringen wir dann im Containerterminal einen interessanten Nachmittag als Zuschauer des Ent- und Beladens. Vor allem die von Christine so genannten Containerameisen haben es uns angetan. Nach dem Abendessen legen wir ab.



Nächster Hafen ist Antwerpen. Die Fahrt durch die Schelde am Freitagmorgen vorbei am umstrittenen Kernkraftwerk Doel verfolgen wir natürlich wieder an Deck. Im Hafen liegen riesige Containerschiffe. Unseren Liegeplatz erreichen wir durch eine Schleuse. Wir sehen auch eins der neueren Schiffe von ACL, der Linie, mit der wir unsere Verschiffungen nach Nordamerika durchgeführt haben. Von Deck aus verfolgen wir wieder die Aktivitäten im Hafen. Riesige Mengen an Verpflegung werden gebunkert. Es ist spannend, wie viel Schrott für Afrika an Bord gefahren wird. Viele der Fahrzeuge sind nicht mehr fahrbereit und werden von "Pushern" ohne Rücksicht auf Verluste und Beulen an Bord geschoben. Aber es gibt auch eine große Zahl an Neufahrzeugen, von denen die meisten allerdings für Südamerika bestimmt sind. Hier in Antwerpen sind auch die restlichen Passagiere zugestiegen. Nun sind alle sechs Kabinen mit insgesamt 11 Reisenden belegt: 7 Deutsche, 2 Schweizer, 2 Franzosen. 10 werden bis Montevideo an Bord bleiben, eine Frau wird das Schiff in Dakar verlassen.





Sonntagnacht legen wir ab. Vorbei an riesigen Windkraftparks geht es durch den Ärmelkanal und die ausnahmsweise sehr ruhige Biskaya Richtung Süden. Sieben Tage dauert die Fahrt bis Dakar, Senegal (Westafrika). Bordleben ist angesagt. Der Tag wird durch die Mahlzeiten strukturiert. Frühstück zwischen 7.30 und 8.30 Uhr, Mittagessen um 11 Uhr (so frühe Zeiten kennen wir eigentlich sonst nur aus dem Krankenhaus), Abendessen um 18 Uhr. Die Mahlzeiten nehmen wir entgegen unserer Erwartung getrennt von den Offizieren ein, auch die Brücke dürfen wir nicht besuchen. Der vordere Bereich um die Brücke herum ist abgesperrt. Egal, wir haben auch so keine Langeweile. Sportprogramm im Fitnessraum und an Deck, das Gottseidank komplett frei geblieben ist, und nicht - wie sonst auf dieser Route häufig der Fall - mit Fahrzeugen vollgestellt ist. Natürlich wird auch Spanisch gelernt.





Es gibt Waschmaschine und Trockner für die Passagiere. Ab und an wird im Verlauf der Reise Wäsche gewaschen. Wir verbringen viel Zeit an Deck einfach nur mit Schauen. Delphine ziehen vorbei, später sehen wir in der Ferne auch schon einmal einen Wal. Abends müssen wir uns nach dem Essen teilweise sputen, um den Sonnenuntergang an Deck erleben zu können. Es mag langweilig klingen, aber langweilig ist es überhaupt nicht, selbst dann nicht, wenn das Wetter und die Sicht für einen Aufenthalt im Freien zu schlecht ist.




Der Geburtstag jedes Mitreisenden wird mit einer vom Koch liebevoll zubereiteten Torte gefeiert. Die wechselnden Verzierungen, die unser netter und überaus hilfsbereiter Messman Kirby auf den Cappuccino zaubert, verblüffen jedes Mal aufs Neue.


Und dann gibt es eine Übung. Alle erscheinen mit Rettungsweste, Schutzhelm und Rettungsanzug an Deck. Die Mannschaft übt das Verhalten im Brandfall, wir besteigen ein Rettungsboot und erhalten hier eine Einweisung. Was bin ich froh, dass wir nicht runtergelassen werden - Peter hätte sich hingegen darüber gefreut.




Auf Höhe der Kanarischen Inseln noch einmal europäisches Handynetz - das wird nun für lange Zeit die letzte kostengünstige Gelegenheit zur Kontaktaufnahme mit den Lieben zu Hause sein. Ab jetzt geht es nur noch über unser Satellitentelefon. Als wir Dakar erreichen können wir leider nicht einlaufen, da einer der beiden Liegeplätze durch die ebenfalls zu Grimaldi gehörende Grande Nigeria belegt ist. Diese wird nach einem Schaden beim Anlegemanöver von den Behörden festgehalten, bis die Angelegenheit geklärt ist. Sämtliche Grimaldi-Schiffe sind nun auf den einzig verbleibenden Kai angewiesen. So verwundert es nicht, dass neben anderen auch etliche Grimaldi-Schiffe wartend vor Anker liegen. Es ist sehr heiß und feucht, Regenzeit in Afrika. Um das Schiff herum unzählige kleine Holzboote mit Fischern.







Eine Übung mit den Rettungsbooten, die beide bei zum Teil heftigen Regenfällen zu Wasser gelassen werden und anschließend natürlich ordnungsgemäß wieder befestigt werden, vertreibt uns die Zeit ein wenig. Das Herunterlassen geht wirklich sehr schnell vonstatten, und es schaukelt auch ganz schön. Drinnen sitzen möchte Christine jetzt noch weniger als vorher schon. Aber das Zuschauen ist interessant. Ansonsten Bordleben wie schon beschrieben. Mittlerweile können wir auch fliegende Fische bewundern.




Alleine dürfen wir nicht auf das Fahrzeugdeck. Aber mit unserem Messman Kirby können wir hinunter an den MAN, um noch einiges zu holen, allerdings immer nur mit Helm und Warnweste, die einen festen Platz in unserer Kabine haben. U.a. bringen wir Mückenschutz mit nach oben. Zuvor hatte man uns hier auf dem Schiff schon Tabletten zur Malariaprophylaxe angeboten, aber die haben wir ausgeschlagen. Wir werden in Westafrika nicht an Land gehen, so dass das Risiko wohl relativ gering sein sollte.

Zu einigen Mängeln in der Kabine, auf die wir hier aber nicht näher eingehen wollen, kommt nun ein Problem hinzu: Aus der Decke tropft Wasser. In der Decke unseres Schlafraums ist der Kondens-Sammelbehälter der Klimaanlage für den gesamten Gang untergebracht; derzeit läuft diese natürlich in allen Kabinen auf Hochtouren. Und nun ist der Behälter voll und läuft über. Das nervige Tropfgeräusch müssen wir leider bis zum nächsten Tag ertragen, versuchen es mit Handtüchern etwas zu reduzieren. Erst das energische Eingreifen des Kapitäns führt am nächsten Nachmittag dazu, dass sich Schiffstechniker inklusive des Ersten Offiziers des Problems annehmen.
Zwei Tage liegen wir mit Blick auf Dakar auf Reede, bevor am Mittwoch, dem 23. August endlich die Lotsenflagge gehisst werden kann und wir anlegen können. Mittlerweile sind wir seit 16 Tagen auf der Grande America. Es wird Tag und Nacht ent- und beladen, trotzdem dauert die Prozedur bis Freitagmittag. Softdrinks und Zigaretten scheinen heiß begehrt zu sein, wandern vom Schiff nach Dakar. Ob es ohne noch länger dauern würde??? Es ist sehr heiß, so sind wir froh, dass wir uns zwischendurch immer mal wieder in der Kabine abkühlen können. Draußen kann man es nur im Schatten aushalten. An Land gehen wir nicht. Auch hier in Dakar schüttet es teilweise heftig. Teilweise steht das Deck regelrecht unter Wasser. Trotzdem nutzen wir die Regenpausen, um dem Treiben im Hafen zuzusehen, zumal es sich nach einem Regenguss meist schnell wieder beruhigt.













Selbst im Wasser des Hafenbeckens, das nicht besonders sauber aussieht, wird heftig gefischt. Ein etwas größeres Boot besetzt mit 10 Personen legt ein Ringnetz hinter dem Schiff direkt in der Nähe eines Abwasserkanals aus.


Über den Schiffen kreisen unzählige Greifvögel, fangen kleine Fische, die sie erstaunlicherweise direkt im Flug verspeisen. An der Hafeneinfahrt hatten wir beim Einfahren schon viele Kormorane gesehen. Ein Hubschrauberträger der französischen Marine, die Dixmude, liegt uns direkt gegenüber. Hubschrauber (ohne Hoheitsabzeichen) starten und landen. An Bord schwerbewaffnete Soldaten - wo die wohl hinfliegen?




Bei der Abfahrt ist das Wetter dann deutlich besser, so dass sich nun auch Fotos von der ehemaligen Sklaveninsel lohnen. Unterwegs immer wieder fliegende Fische, außerdem beobachten wir in der Ferne zwei Wale. Abends erwartet uns wieder einmal ein schöner Sonnenuntergang.




Gewarnt durch Berichte anderer Reisender hatten wir vor Ankunft in Dakar den Kapitän gefragt, ob unsere Fahrzeuge sicher seien oder ob wir "Wache schieben sollten". Er versicherte uns, dass immer jemand von der Mannschaft auf dem Deck sei, der Zugang zum Schiff und zu den Decks sei kontrolliert. Es solle also kein Problem sein. Nach Verlassen des Hafens wollen wir uns aber lieber mit eigenen Augen davon überzeugen. Ein Kontrollgang führt uns hinunter zum MAN - alles OK.
In Dakar hat der Kapitän gewechselt. Die zuvor vorhandene Absperrung zum Bereich der Brücke verschwindet. Nun sind wir jeden Morgen um 10 Uhr zum Kaffee auf die Brücke eingeladen. Die Mannschaft wird etwas lockerer, die meisten Mitglieder der Besatzung sind freundlich. Ein Wermutstropfen für uns - aus der Kapitänskabine müssen wir uns als direkte Nachbarn nun dank der schlechten Isolation der Zwischenwände schon einmal mit Musik beschallen lassen, dies aber Gottseidank nur zu Anfang. Später sinkt die Lautstärke deutlich ab. Insgesamt ist es hier auf dem Schiff bedeutend ruhiger als auf unseren bisherigen Fährfahrten.
In der Nacht zum Sonntag heftiger Regen. Bei tiefhängenden Wolken fahren wir frühmorgens auf Freetown in Sierra Leone zu. Im Wasser fallen uns sofort riesige Algenteppiche sowie große Mengen Abfall auf. Anlegen können wir erst am frühen Nachmittag, da ein Containerfrachter den Liegeplatz belegt und nicht fertig werden will.


Wir haben den Eindruck, in einer anderen Welt gelandet zu sein. Die schöne Lage der Stadt kann nicht über die ärmlichen Verhältnisse hinwegtäuschen. Viele Bauruinen, ausgedehnte Slumviertel, viel Abfall, viele, viele Menschen. Hoch oben über allem kreisen die Geier. Da versteht man, wieso so viele Afrikaner nach Europa wollen.










Das Treiben im Hafen wirkt ziemlich unorganisiert, das Ent- und Beladen scheint uns noch deutlich langsamer als in Dakar voranzugehen. Die Arbeitsmoral scheint nicht die Beste zu sein. Einer arbeitet, viele stehen oder hocken daneben und schauen zu. Auch scheint vieles erst in Gang zu kommen, nachdem genügend "cadeaux" überreicht wurden. Selbst der Lotse und sein Hiwi gehen mit Paletten 7-Up von Bord. Von den sonstigen Beobachtungen, die wir gemacht haben, wollen wir lieber erst gar nicht reden. Vielleicht nur noch eins: Was war wohl in den vielen großen Kanistern, die leer an Bord und gefüllt wieder davongetragen werden???


Nach gut 24 Stunden legen wir endlich ab, aber erst, nachdem noch Langusten an Bord genommen wurden, wo sie dann vom Koch erst einmal gut gewässert werden. Wir sind froh, den Hafen verlassen zu können und unserem Reiseziel wieder näher zu kommen. Etliche Tage auf hoher See liegen vor uns, bis wir Vitoria in Brasilien erreichen werden.



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Nach der Reise ist vor der Reise
16. Juli 2017 / 7. August 2017
Nach der Rückkehr aus Spanien und Portugal beginnen wir mit den Vorbereitungen für unsere nächste große Reise: Diesmal soll es für längere Zeit nach Südamerika gehen.
Als erstes buchen wir die Schiffspassage von Hamburg nach Montevideo. Und obwohl es eigentlich überall heißt, dass eine solche Buchung etwa einen Vorlauf von einem Jahr braucht, können wir bei Seabridge noch aus mehreren Abfahrtsterminen auswählen. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Kabinen entscheiden wir uns für die Grande Nigeria, die am 31. Juli Hamburg verlassen soll. Eigentlich ist uns dieser Termin ein wenig zu früh, aber wir wollen für die mehrwöchige Überfahrt unbedingt eine Außenkabine haben. Und eine Garantie auf eine solche hat man nur mit der Eignerkabine. Wie man uns mitteilt, sind Terminänderungen und auch Änderungen des Schiffes möglich und auch üblich. Bei Buchung einer "normalen" Außenkabine kann es dann passieren, dass man bei Umbuchung auf ein anderes Schiff in einer Innenkabine landet. Denn einige der Schiffe verfügen eben nur über Innenkabinen. Das wollen wir auf keinen Fall riskieren. Die nächste freie Eignerkabine gäbe es erst wieder im Oktober, und das ist uns zu spät. Wir wollen unsere Tour unbedingt im Frühling starten. So wird es dann halt zeitiges Frühjahr werden.
Nun geht es darum, die notwendigen Formalitäten zu erledigen. Vorrangig ist erst einmal die Gelbfieberimpfung, ohne die man nicht aufs Schiff kommt. Bei unserem Gesundheitsamt bekommen wir schnell einen Termin, so dass das noch vor Sardinien geregelt ist.
Außerdem benötigen wir eine Bescheinigung über eine gültige Auslandskrankenversicherung mit eingeschlossenem Krankenrücktransport und eventuell erforderlichen Rettungsflügen. Diese wird von unserer PKV ohne Probleme erstellt.
Wir lesen, lesen, lesen, organisieren, haken unsere to do-Liste ab - und irgendwann geht uns das schlechte Wetter zu Hause total auf den Wecker. Kurz entschlossen fahren wir für einige Wochen nach Sardinien; wir sind uns sicher, dass die Zeit nach unserer Rückkehr für die restlichen Vorbereitungen ausreichen sollte.

Nach der Heimkehr aus Sardinien geht es dann mit Volldampf weiter. Mit dem Gesundheitsamt hatten wir beim Termin der Gelbfieberimpfung einen möglichen Impfplan für einen Langzeitaufenthalt in Südamerika besprochen. Diese Impfungen wird nun unser Hausarzt vornehmen. Die Impfstoffe besorgen wir in der Apotheke. Ein Teil des Kühlschranks ist damit für die nächsten Wochen belegt - und unser Geldbeutel um etliche Euro leichter. Das Gros der Impfungen verläuft - wie schon zuvor die Gelbfieberimpfung - problemlos, aber speziell bei Christine gibt es doch schon mal Reaktionen an und um die Einstichstelle. Aber Gottseidank nichts Dramatisches.

Als nächstes benötigen wir eine KFZ-Versicherung für Südamerika. Eine Kaskoversicherung ist dort mittlerweile für ausländische Fahrzeuge nicht mehr zu erhalten, so dass es nur um die Haftpflichtversicherung geht. Wir entscheiden uns für Klaus Schubert und übersenden die erforderlichen Unterlagen. Wieder ein Häkchen mehr.
Natürlich muss auch beim MAN so einiges auf Vordermann gebracht werden. Neben technischen Arbeiten geht es auch um kosmetische Reparaturen. Unsere letzten Touren haben doch zu vielen, vielen Kratzern geführt. So wird die Kabine neu gerollt und die großen Aufkleber neu angebracht.





Die Menge der von uns mitgeführten Ersatzteile steigt aufgrund leidvoller Erfahrungen aus früheren Reisen. Diese müssen sorgfältig verstaut werden - erledigt.

Eigentlich sind unsere Reifen noch für einige 10.000 km gut, aber wir wollen diese Tour nicht mit bereits gefahrenen Reifen starten. Wer weiß, wie viel wir fahren werden. Also lassen wir neue montieren, die gebrauchten werden in unserer Garage eingelagert.

Das bestellte Satellitentelefon ist eingetroffen und muss natürlich ausprobiert werden. Ein Wochenende, an dem wir wegen eines lauten Festes bei uns auf der Straße flüchten, bietet hierzu ausreichend Gelegenheit.

Wir erhalten die Mitteilung, dass wir auf ein anderes Schiff umgebucht worden sind - die Grande America hat abgesehen von der Eignerkabine tatsächlich nur Innenkabinen. Als ob wir es geahnt hätten! Bei anderer Buchung wären wir schön angeschmiert gewesen! Das Abfahrtdatum steht im Moment auf dem 9. August - das wird sich aber unter Umständen noch verschieben.
In der Zwischenzeit war der MAN zum Ölwechsel in der Werkstatt, die meisten sonstigen Arbeiten werden oder sind bereits von Peter erledigt. Unmittelbar vor der Abreise steht noch der TÜV an. Dann sollte der Große Wagen fit für die Reise sein.

Auch das Angebot für die KFZ-Versicherung liegt vor, wir bezahlen umgehend für die ersten vier Monate (für einen längeren Zeitraum ist das nicht möglich, da nach vier Monaten der zu zahlende Tarif der Inflation angeglichen wird).
Mittlerweile ist auch unser Ticket eingetroffen. So langsam steigt die Ungeduld und auch ein wenig Nervosität kommt ins Spiel. Denn es gibt immer noch genug zu tun.
Wir treffen uns mit Bettina und Andreas, die gerade aus Südamerika zurückgekehrt sind. Der kostenlose Womo-Stellplatz direkt an der Weser in Rinteln - übrigens ein nettes, schön restauriertes altes kleines Städtchen - liegt für beide Parteien etwa auf halber Strecke und bietet sich deshalb als Treffpunkt an. Von ihnen bekommen wir noch wertvolle Infos und Tipps zur Schifffahrt und zum Reisen in Südamerika. Außerdem haben wir nun auch einen kleinen Grundstock an südamerikanischem Geld.
Die Schiffsverfolgung zeigt, dass die Grande America Zeit aufholt. Der Abfahrtstermin liegt nun auf dem 7. August. Nach einem Telefonat mit dem Grimaldi-Agenten beschließen wir, am Sonntag, dem 6. August nach Hamburg aufzubrechen. Wir erhoffen uns von diesem Wochentag eine stressfreiere Anfahrt möglichst ohne Stau. Und das klappt dann Gottseidank auch. Die letzte Nacht verbringen wir bei sehr gutem Wetter auf dem Wohnmobilstellplatz Elbepark Bunthaus. Wir brauchen natürlich eine Entsorgungsmöglichkeit vor der mehrwöchigen Schifffahrt. Der Platz liegt landschaftlich sehr schön, abends können wir im Gasthaus lecker essen - und am nächsten Morgen sind es nur etwa zehn Minuten bis zu Unikai im Hamburger Hafen, wo wir an Bord gehen werden. Wir verfolgen per App die Grande America und sehen, dass sie überpünktlich am Sonntag Nachmittag angelegt hat. Hasta luego!
Weiter geht es mit Eine Seefahrt, die ist ...
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