Richtung Heimat - die Rückverschiffung
09. August 2018
Um 15 Uhr sind wir mit der Grimaldi-Agentin im Hafen verabredet. Zuerst fahren wir mit ihr zum Scanner, wo der MAN geröntgt wird. Das ist gegenüber unserer Hinfahrt neu; mittlerweile ist dies für ankommende und abfahrende Fahrzeuge Pflicht. Danach geht Socorro mit den Pässen und dem Einreisedokument für den MAN zum Zoll. Alles ruck zuck erledigt. Nun fahren wir zum Schiff. Relativ bald können wir auf Deck 6 einparken und auf Deck 12 unsere Kabine, die in einem deutlich besseren Zustand als die von der Hinfahrt auf der Grande America ist, beziehen. Crew und Offiziere machen einen netten Eindruck, andere Passagiere gibt es auf dieser Fahrt nicht.
Wir ermitteln die gefahrenen Kilometer: In 10 Monaten sind wir hier in Südamerika insgesamt 30.885 km gefahren, was einer durchschnittlichen Tagesleistung von etwa 100 km entspricht - ein entspanntes Reisen. Da unser Internet-Router heute hier im Hafen noch funktioniert, können wir den letzten Bericht hochladen. Nun werden wir für längere Zeit kein Internet mehr haben. Von Deck genießen wir die letzten Ausblicke auf Montevideo. Am nächsten Morgen legen wir gegen 8.30 Uhr ab.
Es findet eine erste Sicherheitsbelehrung durch den 3. Offizier statt, ansonsten haben wir volles Programm: weitere Sachen aus dem MAN holen, Wäsche waschen, Sport im Fitnessraum, Schiff erkunden, an Deck schauen. Wir sehen viele (!) Pinguine und Seelöwen, auch Sturmvögel, Seeschwalben.
Auch auf der Grande Brasile wird unser Tagesablauf strukturiert durch die Essenszeiten: Frühstück von 7.30 - 8.00 Uhr, Mittagessen von 12.00 - 12.30 Uhr, Abendessen 18.00 - 18.30 Uhr. Lediglich der Hauptgang wird serviert, alles Übrige findet auf Selbstbedienungsbasis statt - sehr angenehm. Der philippinische Koch bereitet, teilweise unter der Aufsicht und Anleitung des Kapitäns, abwechslungsreiche Mahlzeiten zu und kocht wirklich gut. Es gibt zu jeder Mahlzeit wechselnde Vorsuppen, als Beilage ausreichend Salat in unterschiedlichen Variationen. Pasta gibt es hier auf dem Schiff nicht - es ist keine italienische Crew - dafür wechselnde Kartoffel- und Reisgerichte. Nach der ersten Rettungsübung, bei der Christine das Anlegen des Überlebensanzuges üben kann und Peter im Rettungsboot den Motor starten darf, gibt es am Sonntagabend ein Barbecue.
Zwei Tage später erreichen wir Santos am frühen Morgen des 17. Juli. Wir gehen nicht von Bord, sondern schauen dem geschäftigen Treiben zu. 200 Container und 250 Trucks/Busse/CAT-Arbeitsmaschinen kommen an Bord.
Alles läuft organisiert ab, und so legen wir bereits um 19 Uhr wieder ab. Die Ausfahrt an der beleuchteten Stadt vorbei hat durchaus ihren Reiz.
Auf der Fahrt nach Vitoria, das wir zwei Tage später, also am 19. Juli erreichen, sitzen wir an Deck, schauen dem Spiel der Wellen zu. Wir sehen viele Wale, die südwärts ziehen. Entweder man sieht den Blas, oder ein riesiger Kopf schaut aus dem Wasser, oder aber man sieht große Flossen, die zu winken scheinen.
In der Morgendämmerung nähern wir uns Vitoria, bald kommt der Pilot an Bord und wir können einlaufen. Die Einfahrt in den Hafen führt über ein längeres Stück durch eine enge Passage und ist sehr eindrucksvoll.
Da die Grande Nigeria, auf der wir ursprünglich gebucht waren, kurz vor uns eingelaufen ist, können wir zunächst nur "verkehrt herum" anlegen; die Rampe befindet sich also auf der falschen Seite und kann nicht geöffnet werden. Es heißt also warten, bis be- und entladen werden kann. So schauen wir zunächst den Ladearbeiten bei der Grande Nigeria zu. Die Wartezeit nutzen wir außerdem, um zu einem Einkaufscenter zu fahren und die letzten brasilianischen Reals auszugeben. Beim Aufenthalt auf der Hinfahrt sind wir hoch zum Kloster gefahren. Bei Interesse siehe Eine Seefahrt Teil 2 Abends wird nach dem Ablegen des anderen Schiffes dann gedreht und das Laden beginnt.
Am nächsten Morgen geht es weiter. Die Ausfahrt ist genauso beeindruckend wie die Einfahrt. Wir verbringen viel Zeit an Deck, verabschieden uns von Südamerika.
Vor allem aber beobachten wir die vielen, vielen Wale, die in der Nähe des Schiffs vorüberziehen, ausblasen, häufig komplett aus dem Wasser springen. Auch Maskentölpel sind zu sehen.
Immer weiter entfernen wir uns vom Land, bald sind keine Wale oder Vögel mehr zu sehen. Dafür schauen wir an Bord einem Basketballmatch zu. Kein anderes Schiff weit und breit - nur wir auf der Grande Brasile und das Meer.
Mittlerweile ist der Pool gefüllt, aber uns ist das Wasser für ein Bad doch noch zu kühl. Mit einem Barbecue wird der Geburtstag des Captains gefeiert.
Die Überquerung des Äquators zwei Tage später verfolgen wir auf der Brücke, nun sind wir also wieder auf der nördlichen Erdhalbkugel. Peter übt etwas mit dem Sextanten.
Am nächsten Tag geht es hinunter in den Maschinenraum, wo wir durch den Chief Engineer eine sehr interessante Führung erhalten.
Es wird zusehends wärmer, ab und an regnet es einmal. Aber die Regenschauern sind nicht von langer Dauer, kühler wird es dadurch auch nicht. Unterwegs ein Riesentrupp Delfine und viele fliegende Fische, ab und zu eine Meeresschildkröte. Am Freitagmorgen gehen wir vor Anker; wir liegen vor Dakar, warten auf die Möglichkeit zum Einlaufen. Mittlerweile ist das Schiff mit Stacheldraht gesichert, um unliebsame Gäste fernzuhalten. Es gibt mehrere Sicherheitsübungen, unter anderem werden auch die Rettungsboote heruntergelassen. Farbenfrohe Fischerboote sind überall um uns herum unterwegs.
Bis zum späten Nachmittag des Montag bleiben wir hier, immer die Skyline von Dakar vor Augen. Abends verschwindet die Sonne im Dunst/Smog über der Stadt. Wir verspeisen leckere Shrimps, einmal auch Lobster.
Das Problem des Hafens von Dakar ist die geringe Größe. Es gibt nur wenig Abstellflächen für die Fracht, und so kann bei unserem Schiff erst einmal gar nicht entladen werden. Es muss Platz geschaffen werden, dies geschieht bei den älteren abgestellten Fahrzeugen teilweise mit rüden Methoden, bei denen das eine oder andere Teil auch auf der Strecke bleibt. Hinzu kommt ein Problem mit dem Herunterlassen der Rampe, das zuerst gelöst werden muss, was dann am späten Abend den Engineers auch gelingt. Da sind wir aber längst im Bett. Am nächsten Morgen ist die Rampe auf jeden Fall unten und die Ladetätigkeit in vollem Gang. Es geht recht zügig vonstatten. Wir gehen nicht von Bord, sondern schauen lieber dem bunten Treiben im Hafen und außerhalb zu.
Am Mittwochmorgen hören wir, dass die Maschine angeworfen wird. Die Abfahrt steht bevor. Aber zunächst wird daraus nichts, zwei Container müssen wieder abgeladen werden. Gegen 10 Uhr geht es dann endlich los. Die letzte Etappe unserer Reise beginnt.
Wieder kommen wir in den Genuss eines leckeren Abendessens; der Chief Engineer feiert seinen Geburtstag.
Auch in den folgenden Tagen geht es uns essensmäßig gut. Wir haben ein Barbecue mit den Offizieren; ein weiteres Mal gibt es leckere Shrimps, dann den vor Dakar von der Crew gefangenen Fisch. Auf Höhe der Kanarischen Inseln empfangen wir ein Mobilfunksignal und können anrufen sowie unsere Mails und News/Wetter checken. Das Wetter ist nicht mehr so schön wie bisher. Es ist oft bewölkt, windig, teilweise haben wir morgens oder sogar den ganzen Vormittag dichten Nebel. Aber nachmittags reißt es meist auf, so dass wir doch noch draußen sitzen können. Wir sehen viele Delfine, auch einige Wale, Basstölpel. In der übrigen Zeit gibt es Sportprogramm, Arbeiten an der Homepage, Aufarbeiten der Reise. Einmal sind wir beim Captain zum Kaffee eingeladen, erfahren viel über sein Heimatland.
Die Fahrt durch die Biskaya verläuft wie auch auf der Hinfahrt erfreulich ruhig. Mittlerweile sehen wir natürlich mehr Schiffe als bisher. Im Ärmelkanal ist dann das Wetter wieder richtig gut, so dass wir draußen sitzen können, französische und englische Küste vor Augen. Die Kreidefelsen von Dover kommen in Sicht, gegenüber liegt Calais, von wo wir Handyempfang haben und das Wetter für zu Hause checken können.
Bald ist die Station erreicht, wo für die Fahrt auf der Schelde der Pilot an Bord genommen wird. Mehrere Stunden fahren wir nun durch die Schelde zum Hafen von Antwerpen. Wir sitzen an Deck, genießen in der Abendsonne unsere letzten Stunden auf der Grande Brasile, erleben einen schönen Sonnenuntergang.
In der Nacht legen wir an, fahren den Großen Wagen von Bord, da die Ladearbeiten direkt in der Frühe beginnen werden. So können wir noch einige Stunden schlafen, bevor wir am Morgen von einem Taxi zur Immigration gefahren werden, wo wir offiziell wieder in die EU einreisen. Danach geht es zurück zum Schiff. Wir verabschieden uns von der Grande Brasile, vor allem aber von der überaus freundlichen Besatzung. Dann geht es auf die letzte relativ kurze Strecke nach Hause. Ein ereignisreiches Jahr ist zu Ende.
Auch die Rückreise ist entgegen mancher Befürchtung nicht langweilig gewesen, sondern wir haben die Fahrt sehr genossen, dies auch angesichts der freundlichen und entspannten Atmosphäre auf der Grande Brasile. Dieses entschleunigte Heimkehren nach einer Langzeitreise hat viel für sich - wir bereuen nicht, auch für die Heimfahrt die Frachtschiffreise gewählt zu haben.
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Uruguay 2: Am Rio de la Plata
13. Juli 2018
Montevideo umfahren wir großräumig. Auf das Stadtgetümmel haben wir derzeit noch keine Lust. Wir stoßen auf die Ruta 1; es geht Richtung Colonia del Sacramento. Unterwegs noch der eine oder andere Abstecher zum Strand, wo die Mönchsittiche in den Eukalyptusbäumen intensiv und vor allem lautstark mit dem Nestbau beschäftigt sind.
In der Nähe von Colonia del Sacramento verbringen wir mehrere Tage, fahren natürlich auch in den Ort, bummeln durch die Altstadt.
Die meiste Zeit halten wir uns allerdings an den kleinen Lagunen direkt am Strand auf. Es ist kühl, draußen sitzen wir nur ab und an einmal in der Mittagssonne. Aber es ist ein herrliches Fleckchen.
Im Morgennebel erleben wir nahezu jeden Tag gespenstische Sonnenaufgänge. Zahlreiche Vögel sind zu beobachten.
Wir unternehmen einen Abstecher in nördliche Richtung bis nach Puerto Inglés. Auf dem Weg dorthin liegt der kleine Ort Conchillas, der ganz nett ist. Vor allem die alten Autos und der Friedhof haben es uns angetan.
Noch einmal kehren wir zurück an "unseren" Platz bei Colonia - es ist einfach zu schön hier.
Danach heißt es langsam Richtung Montevideo fahren. Noch haben wir aber Zeit, und so bleiben wir direkt wieder am Balneario El Ensueño. Hoch oben über unseren Köpfen findet der Hausbau der Mönchsittiche bei hohem Geräuschpegel statt. Die aus dornigen Zweigen errichteten Nester können in einer Kolonie enorme Größen erreichen.
Da, wo wir die ersten beiden Tage nach Ankunft im September 2017 verbracht haben, bleiben wir nun auch noch für einige Tage. Auf dem Gelände des Granja Hotels Suizo in Nuevo Helvecia sitzen wir einige sehr kühle Regentage aus. Außer uns ist niemand hier - Winter halt. Dank des brauchbaren Internets können wir uns sogar die Viertelfinalspiele anschauen.
Aber die freien Plätze locken uns natürlich mehr. So geht es zurück an die Küste. In der Gegend von Kiyu bleiben wir für zwei weitere Tage, bevor wir unseren Standort noch etwas näher an Montevideo heran verlegen. Abends ein leckeres Abschieds-Fondue.
Am Playa Pascual haben wir auf dem Hinweg schon die vielen Sittiche beobachten können. Nun verbringen wir hier die restliche Zeit. Dank 4G mit unserer Antel Daten-SIM haben wir jederzeit Mailempfang, können noch ein Halbfinalspiel sehen. Über die App Find Ship verfolgen wir regelmäßig die Grande Brasile, wissen so, wo sie sich gerade befindet. Außerdem packen wir natürlich unsere Sachen für die Schiffsreise.
Am Donnerstag - die Grande Brasile liegt noch in Zarate, Argentinien - erhalten wir die Information, dass wir am Freitag, dem 13. Juli (Gottseidank sind wir nicht abergläubisch!) am Nachmittag in Montevideo sein sollen. Wir fahren schon etwas früher dorthin, so dass wir uns im Hafenbereich noch ein wenig umschauen können. Außerdem gehen wir in der Markthalle zum Abschluss essen. Allerdings entscheiden wir uns nicht für die Fleischberge, sondern wählen Fischgerichte. Natürlich verfolgen wir immer, wo das Schiff sich befindet.
Zurück im Hafengelände erinnern der Anker sowie der riesige Entfernungsmesser des deutschen schweren Kreuzers Admiral Graf Spee an die Ereignisse im Dezember 1939. Damals ging das deutsche Kriegsschiff nach dem Gefecht vom Rio de la Plata in Montevideo vor Anker, um die Schäden beheben zu können. Da die zur Verfügung gestellte Zeit aber nicht ausreichte, entschloss sich der Kommandant, das Schiff in Sichtweite von Montevideo selbst zu versenken, statt ein Gefecht mit überlegenen englischen Streitkräften einzugehen. Dort liegen heute noch Überreste und sind ein Hindernis für die Schifffahrt.
Am frühen Nachmittag sehen wir zuerst auf Find Ship, dann auch in natura die Grande Brasile einlaufen. Nun wird es bald aufs Schiff gehen.
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Uruguay 1: Atlantikküste
03. Juli 2018
Die letzten Wochen bis zur Rückverschiffung werden wir nun in Uruguay verbringen. Absolut großartige Highlights erwarten uns nicht, aber die Atlantikküste ist wirklich schön und lohnt durchaus einen Aufenthalt. Badewetter ist natürlich nicht, es ist halt Winter. Es regnet schon einmal, aber wir haben auch viele sonnige und schöne Tage mit Temperaturen um die 14-15 Grad, zwischendurch auch einmal 18 Grad. Da kann man für Winter nicht meckern. Jetzt außerhalb der Saison sind freie Stellplätze kein Problem. Doch nun der Reihe nach.
Wir überqueren die Grenze bei Chuy. Wir hatten ein wenig Sorge, da wir im letzten Jahr bei der Ausreise in Fray Bentos keine Ausreisestempel in unseren Pässen erhalten haben. Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass sie genau hier an der Grenze deshalb Probleme hatten. Der Beamte blättert auch bei uns durch alle Stempelseiten, findet natürlich nichts. Letztendlich fragt er, wann und wo wir ausgereist sind. Auf unsere Antwort hin nickt er, stempelt dann unsere Pässe mit dem neuen Eingangsstempel. Mit einem "Bienvenido a Uruguay" werden wir verabschiedet. Die Einreisepapiere für den MAN werden am nächsten Schalter problemlos ausgestellt. Alles gut gegangen! Bald hinter der Grenze finden wir am Strand von Palmares de la Coronilla einen Stellplatz, allerdings auch direkt wieder die obligatorischen Abfallhaufen. Schade!
Wir lassen uns Zeit, bleiben immer dann, wenn wir einen guten Platz finden, vor Ort. Und so bleiben wir direkt am nicht weit entfernten Strand von La Coronilla wieder hängen.
Die alte Befestigungsanlage Fortaleza Santa Teresa aus dem 18. Jahrhundert kann für kleines Geld (und für Peter als Senior sogar kostenlos) besichtigt werden. Wir streifen durch die gut erhaltene Anlage und die geöffneten Räumlichkeiten. Die Toilettenanlage aus damaliger Zeit wäre allerdings (zumindest für alle die, die nicht gedient haben bzw. für den weiblichen Part) gewöhnungsbedürftig gewesen.
Das Fort gehört zum Parque Nacional Santa Teresa, wo es einerseits eine Parklandschaft mit vielen Palmen, andererseits Küste und Dünen zu sehen gibt. Bei einigen der vorkommenden Vögel muss man schon genau hinschauen, wenn sie gut getarnt im Buschwerk sitzen, während andere schon von weitem gesehen und gehört werden, wie z.B. die Wehrvögel.
Ein Abstecher führt uns zur Laguna Negra. Die erhofften Wasservögel gibt es nicht zu sehen, aber dafür eine überaus interessante Vegetation. Kakteen und mit Flechten behangene Bäume - gegensätzlicher kann es kaum sein. Und wenn man genau hinschaut, entdeckt man auch einige Landvögel.
Wieder kommen wir nicht weit. Am Punto del Diablo verbringen wir das Wochenende ruhig in schöner Umgebung.
Später verlässt die Ruta 9 die Küste, wir folgen deshalb der 10, die weiter an der Küste entlangführt. Es geht zunächst durch Weidelandschaft. Dann bringt uns eine "dirt road" nach Barra de Valizas mit eindrucksvoller Dünenlandschaft. An die unzähligen Skimmer, die auf einer Sandbank sitzen, kommt man leider nicht näher heran. Es würde auch nichts bringen, fliegen sie doch schon bei der leisesten Störung wild durcheinander auf.
Wie schon erwähnt, finden wir dank Wintersaison problemlos Stellplätze, die in der Saison sicherlich nicht möglich wären. Entlang der Küste weisen zahlreiche Leuchttürme den Schiffen den Weg. Zur richtigen Zeit soll man hier wohl auch Wale sichten können.
Auch an der Laguna de Rocha verbringen wir mehrere Tage, wandern die Dünenküste entlang, beobachten Vögel und genießen die farbenprächtigen Sonnenauf-/untergänge.
Die Straße führt entlang der Küste zur Laguna Garzón. Eine interessante Brückenkonstruktion führt hinüber auf die andere Seite der Mündung. Dort kaufen wir bei den einheimischen Fischern eine Riesenportion frischen Brotola, eine Dorschart.
Vorbei am Leuchtturm von José Ignacio und über eine weitere ungewöhnliche Brücke erreichen wir Punta del Este, wo wir nur kurz anhalten, um die "Dedos" (The Hand in the Sand) anzuschauen. Ansonsten ist es uns hier in der Ecke zu dicht besiedelt, weshalb wir nun ein wenig schneller unterwegs sind.
An der Punta Ballenas halten wir allerdings auch noch einmal an, um die große Anlage Casa Pueblo, die von einem Künstler erbaut wurde von außen zu bestaunen. Die Steilküste hier ist erstaunlicherweise übersät von vielen blühenden Blumen.
Länger bleiben wir dann wieder an Punta Negra und Punta Colorada. Hier gibt es an zwei Abenden je eine ordentliche Portion des zuvor gekauften Fisches, grätenfrei und äußerst schmackhaft. Schöne Sonnenaufgänge gehören genauso dazu wie entsprechende Untergänge.
Von hier aus drehen wir eine kleine Runde durchs Landesinnere. Die Landschaft ist ganz nett, aber alles ist eingezäunt. In Minas schauen wir uns das Reiterdenkmal für General Artigas an - es soll angeblich das größte der Welt dieser Art sein. Die Kathedrale ist leider geschlossen.
In der Nähe gibt es beim Cerro Arequita einen Bestand der Ombubäume. Auffallend ist der sehr kurze, dafür aber verdickte Stamm.
Zurück an der Küste fahren wir durch Piriapolis, wo wir gut einkaufen können. Dann aber nichts wie weg; hier ist es uns zu dicht bebaut.
Außerhalb finden wir dann aber wieder bessere Plätze, obwohl die Gegend insgesamt sehr touristisch ist. Aber die Ferienhausanlagen sind im Moment alle verwaist.
Bei Atlantida toben, wie überall entlang der Küste, die Papageien herum. Diese hier sind ausnahmsweise einmal nicht ganz so scheu und lassen sich recht gut fotografieren. Zum Abschluss unserer Küstentour noch ein paar Fotos vom Adlerhaus La Aguila. Wir werden nun einen Ortswechsel Richtung Rio de la Plata vornehmen.
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Brasilien 2: Iguazú-Wasserfälle und Fahrt zur Grenze Uruguay
22. Juni 2018
Die Streiks in Brasilien sind beendet. Nachdem sich die Lage nun wieder beruhigt hat, beschließen wir doch noch zu den Iguazú-Wasserfällen zu fahren. Über die Ruta 2 und 7 geht es noch einmal Richtung Ciudad del Este. Ein Stück vor der Grenze übernachten wir ruhig und absolut alleine auf dem schönen Gelände des Club Nautica Tacuaro, bevor wir uns am nächsten Morgen ins Grenzgetümmel stürzen. Es handelt sich aber großenteils um "kleinen Grenzverkehr", d.h. an den Schaltern für die Aus- und Einreise ist nichts los. So erfolgt die Abfertigung auf beiden Seiten der Grenze freundlich und flott. Bald sind wir im Besitz der erforderlichen temporären Einfuhrpapiere für den MAN.
Die Iguazú-Wasserfälle liegen an der Grenze zwischen dem brasilianischen Staat Paraná und der argentinischen Provinz Misiones. Sie bestehen aus 20 größeren und weit mehr als 200 kleineren Wasserfällen. Beide Länder haben entsprechende Nationalparks eingerichtet, die UNESCO Welterbe sind. Wir quartieren uns nicht weit entfernt von der brasilianischen Seite der Wasserfälle beim schön gelegenen Hostel Paudimar auf dem angeschlossenem kleinen Campinggelände ein - ein Camping mit Frühstück, hatten wir auch noch nie. Dann heißt es abwarten, denn das Wetter ist schlecht. Bei Regen und tiefhängenden Wolken macht ein Besuch keinen Sinn. Aber pünktlich zu Christines Geburtstag erfolgt eine Wetterbesserung.
Zuerst steht die brasilianische Seite der Fälle auf dem Programm. Von hier hat man den besseren Panoramablick, da die meisten der Fälle auf der argentinischen Seite liegen. Es ist viel los, teilweise müssen wir an den Aussichtspunkten warten, bevor wir fotografieren können. 2009 waren wir an den (auch sehr touristischen) Niagara-Fällen und waren begeistert. Hier sind wir aber noch deutlich beeindruckter, dies sicherlich auch angesichts der Tatsache, dass die Umgebung der Fälle keine Stadt- sondern eine Naturlandschaft ist.
Im gesamten Park, vor allem aber an den Aussichtspunkten und Restaurants, sind große Mengen an Nasenbären unterwegs, die keinerlei Scheu vor den Menschen haben, teilweise extrem aufdringlich sind und sogar aggressiv werden können. Etliche Schmetterlinge gibt es zu bewundern.
Der sogenannte Teufelsschlund (Garganta del Diablo) ist eine 150 m breite und 700 m lange Schlucht, durch die die Grenze zwischen Brasilien und Argentinien verläuft. Diese Schlucht ist natürlich der Touristenmagnet schlechthin. Unten auf den Stegen muss man sich mit dem Fotografieren ein wenig beeilen, da ansonsten alles vom Sprühnebel nass ist. Aber dort so nah der gewaltigen Wassermassen zu stehen ist schon toll.
Zum Abschluss genießen wir in einem Restaurant oberhalb der Fälle ein leckeres Buffet - ein gelungener Geburtstag!
Am Nachmittag besuchen wir noch den Parque das Aves. Zoos mögen wir eigentlich nicht, aber dieser Vogelpark ist anders. Es handelt sich auch um eine Auffangstation, wo u.a. verletzte Tiere wieder aufgepäppelt werden, wo Nachzucht seltener Arten betrieben wird. Viele der Vögel werden erfolgreich wieder ausgewildert. Der Park liegt inmitten der Vegetation des Atlantischen Regenwaldes und beherbergt in großzügigen, teils begehbaren Volieren meist brasilianische Vogelarten, darunter auch seltene. Gelegenheit, einige der in Freiheit gesehen Arten einmal ganz aus der Nähe zu beobachten. In einem Schmetterlingshaus darüber hinaus die Möglichkeit, Schmetterlinge und Kolibris zu sehen.
Am nächsten Tag lassen wir uns dann nach Argentinien fahren - der MAN bleibt währenddessen bei Paudimar. Die Grenzübertritte sind kein Problem, unsere Fahrerin begleitet uns dabei jeweils - alles ruck zuck erledigt. Hier auf der argentinischen Seite der Fälle ist viel weniger Betrieb als gestern auf der brasilianischen. Mit dem kleinen Zug fahren wir verschiedene Stationen an. Auf Anraten eines Parkrangers ändern wir unsere ursprünglich geplante Reihenfolge. Zuerst laufen wir den sogenannten Circuito Inferior, danach den Circuito Superior. Toll!
Auch hier tummeln sich in Nähe der Restaurants die aufdringlichen Nasenbären. Außerdem kriegen wir einige Vögel und Schmetterlinge zu sehen.
Später fahren wir dann zur Diablo del Garganta. Hier will natürlich jeder hin, deshalb ist etwas mehr Betrieb. Aber von diesem Standort sind später am Tag die Lichtverhältnisse besser als am Morgen, so dass wir das gerne in Kauf nehmen.
Auch hier schließen wir unseren Besuch mit einem leckeren Essen im Buffet-Restaurant ab und können so unsere letzten argentinischen Pesos verbrauchen. Die Rückkehr nach Brasilien erfolgt genauso flott wie der Hinweg. Am Ende des Tages haben wir vier weitere Stempel in unseren Pässen.
Am nächsten Tag verlassen wir das Paudimar und machen uns auf den Weg Richtung Chuy an der uruguayischen Grenze. Die Straßen sind teilweise von dem vielen LKW-Verkehr stark beschädigt. Dazu kommen überall die schrecklichen Lomados - die teilweise extremen Bodenschwellen, die zur Reduzierung der Geschwindigkeit angebracht sind. Wehe, wenn man einen übersieht, dann scheppert es ganz gewaltig. Wir fahren den ganzen Tag und haben gerade einmal 300 km geschafft. Die Landschaft gefällt uns eigentlich ganz gut, aber alles ist eingezäunt. Nicht leicht, einen Übernachtungsplatz zu finden. Aber es gelingt uns dann doch. Dies gilt auch für die weiteren Nächte entlang der Strecke. Bei der Maut schaffen wir es meist, als PKW behandelt zu werden; einmal allerdings ist absolut nichts zu machen. Begründung: Unsere Reifen seien zu groß, deshalb Behandlung als LKW.
Nach einigen Tagen sind wir an der Küste im südlichen Bereich angekommen. Wir fahren an den Strand von Praia do Cassino. Das Wetter ist nicht gut, es hat geregnet. Entsprechend sieht die Zufahrtstraße aus. Wir richten uns am Strand ein. Wir stehen noch nicht lange, da tauchen zwei Brasilianer auf. Die Verständigung ist schwierig, sie fahren wieder. Nach einiger Zeit sind sie wieder da, diesmal sind aber mehr Personen (zwei Ehepaare und ein junger Mann) dabei, u.a. auch Danièle, die Englisch spricht. Man gibt uns zu verstehen, dass es nicht absolut sicher sei, hier zu stehen und dass man sich Sorgen um uns mache. Sie bieten uns ihr Gelände für die Übernachtung an. Nach einiger Überlegung fahren wir mit. Sie haben hier in der Nähe ein Ferienhaus mit einem schönen großen Grundstück. Hier treffen wir auch ihre Kinder. Trotz der Verständigungsprobleme unterhalten wir uns lange mit den beiden Familien. Nach dem Abendessen müssen sie dann los. Es ist Sonntag, und morgen müssen sie alle wieder arbeiten. Wir erhalten noch Geschenke, u.a. ein Wetterhäuschen; dann bittet man uns noch, bei Abfahrt das Tor zu verschließen. Wir sollen ruhig solange wir wollen auf ihrem Grundstück bleiben. Unglaublich! In der Nacht fängt es dann heftig an zu gewittern und zu regnen. Einen solchen Regen haben wir selten erlebt. Am nächsten Morgen steht die ganze Wiese unter Wasser.
Danke noch einmal an Danièle und ihre Familie/Freunde für die freundliche Aufnahme.
Wir fahren weiter Richtung Süden. Auf den Weiden unzählige Ibisse. Leider ist es düster, keine gute Voraussetzung fürs Fotografieren. Weit fahren wir nicht, sondern bleiben an der Laguna Mirrim, wo wir auf der Suche nach einem Stellplatz zunächst ins kleine Dorf Capilha mit alter Kirche gelangen. Ein gutes Stück entfernt verbringen wir dann eine ruhige Nacht oberhalb der Dünen.
Weiter geht es Richtung Grenze. Das Wetter ist besser, aber immer noch hängen die Wolken tief, haben wir kein besonders gutes Fotolicht. In einem Feuchtgebiet sehen wir auf den eingezäunten Weiden viele Tiere, denken aus der Ferne dabei zunächst an weidende Schafe. Aber weit gefehlt! Als wir näher kommen, sehen wir unvorstellbare Mengen an Wasserschweinen. Ihr erinnert Euch - die größten Nagetiere der Welt! Siehe Patanal. Des weiteren entdecken wir noch viele verschiedene Vögel. Die großen Halsband-Wehrvögel hatten wir bis dato noch nicht gesehen.
Bald ist die Grenze nach Uruguay erreicht. Hierüber dann mehr im nächsten Bericht.
Weiter geht es mit Uruguay 1: Atlantikküste
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